Euroradio-Opernsaison

"Der Wildschütz" zählt neben "Zar und Zimmermann" zu den beliebtesten Opern von Albert Lortzing. Die "Fünftausend Taler"-Arie ist der große "Schlager" dieser rasanten Geschichte um die Verlockungen des Geldes und der fleischlichen Gelüste. Der einst so populäre Komponist ist heute weitestgehend vergessen. Am 20. April 2013 feierte "Der Wildschütz" in der Volksoper Wien Premiere.
Die Uraufführung der Oper "Der Wildschütz" fand am Silvesterabend 1842 in Leipzig statt. Der Komponist selbst spielte und sang die Rolle des gehörnten Schulmeisters Baculus. Nur drei Tage später übrigens stand in Leipzig "Der fliegende Holländer" von Richard Wagner auf dem Premierenspielplan.

Der Allrounder Lortzing, der Dichterkomponist, Sängerschauspieler und Dirigent, hatte für seine Oper in drei Akten das Libretto nach dem Lustspiel "Der Rehbock oder Die schuldlos Schuldbewussten" von August Friedrich Ferdinand von Kotzebue selbst verfasst. Zwar hatte Lortzing die gröbsten Schlüpfrigkeiten seiner Textvorlage vorsichtshalber schon getilgt, aber das Etikett "Wollustspiel" sollte dennoch fest an dem Stück kleben bleiben.

Die verworrene Geschichte um eine falsche Braut, die allen den Kopf verdreht und einem Grafen, der jedem Rockzipfel nachblickt, galt rasch als eine unschicklich infame, verwerfliche und elende Oper bei der Kritik. Das Publikum kam dennoch in Scharen.

Trotz aller Freizügigkeiten hielt Albert Lortzing den Menschen des Vormärz hier deutlich den Spiegel vor. Er gab seiner Oper den Untertitel "Die Stimme der Natur". In der Wiener Premiere rückte der Regisseur Dietrich W. Hilsdorf den Blick ein wenig ab von den Ausschweifungen der Aristokratie hin zu dem geldgierigen Schulmeister Baculus, der seine Braut für 5.000 Taler verschachert und sich dabei als glücklicher "Kapitalist" fühlt. Der "neue" Wildschütz bekam deshalb in Wien einen neuen Untertitel: Ein unmoralisches Angebot.



Euroradio-Opernsaison
Volksoper Wien
Aufzeichnung vom April 2013

Albert Lortzing
"Der Wildschütz"
Komische Oper in drei Akten

Graf von Eberbach – Daniel Ochoa
Die Gräfin, seine Gemahlin – Alexandra Kloose
Baron Kronthal – Mirko Roschkowski
Baronin Freimann – Anja-Nina Bahrmann
Nanette – Christina Sidak
Baculus – Lars Woldt
Gretchen – Elisabeth Schwarz
Pankratius – Gernot Kranner
Alice – Claudia Goebl
Berta – Sera Gösch
Cäcilie – Manuela Leonhartsberger
Ein Hochzeitsgast – David Busch
Chor, Kinderchor und Orchester der Volksoper Wien
Leitung: Alfred Eschwé

nach Opernende ca. 21:55 Uhr Nachrichten