Die Abwicklerin

Deutschlands oberste Bankenkontrolleurin Elke König wird wegen ihrer konsequenten Haltung von einigen "die harte Elke" genannt. Die Präsidentin der Finanzdienstleistungsaufsicht BaFiN wechselt nach Brüssel an die Spitze der neuen EU-Behörde zur Abwicklung von Krisenbanken.
Den Spitznamen "die harte Elke" hat sich Elke König, die Präsidentin der Finanzdienstleistungsaufsicht BaFiN, wacker erarbeitet - "durch Konsequenz", wie sie im Deutschlandradio Kultur sagte, nicht durch übertriebene Härte. Ansonsten sei ihr dieser Ehrentitel "wurscht", erklärte Deutschlands oberste Bankenkontrolleurin, die nun Chefin der neuen EU-Behörde zur Abwicklung von Krisenbanken in Brüssel wird.
Es reize sie, mit einem Team hoch motivierter europäischer Kollegen zusammenzuarbeiten. Für den Aufbau der neuen Behörde hat die 60-Jährige ein Jahr Zeit. Ein ziemlicher Parforce-Ritt. Wie will sie das bewerkstelligen? Elke König meint dazu: "Das ist ein Start-up. Das ist sicherlich eine Übung, bei der wir in den nächsten Monaten sehr konzentriert eine schlagfertige Truppe aufbauen müssen."
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Das Interview im Wortlaut:
Liane von Billerbeck: Fast könnte man in Deutschland ja den Eindruck gewinnen, die Eurokrise sei längst Geschichte, irgendwie zumindest. Der deutschen Wirtschaft geht es gut, aber natürlich ist sie nicht vorbei, die Krise. Heute wird die EZB darüber entscheiden, Staatsanleihen zu kaufen, tja, und dann gibt es ja da noch immer diese Krisenbanken, die schließlich irgendwer abwickeln muss. Immer, wenn eine Karre besonders tief im Schlamm steckt, könnte man meinen, muss eine Frau ran – in diesem Fall Elke König, Deutschlands oberste Bankenkontrolleurin, die Präsidentin der BaFin. Sie geht jetzt nach Brüssel, an die Spitze der neuen EU-Behörde zur Abwicklung der Krisenbanken, mehrheitlich bestätigt vom Europäischen Parlament. Jetzt ist Elke König am Telefon. Schönen guten Morgen!
Elke König: Guten Morgen, Frau von Billerbeck!
von Billerbeck: Abwicklung von Krisenbanken, das klingt, ehrlich gesagt, nicht besonders glamourös, sondern eher nach Ende, Entlassung, Arbeitslosigkeit. Was reizt Sie daran?
König: Ach, ich habe mal in einer Anhörung gesagt, ich sehe mich nun nicht als denjenigen, der das Bestattungsunternehmen und dafür möglichst dann ehrenwerte Bestattungen führt. Mich reizt daran eigentlich, dass es die zweite Säule der Bankenunion ist. Wir haben vor zwei Jahren ungefähr geschaffen, seit dem 4. November aktiv, die Europäische Bankenaufsicht, in Frankfurt bei der EZB ansässig. So. Und wer Aufsicht macht, muss auch sagen, wie geht er mit Instituten um, die eben nicht zu retten sind. Und so hat die Europäische Union für die Eurozone einen einheitlichen Abwicklungsmechanismus geschaffen, das ist die Behörde in Brüssel, zu deren Vorsitzenden ich gewählt worden bin.

Wert der Staatsanleihen, die die EZB seit Mai 201 gekauft hat© picture-alliance / dpa-Grafik
Mit einer schlagfertigen Truppe nach Brüssel
von Billerbeck: Das klingt danach, als seien Sie einfach nur konsequent, also nach dem Motto, wer A sagt, muss auch B sagen. Nun haben Sie ja für den Aufbau dieser neuen Behörde nur ein Jahr Zeit. Das klingt nach einem Parforceritt.
