Etta Scollo: "Il passo interiore"

Der innere Spaziergang

Die italienische Sängerin und Songwriterin Etta Scollo beim Rheingau Musikfestival 2015. Sie trägt ein grünes Kleid und hält eine Gitarre im Arm.
Die italienische Sängerin und Songwriterin Etta Scollo © imago
Etta Scollo im Gespräch mit Matthias Mauersberger · 08.05.2018
Pop, Jazz, sizilianische Volksmusik und Opern – Etta Scollos musikalische Einflüsse sind vielfältig. Auch auf ihrem neuen Album "Il passo interiore" ist diese Mischung aus sizilianischer Tradition und Chanson zu hören.
Auf ihrem neuen Album "Il passo interiore" ("Der innere Schritt") verarbeitet Etta Scollo eigene Erlebnisse, aber auch Erzählungen oder Interviews von Überlebenden eines Grubenunglücks. Der innere Schritt, den der Albumtitel umschreibt, sei ein unbewusster Entscheidungsprozess, erzählt Etta Scollo:
"Das ist dieser ganz spezielle Schritt, der stattfindet, ohne dass wir das manchmal ahnen. Da, wo besondere Erfahrungen im Leben von Menschen geschehen, ist ein Kern, der sich selbstständig macht, weil er in uns ist, aber er weiß mehr als wir, er ist schon weiter, er hilft uns, nach Hause zu gehen mit Entscheidungen. Es sind Entscheidungen, die stattfinden, die wir aber noch nicht wahrnehmen.
Es ist ein Lebensprozess, visuell ist es für mich wie ein Spaziergang, ein Gehen. Ein innerer Spaziergang, das ist die innere Bewegung, die wir tagtäglich vollziehen."

Ein vertonter offener Brief

Ein Song ist den ertrunkenen Flüchtlingen vor der Mittelmeerinsel Lampedusa gewidmet. Die "Suite per Lampedusa" ist zugleich die Vertonung eines offenen Briefes der Bürgermeisterin von Lampedusa, Giusi Nicolini, aus dem Jahr 2013. Diese nannte im Brief die Toten vor der Insel eine "Schande Europas".
Etta Scollo ist noch immer sehr bewegt von diesem Brief: "Er ist immer noch eine Mahnung, dass man nicht so weit gehen darf, Menschen nur noch als Waren anzusehen, die einfach sterben können."
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