Eva Herman rettet den Tenno

Von Gerd Brendel · 08.09.2006
Was für eine Woche im Zeichen der Jungfrau aus Wien und der tapferen Mütter anderenorts: Und alles, alles hängt irgendwie zusammen. Wer behauptet, dass im globalen Dorf nur die Männer was auf die Beine stellen können, hat nichts verstanden von den wirklichen Kräften hinter den Dingen.
Wer hätte gedacht, dass die binnendeutsche Debatte um das nostalgische Gesellschaftsbild einer Medien-Frau - deren Wirken gesamtglobal auf den ersten Blick doch eher das Flügelflattern einer Eintagsfliege, und nicht der Flügelschlag eines Weltenvogels - ihre volle Wirkung erst im fernen Osten entfalten sollte? Der Schmetterling schlägt mit den Flügeln und am anderen Ende der Welt bricht ein Taifun los: Unsere Schmetterlingsfrau heißt Eva Herman.

Auf ihrer Webpage stellt sie sich als Ostfriesin mit treublauen Augen, goldblond und extrem schlau vor. Und kaum ist Ihr Appell an die Geschlechtsgenossinnen, Beruf und Karriere den Rücken zu kehren, um sich voll und ganz Wochenbett und Herd zu widmen, keine halbe Woche alt, da erreicht uns aus Japan wie das grollende Echo ihrer mahnenden Worte die frohe Nachricht von der Geburt eines männlichen Stammhalters der kaiserlichen Dynastie. Mit anderen Worten: Jetzt endlich ist gesichert, dass japanische Prinzessinnen das weiter machen können, was Eva Herman fordert: Kinder kriegen und zuhause bleiben. Den Mund halten sie ja sowieso schon meist.

Die leidige Diskussion über japanische Frauen, die im Hauptberuf als Kaiserin ihre Landsleute repräsentieren ist damit endgültig vom Tisch. Zur Freude aller konservativen Japaner, zur Freude der Eva Herman und natürliche ihres Verlags. Denn eine bessere Reklame für die globale Vermarktung ihres Büchleins "Eva-Komplex" kann es gar nicht geben. Wer zwischen Hermans Promo-Tour und Prinzessin Kikos Niederkunft keinen Zusammenhang sieht, muss mit Blindheit geschlagen sein. Keine Frage, die Weltverschwörung der Frauen hat mal wieder zu geschlagen: Genau - der Frauen, nicht der Männer.

Denn natürlich ist das Gejammer über Doppelbelastung und Gebärzwang nur Vorwand um den Männern ein schlechtes Gewissen zu machen: Seht her, ihr herzlosen Manager. Erst unterdrückt ihr uns am Arbeitsplatz und dann vermiest ihr uns auch noch das bequeme Hausfrauen-Leben! Und wer ein schlechtes Gewissen hat, wird schwach. Zum Beweis mal ein Blick in die Medien: Welche Männer können da, wenn überhaupt in den letzten Tagen noch neben Kapusch, Herman und Prinzessin Kiko bestehen? Genau: Dieter Bohlen und der Papst. Ersterer als blondierter Sugardaddy , zweiter als Modell für lustige Hüte. Wer soll so jemanden ernst nehmen?

Auch dahinter muss die Weltverschwörung der Frauen stecken. Eva Herman und Prinzessin Kiko sind nur die Spitze der weiblichen Führungsclique des Universums. Die anderen wirken im Verborgenen. Wer dazu gehört kann man sich nur denken: Angela Merkel macht die Vereinskasse, Madonna hypnotisiert die Massen, die Queen leitet die Geheimgefängnisse für renitente Männer und Hillary Clinton, Hillary Clinton verabreicht zusammen mit Sabine Christiansen allen Weltpolitikern halluzinogene Drogen aus ihren Stöckelschuhen und die Sekretärinnen öffentlich-rechtlicher Sendeanstalten streuen Beruhigungsmittel auf die Hamburger der Redakteure. Da kann Seehofer Kontrollen fordern wie er will.

"Was wäre anders, wenn ich ein Mann wären?", fragt sich Eva Herman auf ihrer Webpage scheinheilig. "Nicht viel" antwortet sie sich selber, "ich wäre wohl größer und hätte etwas mehr am Körper herum – (meistens ) hängen." Haha. Aber eins hat die treublonde Ostfriesin vergessen: das Gehirnvolumen. Das ist bei Männer nämlich immer noch größer, was nicht nur wissenschaftlich erwiesen ist, sondern auch durch zahlreiche Produkte überragender reinmännlicher Geistesarbeit belegt, wie dieser Kolumne zum Beispiel.