König: Ich habe das sehr einfach genannt: Das ist ein Start-up. Das ist sicherlich eine Übung, bei der wir in den nächsten Monaten sehr konzentriert eine schlagfertige Truppe aufbauen müssen. Aber ein wenig ist es auch so wie bei der einheitlichen Bankenaufsicht. Wir bauen ja nicht – wir fangen nicht bei Null an. Es gab in den einzelnen Mitgliedsstaaten bereits Einheiten, die sich mit dem Thema beschäftigt haben. Wir werden sehr eng zusammenarbeiten mit den Mitgliedsstaaten und natürlich mit der Bankenaufsicht in den einzelnen Ländern, aber auch der europäischen Bankenaufsicht. Insofern baut man ein Haus, bei dem zumindest das Fundament schon mal gegossen ist.
von Billerbeck: Gibt es eigentlich etwas, das Sie, abgesehen von Ihrer Kenntnis und Ihren Erfahrungen aus der BaFin-Zeit, mitnehmen möchten nach Brüssel, und vielleicht auch etwas, auf das Sie getrost verzichten können?
König: Fangen wir mit dem an, was man mitnimmt. Man nimmt sicherlich, gerade, wenn man hier aus Deutschland, aus der BaFin kommt mit ein durchaus wirklich gehöriges Maß an Wissen über den Bankenmarkt, ein gehöriges Maß an Wissen auch über Abwicklungsinstrumente über diese Überlegungen. Und, das darf man, glaube ich, auch nicht vergessen, ich baue darauf, dass es nicht nur in Deutschland, sondern insgesamt in Europa, sehr motivierte Mitarbeiter gibt, die sich mit dem Thema beschäftigen. Man ist da nie so alleine.
Das Zweite ist, ich glaube, es ist ein besonderer Wert, das sehe ich auch an der europäischen Bankenaufsicht, in einem europäischen Umfeld, also in einem Umfeld aus mehreren Mitgliedsstaaten einfach, die versuchen, die besten Ideen aufzunehmen. Ja, worauf kann man verzichten? Klingt jetzt komisch: sicherlich auf eine tiefe Krise, wie wir sie in den Jahren 2008 und 2009 hatten. Und insofern ist Bestreben sicherlich eher Prävention, Abwicklungsplanung, Beseitigung von Abwicklungshindernissen, um dann im Fall des Falles vorbereitet zu sein.
von Billerbeck: Sie haben ja den Spitznamen "die harte Elke", also der Ihnen da von Bankern, Politikern und Journalisten verliehen wurde. So ein Adjektiv kriegt man meistens gratis, wenn sich eine Frau in einer harten Gesellschaft durchgesetzt hat. Tut das weh, macht Sie das stolz, oder ist Ihnen das wurscht?
König: Ich würde sagen, Letzteres. Ich halte es auch weder für etwas, auf das man besonders stolz sein kann, noch etwas, für das man was kann. Ich halte mich auch nicht für hart, ich halte mich allerdings für konsequent. Wenn ich eine Überlegung für richtig halte, wenn sie abgesichert ist, dann kann man sie nicht nur zum Fenster heraus reden, dann muss man auch handeln.
Eine spannende Aufgabe
von Billerbeck: Sie tauschen nun Frankfurt gegen Brüssel. Worauf freuen Sie sich in der neuen Arbeit?
König: Meine Mitarbeiter in Bonn würden jetzt sagen, ich müsste erst mal klarstellen, dass der Hauptsitz der BaFin in Bonn ist, nicht in Frankfurt.
von Billerbeck: Oh, Verzeihung, liebe Bonner.
König: Das ist für jemanden, der in vielen Städten gelebt hat, vielleicht nicht ganz so wichtig. Aber die BaFin sitzt in Bonn. Bonn gegen Brüssel einzutauschen – Anfangsbuchstabe bleibt ja gleich – ist sicherlich weniger die Motivation, sondern es ist ein Schritt in eine europäische Aufsicht, in eine spannende Aufgabe. Und Aufbau einer Institution ist natürlich etwas, was noch mal reizt, aber sicher hier auch eine große Herausforderung ist.
von Billerbeck: Elke König, die neue Chefin der EU-Behörde zur Abwicklung von Krisenbanken. Ich danke Ihnen für das Gespräch, und Ihnen und der Behörde alles Gute!
König: Vielen Dank, Frau von Billerbeck!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio Kultur macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.