"Es werde Licht!"

Gast: Habakuk Traber · 01.01.2009
"Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht." - Wer kennt es nicht, dieses biblische Wort, diesen berühmten Beginn aus dem 1. Buch Mose? Und wer kennt nicht die überwältigende Vertonung, die es in dem Oratorium "Die Schöpfung" von Joseph Haydn erfahren hat?
Wie die Lichtwerdung als Metapher für Vernunft und Erkenntnis das ganze Werk durchzieht, es damit zum klingenden Zeugnis der europäischen Aufklärung macht, ist eine der wichtigsten Fragen, die in der Sendung erörtert werden.

Schießt eine Interpretation der "Schöpfung" im Sinne der Aufklärung nicht übers Ziel hinaus? In welchem Maße war Haydn von dieser geistigen Bewegung inspiriert?

Bei aller Begeisterung für die Musik mögen sich die Geister scheiden: Für den einen ist die "Schöpfung" ein den biblischen Bildern adäquates Tongemälde, für den anderen vielleicht nur ein naiver, fast ein wenig biedermeierlich anmutender Ausdruck naturalistischer Effekte. Was macht für beide, jenseits aller musikhistorischen oder religiösen Erwägungen, den Rang oder auch nur den Reiz des Werks aus?

Man kann diese Frage sicher in Bezug auf einzelne Abschnitte des Oratoriums sehr unterschiedlich beantworten. Und gewiss wird die Antwort auch je nach klanglicher Realisation recht verschieden ausfallen.