Experte Fussek zur "Konzertierten Aktion Pflege"

"Solange die Basis sich nicht meldet, wird nichts passieren"

Eine Altenpflegerin hilft einer Bewohnerin in einem Altenpflegeheim aus dem Bett. Im Vordergrund steht ein Rollstuhl.
Auch die neue Initiative der Bundesregierung, mit der sie den Arbeitsalltag von Pflegenden verbessern will, wird kritisiert. © imago/Inga Kjer
Claus Fussek im Gespräch mit Julius Stucke · 03.07.2018
Die Bundesregierung will die Situation von Pflegekräften verbessern. An dieser "Konzertierten Aktion Pflege" kann Experte Claus Fussek aber nichts Gutes erkennen. Er ruft Pflegekräfte dazu auf, sich zu wehren - und plädiert für mehr staatliche Einrichtunge.
Binnen eines Jahres will die Bundesregierung mit der "Konzertierten Aktion Pflege" Verbesserungen für Pflegekräfte erreichen. Arbeitgeber und Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände und Kirchen, Krankenkassen und Betroffenenverbände sollen in Arbeitsgruppen Vorschläge dafür erarbeiten.
Claus Fussek, als kritischer Branchenkenner bekannt, erwartet wenig von dieser Initiative. "Wir tauschen seit Jahrzehnten bekannte Forderungen aus", sagt er auf Deutschlandfunk Kultur. Die Teilnehmer dieser Gremien würden sich alle kennen - und die Argumente ebenfalls.

Kommunale Träger geeigneter als Pflegekonzerne?

Das große Problem sei, dass die Pflege seit Jahren dem freien Markt überlassen sei. Private Konzerne verdienten in diesem Bereich sehr viel Geld. Sinnvoller wären seiner Meinung nach mehr staatliche Träger. "Viele vorbildlich geführte Einrichtungen sind in kommunaler Trägerschaft", sagt Fussek. Dazu kämen viele Angehörige und Ehrenamtliche, die Aufgaben seien also auf viele Schultern verteilt. So sei gute Pflege möglich.
Aber auch mehr Gegenwehr der Pflegenden sei notwendig. "Solange die Basis sich nicht zu Wort meldet, wird nichts passieren." Fussek rief die Pflegekräfte dazu auf, sich mehr miteinander zu solidarisieren. "Die Pflege ist zu nicht mal zehn Prozent gewerkschaftlich organisiert", kritisiert Fussek.
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