Eva de Cologne

Von Daniela Meyer |
Ihre "german jeans" machten sie berühmt: Eva Gronbach ist inzwischen eine der gefragtesten Designerinnen Deutschlands. In ein paar Tagen will die Geschäftsfrau mit dem Spitznamen "Eva de Cologne" in Köln ihren ersten eigenen Laden eröffnen.
Eva de Cologne. So wurde die heute 36-jährige Eva Gronbach während ihres Designstudiums in Paris und Brüssel genannt. Inzwischen ist besagte Eva aus Köln eine der erfolgreichsten Designerinnen Deutschlands.

Ihre schwarz-rot-goldenen Entwürfe, ihre "german jeans" und der Bundesadler, ihre Markenzeichen, sind Statements für deutsche Mode und werden weltweit getragen. Ab Juli rasen auch die Zugbegleiter des Hochgeschwindigkeitszuges Thalys in von ihr designten Uniformen durch Europa. Zuvor aber eröffnet Eva Gronbach am 31. Mai noch ihren ersten eigenen Laden, natürlich in Cologne.

Eva Gronbach steht mit aufgekrempelten Jeans, grauem Shirt und schwarzen Ballerinas in ihrem noch leeren Laden und begutachtet den antiken Boden aus Stein, den ein Handwerker gerade versiegelt.

Ihre dunkelblonden, kinnlangen Haare hat sie zu einem Zopf gebunden, ihr schmales, hübsches Gesicht ist ungeschminkt, natürlich und begeisterungsfähig für alles, was um sie herum geschieht. Es sind die letzten Feinschliffe an ihrem ersten eigenen Laden.

"Der erste Raum, da ist Verkauf, das heißt da hängen die Kollektionen, da ist die Theke, das Schaufenster, das Ganze ist auch ein Altbau, also so ein richtig kleiner, süßer Laden, wie man den sich schon als Kind vorgestellt hat."

Eva Gronbach beschreibt all das auch mit einer geradezu kindlichen Vorfreude. Aber bei aller, sie so sympathisch machender Mädchenhaftigkeit, ist Eva Gronbach aber vor allem eines: eine erfolgreiche Geschäftsfrau, eine der gefragtesten Designerinnen Deutschlands.

Ihre Kollektionen werden weltweit verkauft, sie hat schon für Größen wie John Galliano und Hermés designt, Modeausstellungen konzipiert und sie ist eine gefragte Gastdozentin an Modeschulen. Ihr erster eigener Laden im belgischen Viertel in Köln ist trotz allem eine Herausforderung.

"Da ist kein Vermittler mehr, kein Einkäufer-, Verkäufer oder anderer Laden, sondern es ist wirklich Kritik, oder auch ein positives Feedback, was einfach direkt bei mir ankommt. Und ich freu mich darauf. Es hat auch insgesamt was Bescheideneres muss ich sagen. Also das ist nicht diese dicke Modemaschine. Es ist ein kleiner Laden, und es ist ganz ehrlich eigentlich was hier passiert. Und dadurch aber auch so wertvoll, find ich."

Eva Gronbachs Bescheidenheit wirkt nicht wie das gerade schicke Understatement der Modewelt, einer Branche die sie selbst übrigens für viel zu hysterisch hält. Sie weiß was sie erreicht hat und zeigt das auch.

Zum Beispiel wenn sie stolz erzählt, dass sie gerade die neuen Uniformen des Personals des europäischen Hochgeschwindigkeitszuges Thalys designt. Wenn diese am 1. Juli in vier großen Modeschauen in Köln, Paris, Brüssel und Amsterdam präsentiert werden, wird sie im Mittelpunkt stehen. Verdientermaßen.

"Ich hab die Verhandlungen geführt, ich mach das komplette Pressekonzept, ich mach das Casting, das Shooting, also das ganze Kreativpaket, das kommt alles aus meinen Händen. Das macht mich sehr zufrieden. Ich bin ein kreativer Kopf, ich will immer denken. Und dieses Denken braucht Freiheit."

Auch deshalb hat sie sich kürzlich von ihrem engen Atelier in der Innenstadt und den bisherigen Geschäftspartnern getrennt. Jetzt arbeitet sie wieder in alleine, an einem riesigen Tisch, in einem puristischen Loft in Kölns Kreativviertel Ehrenfeld, wo sie auch lebt - noch ohne ihren Freund, aber mit Pudel Zorro und zwei Katzen. Wenn sie sie dort aus dem Fenster schaut, sieht sie auf die Schienen, auf denen der Thalys von Köln aus durch Europa rast.

"Diese Verbindung Köln, Paris, Brüssel, Amsterdam, für mich ist das richtig magisch."

Der Grund für ihre Begeisterung: Fast alle Stationen des Thalys sind auch Stationen in Eva Gronbachs Leben. In Köln wurde sie 1971 geboren, als Tochter eines Mitbegründers einer Waldorfschule, die sie dann auch zwölf Jahre besuchte, bevor sie sie eine Lehre zur Schneiderin begann.

In Brüssel hat sie dann Modedesign studiert und in Paris weiter gelernt, bei berühmten Designern wie Galliano und Yamamoto. Vor sechs Jahren entschied sie sich schließlich für ein eigenes Atelier - wieder in Köln. Eine europäische Karriere.

"Ich glaub, das Europäische bin ich. Ich kann sagen, die Grenzen, die ich lebe, sind europäisch. Das Geld, das ich hab, ist europäisch. Die Freunde, die ich hab, sind europäisch. Also, ich lebe Europa."

In ihrer Mode hingegen lebt Eva Gronbach immer wieder das Deutsche aus. In Entwürfen in schwarz-rot-gold, oder mit ihrem aufgedruckten Markenzeichen, dem Bundesadler. Damit ist sie international bekannt geworden. Doch ihre Mode versteht sie nicht als patriotische Statements, sondern als modische Auseinandersetzung mit ihrem Lebensraum. So hat sie sich in ihren Kollektionen "Glück auf" und "german jeans" mit dem Ruhrgebiet befasst, indem sie Original-Bergarbeiterkleidung in aktuelle Mode verwandelt hat.

"Was interessanterweise kreativ da, nicht nur bei mir passiert ist, diese lokale Inspiration. Das heißt: Ich bin Europa, entdecke Deutschland, daraufhin entdecke ich das Ruhrgebiet mit Glück auf, werde regional. Also erst national, dann regional, und ich hab eine neue Marke, wo ich komplett lokal werde."

Diese neue lokale Marke nennt sie dann auch: Eva de Cologne. So wurde sie während ihres Studiums genannt.

"Ah, c´est Eva de Cologne. Also, das war mein Spitzname und ich finde den aber auch sehr schön, weil man durch diesen Vergleich mit Eau de Cologne sehr schnell in der Luxusware ist. Es riecht direkt gut, ist was Zartes, und die Marke soll halt überhaupt eine weiblichere Linie sein."

Das passt. Zu ihr selbst und zu ihrer beruflichen Entwicklung, in der sich auch ein Kreis schließt, sobald Kölner Kundinnen Eva de Cologne tragen. Zuvor aber muss Eva Gronbach noch eine letzte Lücke schließen. Am Boden. Der Handwerker hat eine kleines Stück vergessen. Sie schnappt sich den Pinsel und versiegelt es. Mit einem letzten entschlossen und gezielten Strich. Der sitzt. Perfekt.