Europaspiele

Propagandaschau in Baku

Logo für die European Games 2015 in Baku
Logo für die European Games 2015 in Baku © afp / Tobias Schwarz
Von Günter Herkel · 10.06.2015
Am 12. Juni werden in Aserbaidschans Hauptstadt Baku die ersten European Games eröffnet. Auch Deutschland ist mit einigen Sportlern wie Fabian Hambüchen und Timo Boll dabei. Kritiker sehen die Spiele als Propagandaschau des Regimes.
Wieso überhaupt Europa-Spiele? Seit Jahrzehnten schon gibt es die African Games, die Panamerican und die Asian Games. Warum also sollten nicht auch die Europäer ihre eigenen Kontinental-Spiele haben? Die Initiative dafür sei aus dem Europäischen Olympischen Komitee (EOK) gekommen, berichtet Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Am sportlichen Wert der Spiele lässt er keinen Zweifel.
Vesper: "In 10 von 20 Sportarten kann man Qualifikationspunkte für Rio de Janeiro, für die Olympischen Spiele erreichen. Also das ist schon ein hoher sportlicher Stellenwert. Ich rechne eigentlich mit sehr spannenden Wettbewerben."
Tatsächlich können die Sieger der Wettbewerbe im Tischtennis, Schießen und Triathlon sogar direkt ein Ticket für Rio 2016 lösen. In sieben weiteren Sportarten werden zumindest Ranglistenpunkte für die Olympia-Quali vergeben.
"Europäischer Leichtathletik-Verband war von Anfang an skeptisch"
Der DOSB selbst nominierte Athleten aus 16 Sportarten für die Wettkämpfe. Unbesetzt bleibt neben Basketball und Beach Soccer auch eine olympische Kernsportart, die Leichtathletik.
Vesper: "Der Europäische Leichtathletik-Verband war von Anfang an skeptisch, sicherlich zum einen deswegen, weil sie eine sehr lukrative Europameisterschaft haben, die sie gut vermarkten können."
Die Leichtathletik-Verbände stimmten - vor allem wegen ihres ohnehin übervollen Terminkalenders - gegen die Europaspiele. Der DOSB hatte Ende 2012 - trotz der repressiven politischen Verhältnisse im Gastgeberland - dafür votiert. Aserbeidschan war damals der einzige Bewerber für die Austragung.
Die European Games sind ein Trostpflaster für das Regime. Denn bei seiner Bewerbung um die Olympischen Spiele 2016 war die ehemalige Sowjetrepublik leer ausgegangen. Weitere sportliche Großereignisse werden folgen: 2016 steigt in Baku ein Rennen der Formel 1. Und 2020 richtet Aserbeidschan drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale bei der Fußball-EM aus.
Mehr zum Thema