Ethikratsvorsitzende Alena Buyx

"Wir streiten wirklich sehr regelmäßig"

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Zu sehen ist Alena Buyx, die Vorsitzende des Deutschen Ethikrats.
Spürt die Last der Verantwortung als Ratgeberin der Politik: Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrats. © picture alliance / dpa / Michael Kappeler
Alena Buyx im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 25.06.2021
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Impfen, Lockdown, Freiheitsrechte: Der Deutsche Ethikrat bezieht in der Pandemie dazu Stellung. Bei den Sitzungen werde viel diskutiert, sagt die Vorsitzende Alena Buyx, die jetzt den Deutschen Nationalpreis erhält. Für Fußballfans hat sie einen Rat.
Der Deutsche Ethikrat ist in der Coronakrise besonders gefordert, denn als Ratgeber der Politik muss er Position zu heiklen Themen beziehen – wie zum Beispiel zur Impfreihenfolge. Mit Bauchgefühl habe das fast nichts zu tun, sagt die Vorsitzende Alena Buyx. Vielmehr sei es ein wissenschaftlicher Prozess, in den verschiedene Argumente, empirische Daten und aktuelle Erkenntnisse einflössen.
"Wir versuchen dann etwas zu formulieren, mit dem alle leben können. Und das ist durchaus sehr schwierig, weil das ja extrem kontroverse Themen waren in der letzten Zeit", betont die Medizinethikerin, Ärztin und Professorin an der Technischen Universität München. "Wir streiten wirklich sehr regelmäßig." Häufig mache der Ethikrat deutlich, dass es unterschiedliche, gut begründbare Positionen gebe.

"Ich würde nicht nach England reisen"

Buyx, die nun mit dem Deutschen Nationalpreis ausgezeichnet wird, bekennt aber, dass ihr die große Verantwortung mitunter auch Angst mache: "Ich glaube, das geht allen so, die sich im letzten Jahr in irgendeiner Weise bemüht haben, Rat zu geben."
Eine aktuelle Empfehlung hat sie persönlich an die deutschen Fußballfans, die sich gern das EM-Spiel im Londoner Wembley-Stadion am kommenden Dienstag ansehen würden: Besser nicht fahren.
"Insbesondere würde ich das niemandem empfehlen, der nicht schon voll geschützt ist durch die Impfung", sagt Buyx mit Blick auf die sich ausbreitende Delta-Variante des Coronavirus. Noch sei nicht klar, ob sie nicht doch gefährlicher als andere Varianten sei. "Ich würde nicht nach England reisen", betont Buyx.
(bth)
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