"Es war ein vernünftiger Ansatz"
Die Vorsitzende der Hochschulrektorenkonferenz, Margret Wintermantel, hat die heftige Kritik an der Neuordnung der Studiengänge in Deutschland zurückgewiesen. "Es war ein vernünftiger Ansatz, eine Reform zu machen, es war auch ein vernünftiger Ansatz, ein gut organisiertes Studium zu bieten".
Nana Brink: Die Studentenproteste reißen nicht ab. Tagtäglich tragen die Studenten ihren Ärger über volle Studienpläne, wenig Geld und den Bachelor-Studiengang auf die Straße. Und: alle geben ihnen Recht. Die Bildungsministerin zeigt Verständnis und auch die Hochschulrektorenkonferenz, die Vereinigung der staatlichen und staatlich anerkannten Universitäten in Deutschland, meint, es ist richtig, dass sich die Studenten zu Wort melden. Und heute tagt die Uni-Rektorenkonferenz in Leipzig und aus diesem Grund gerade versammeln sich auch die Studenten zu einem bundesweiten Protesttag in Leipzig. – Und wir sind jetzt verbunden mit der Vorsitzenden der Hochschulrektorenkonferenz, Professor Margret Wintermantel. Schönen guten Morgen, Frau Wintermantel.
Margret Wintermantel: Ja, guten Morgen, Frau Brink.
Brink: Sie haben gesagt, es ist richtig, dass die Studienbedingungen besser werden müssen und mehr für die soziale Sicherung der Studenten getan werden muss. Da sind sich ja alle einig. Schön! Und wann passiert etwas?
Wintermantel: Also die Hochschulrektorenkonferenz fordert nun schon seit Langem, dafür zu sorgen, dass die chronische Unterfinanzierung der Hochschulen behoben wird, und tatsächlich haben wir ja aus der Politik in den letzten Monaten Signale. Also das Paket der Pakte ist beschlossene Sache in der Koalitionsvereinbarung. Also es bewegt sich schon etwas in der Landschaft. Man hat verstanden, dass wir, um international wettbewerbsfähig zu sein, einfach eine sehr gute qualitätsvolle Bildung und Ausbildung an unseren Hochschulen haben müssen. Also es bewegt sich schon etwas, aber die Studierenden sind furchtbar ungeduldig und im Augenblick mischen sich eigentlich sozusagen vernünftige Forderungen der Studierenden. Und ich meine, vernünftige Forderungen sind die nach einer anderen Betreuungsrelation, nach mehr Lehrpersonal, nach kleineren Seminaren, so dass eine gewisse Dialogdichte zwischen Lehrenden und Lernenden entstehen kann. Also das ist sicher eine vernünftige Forderung, die wir ja auch seit Langem so haben. Aber es gibt jetzt einfach in dieser ganzen Ungeduld auch Forderungen, an denen können wir jetzt … also die sind so ein bisschen allgemeine Unzufriedenheit: also der Vorwurf der Ökonomisierung der Wissenschaft und der Hochschulen, der Vorwurf der Entdemokratisierung. Das ist barer Unfug. Also ich habe gestern mit Studierenden gesprochen hier in Leipzig und wir sind in ein ganz vernünftiges Gespräch eingetreten und wir haben über diese Forderungen gesprochen und dann kommen Leute rein und brüllen einfach, die Hochschulrektorenkonferenz ist nicht legitimiert, sich Stimme der Hochschulen … Also so etwas, damit haben wir im Augenblick schon zu tun, dass wir … also dass es so eine allgemeine, ja so eine allgemeine Kritik an bestehenden Verhältnissen gibt.
Brink: Die ist aber vielleicht verständlich, wenn man sich überlegt, wie lange man schon über diese Probleme diskutiert. Und die CDU-Bildungsministerin Annette Schavan hat ja den schwarzen Peter an die Hochschulen geschoben. Sie hat gesagt, es reicht nicht, dass alle Verständnis zeigen, die Unis müssen auch handeln.
Wintermantel: Ja, die Unis sind ja dabei zu handeln. Wir haben seit mehr als einem Jahr… also Sie müssen sich vorstellen, wir haben hier eine Riesen-Studienreform, wir haben 9.000 Studienangebote an deutschen Hochschulen. Also diese Studienangebote sind…. 80 Prozent der Studienangebote sind inzwischen in dieser Bachelor/Master-Form, in dieser Architektur, und natürlich geht eine solche Riesen-Reform nicht ohne Probleme ab. Die Hochschulen sind derzeit dabei, alle Studiengänge nochmals unter die Lupe zu nehmen und sozusagen Probleme, die dort aufgetreten sind – und das sind an einzelnen, in einzelnen Studiengängen -, die Probleme aufzuheben.
