Oper in deutschen Ländern

Morden aus Liebe

Eine Szene aus Richard Strauss' "Die Ägyptische Helena" an der Deutschen Oper Berlin
Eine Szene aus Richard Strauss' "Die Ägyptische Helena" an der Deutschen Oper Berlin © Marcus Lieberenz/Deutsche Oper Berlin
04.06.2016
Kriegsende, Troja geschleift - die Griechen sind furchtbare Rächer. Richard Strauss schrieb seine "Ägyptische Helena" selbst nach einem großen Krieg. An der Deutschen Oper Berlin wurde sie gegeben mit der Frage: Troja – Erster Weltkrieg – zwanziger Jahre – heute?
Es ist eine Heimkehrergeschichte – Menelas führt seine Frau nach dem Krieg nach Sparta zurück. Er hat Furchtbares erlebt – zehn Jahre Gemetzel haben seine Seele durchfurcht. Er will Helena für seine Erlebnisse, für die Verwundungen verantwortlich machen und töten. Die Nymphe Aithra greift gleich mehrfach ein, sie verhindert den Mord und wirkt wie eine moderne Paarberaterin – sie versucht die seelischen Brüche aufzuarbeiten.
Richard Strauss selbst hat "die Agyptische Helena" auf ein Libretto von Hugo von Hofmannsthal als "Ehedrama modernster Psychologie im Geist und Gewand einer mythologischen Oper" beschrieben, anzusiedeln "vor zwei oder drei Jahren irgendwo zwischen Moskau und Neuyork". Es ist eine moderne Oper, in der seelische Verwundungen Musik geworden sind. Menelas, der siegreiche, starke Feldherr muss in der Oper sein Trauma besiegen. Zwanghaft hat er über Jahre hinweg um sich geschlagen und Männer gemordet, die sich der Wiedervereinigung mit seiner Helena entgegenstellten. Helena ist für ihn zum Synonym für "Töten" geworden. Ohne fremde Hilfe, ohne den psychologischen Weitblick der Mentorin Aithra würde er nun Helena ermorden – er hat für sie getötet und muss die Taten rächen.
Die Geschichte lässt sich auf die Soldaten von Heute übertragen, die im Irak, in Afghanistan, in Syrien, in der Ukraine morden und seelisch verkrüppelt werden – die Oper handelt von den Traumata eines gerade überstandenen Krieges.
Deutsche Oper Berlin
Aufzeichnungen vom 1. und 8. April 2016
Richard Strauss
"Die ägyptische Helena"
Oper in zwei Aufzügen
Libretto: Hugo von Hofmannsthal
Helena - Ricarda Merbeth
Menelas - Stefan Vinke
Aithra - Laura Aikin
Altair - Derek Welton
Da-Ud - Andrew Dickinson
1. Dienerin der Aithra - Alexandra Hutton
2. Dienerin der Aithra - Stephanie Weiss
1. Elfe - Elbenita Kajtazi
2. Elfe - Alexandra Ionis
3. Elfe - Rebecca Raffell
Die alles-wissende Muschel - Ronnita Miller
Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
Leitung: Andrew Litton