Essays von Pop-Kritiker Mark Fisher

Alles kehrt immer wieder zurück

Teilnehmer der Loveparade tanzen am 13.07.1996 vor dem Brandenburger Tor in Berlin.
Love Parade 1996: Jeder Trend kehrt irgendwann auf Kosten der Zukunft zurück. © dpa/ picture alliance / Peer Grimm
Tobi Müller im Gespräch mit Max Oppel · 23.04.2015
Der britische Pop-Kritiker Mark Fisher sieht unsere Kultur in einer Depression gefangen. Der Grund: Trends aus der Vergangenheit kehren immer wieder zurück. So lasse sich die Zukunft nur schwer denken.
Der englische Kulturwissenschafter und Pop-Kritiker Mark Fisher forscht nach Gespenstern. Nicht nach den Gestalten mit weißen Bettlaken, die in Kinderbüchern und auf der Kirmes spuken. Sondern nach den Gespenstern der Vergangenheit, die unsere aktuelle Kultur heimsuchen. Alles kehrt zurück, die Sechziger, die Siebziger, selbst Jahrzehnte, die kaum zurückliegen.
Die britische Popmusik betrauert schon jetzt das Ende von Techno
Die Sixties erzielen Höchstpreise auf dem Designmöbelmarkt, britische Popmusik betrauert das Ende der Techno-Neunziger. Die Digitalisierung beschleunigt alle Lebensbereiche, auch die Kulturproduktion. Und doch stellt Mark Fischer die Diagnose des Stillstands.
Am renommierten Goldsmith College in London lehrt er den Studierenden "Hauntology", die Lehre des Verhexten, weil die Gegenwart unter einer Art Zauber der Vergangenheit leide. In einem nun auch auf Deutsch erschienenen Essayband sieht Fischer unsere Kultur sogar in einer Depression gefangen, in der wir die Zukunft nicht mehr denken können.

Mark Fisher: Gespenster meines Lebens. Depression, Hauntology und die verlorene Zukunft
edition TIAMAT 2015, 256 Seiten, 20 Euro

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