Esther Gonstalla: „Das Waldbuch. Alles, was man wissen muss, in 50 Grafiken“

Komplexes Wissen über Wälder

06:07 Minuten
Buchcover: Esther Gonstalla: "Das Waldbuch – Alles, was man wissen muss, in 50 Grafiken"
Ein vielschichtiges und informatives Buch mit Infografiken über die Realität des Waldsterbens, deren Anblick schmerzt. © Oekom / Deutschlandradio
Von Susanne Billig · 10.02.2021
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Mit "Das Waldbuch" ist der Grafikerin Esther Gonstalla ein Ökologie-Buch gelungen, das aufrüttelt. In 50 Bildern zeigt sie das Ausmaß des Waldsterbens weltweit und informiert über Lösungswege, mit denen sich das Ruder jetzt noch herumreißen ließe.
Auf einer blassgrünen Seite wiegt sich ein Riesentang im Meer. Im Sand verankert kann das seltsame Gewächs pro Tag stolze sechzig Zentimeter wachsen und sechzig Meter hoch werden, wären da nicht die Seeigel, die im Sand hungrig nahen.

Keine heile Wald-Welt

Fünfzig Grafiken, fünfzigmal komplexes Wissen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Wälder, übersichtlich aufbereitet für das Auge und für ein schnelles Verständnis: Das ist "Das Waldbuch" von Esther Gonstalla.
"Ökosystem Wald", "Wald und Klima", "Wald und Mensch", Wälder in Gefahr" und "Waldschutz" lauten die Kapitelüberschriften. Damit ist klar, dass es hier nicht um eine heile Wald-Welt mit munteren Tieren geht, sondern um den menschengemachten massiven Umwelt- und Klimastress, dem Wälder heute ausgesetzt sind.

Klare, schnörkellosen Zeichnungen

Die betont klaren und schnörkellosen Zeichnungen der versierten Infografikerin sind durchgehend in Schwarz, Grau- und Grüntönen angelegt.
Da füllt eine Sanduhr eine ganze Seite – was für eine überzeugende Visualisierung, um zu zeigen, wie sehr die Zeit drängt: Weltweit sind nur noch knapp die Hälfte der Wälder intakt, liest man in der oberen Hälfte der Sanduhr.
Doch die gezeichnete Waldlandschaft rinnt rasch hindurch und unten ist nur noch moderne Wüstenei zu sehen: Hochhäuser, eintönige Agroindustrie, Brände; im Hintergrund weht eine Totenkopfflagge.
Schlagworte rund um die Sanduhr erklären, wie es dazu kommen konnte: durch illegale Abholzung, Klimawandel, Fragmentierung der Landschaft, Waldbrände, Überflutungen, Übernutzung durch Weidetiere.

Unterwasserwälder könnten helfen

Dieses Buch macht anschaulich, wie im Reich des Lebendigen ein Phänomen, eine Lebensäußerung, ein Kettenglied ins andere greift und dass dieselben Ketteneffekte auch für ökologische Katastrophen gelten.
Beispiel Unterwasserwälder: An 25 Prozent der Meeresküsten wachsen Kelpwälder. Im Kampf gegen den Klimawandel können sie eine Schlüsselrolle spielen, denn sie speichern nicht nur CO2 aus der Umgebung, sondern federn auch die Negativfolgen des ökologischen Umbruchs ab, indem sie Schalentieren ein Refugium vor der Ozeanversauerung bieten, Küsten bei schweren Stürmen schützen und Fischern einen Ertrag gewährleisten.

Kettenreaktionen sichtbar gemacht

Doch nun kommt die Kettenreaktion: Weil der Mensch Raubbau an den Fischpopulationen in den Gewässern vor Alaska betreibt, sind die Seelöwen- und Robben-Populationen dramatisch geschrumpft.
Schwertwale schauen sich nach neuem Futter um und fressen vermehrt Seeotter – die aber sind dafür zuständig, Seeigel in Schach zu halten. Eine Seeigelinvasion macht nun den Kelpwäldern den langsamen Garaus. Alles das ist zu erfahren auf einer Doppelseite mit großen Zeichnungen und einigen Textkästen.

Noch gibt es Lösungen

Erneut ist Esther Gonstalla ein vielschichtiges und informatives Buch mit Infografiken gelungen, deren Anblick schmerzt, die aber im Schlussteil – Stichworte alternative Waldwirtschaft, waldfreundlicher Konsum, innovative Aufforstungsprogramme auf dem afrikanischen Kontinent – auch Lösungswege aufzeigen, die es dringend zu ergreifen und auszubauen gilt.

Esther Gonstalla: "Das Waldbuch – Alles, was man wissen muss, in 50 Grafiken"
Oekom/ München 2021
128 Seiten, 24 Euro

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