Brink: Die gedrängte Stoff-Fülle, um ein Beispiel rauszunehmen, beim sechssemestrigen Bachelor-Studiengang – Sie haben es erwähnt -, das ist ja eine Misere, die schon länger bekannt ist.
Wintermantel: Also ich weiß nicht, ob wir da von Misere sprechen dürfen. Ich möchte das einfach zurückweisen. Wir haben nochmals eine Riesen-Studienreform begonnen, 1999, eine Studienreform, die im laufenden Betrieb vorgenommen worden ist in den Hochschulen, die nicht finanziert worden ist und die sozusagen eine, ja eine tiefgreifende Veränderung aller Studienangebote ist.
Brink: Aber die Studenten, Pardon, protestieren ja gegen ganz konkrete Mängel, nämlich dass zu viel Stoff gedrängt in diesen sechs Semestern ist, dass sie eben nicht ins Ausland gehen können, wie man das eigentlich gesagt hat, dass es keine Harmonisierung gibt. Das ist doch eigentlich alles bekannt gewesen.
Wintermantel: Ich möchte noch mal sagen, dass wir… es war ein vernünftiger Ansatz, eine Reform zu machen. Es war auch ein vernünftiger Ansatz, ein gut organisiertes Studium zu bieten. Alles dieses ist in den meisten Fällen so umgesetzt worden. Tatsächlich haben wir in einzelnen Studiengängen das Problem, dass man versucht hat, zu viel Stoff unterzubringen und eben auf diese sechssemestrigen, in diesen sechssemestrigen Bachelor-Studiengang zu bringen. Noch mal: da sind wir dabei. Also etwa eine Universität wie - ich nehme jetzt einfach nur ein Beispiel - wie Erlangen, die haben in den letzten Monaten 45 Studiengänge nochmals überprüft, Veränderungen vorgenommen, um diese sogenannte Studierbarkeit zu sichern, die bessere Studierbarkeit zu sichern.
Brink: Die Studenten beklagen auch, dass sie nicht genügend gehört werden von ihren Unis. Sprechen Sie heute mit den Studenten in Leipzig? Sie haben gesagt, Sie haben es gestern schon getan.
Wintermantel: Also ich bin jederzeit bereit, mit den Studierenden zu sprechen, wenn wir wirklich in eine normale Kommunikation eintreten können. Aber wenn jemand reinkommt und mich anbrüllt, dass die Hochschulrektorenkonferenz sich nicht zu Recht Stimme der Hochschulen nennen darf, und dann sofort wieder den Saal verlässt, da kann ich nicht mehr sprechen. Also ich bin bereit zu sprechen, ich tue das auch gerne, ich möchte auch betonen, dass bei allen in allen Hochschulen in der Konzeption der Studiengänge natürlich Studierende dabei sind. Sie sind ja mit dabei. Sie sitzen in den Gremien mit und sie entscheiden mit über diese Studienreform.
Brink: Die Vorsitzende der Hochschulrektorenkonferenz, Margret Wintermantel. Schönen Dank für das Gespräch.
Wintermantel: Bitte sehr, Frau Brink.
Margret Wintermantel: Ja, guten Morgen, Frau Brink.
Brink: Sie haben gesagt, es ist richtig, dass die Studienbedingungen besser werden müssen und mehr für die soziale Sicherung der Studenten getan werden muss. Da sind sich ja alle einig. Schön! Und wann passiert etwas?
Wintermantel: Also die Hochschulrektorenkonferenz fordert nun schon seit Langem, dafür zu sorgen, dass die chronische Unterfinanzierung der Hochschulen behoben wird, und tatsächlich haben wir ja aus der Politik in den letzten Monaten Signale. Also das Paket der Pakte ist beschlossene Sache in der Koalitionsvereinbarung. Also es bewegt sich schon etwas in der Landschaft. Man hat verstanden, dass wir, um international wettbewerbsfähig zu sein, einfach eine sehr gute qualitätsvolle Bildung und Ausbildung an unseren Hochschulen haben müssen. Also es bewegt sich schon etwas, aber die Studierenden sind furchtbar ungeduldig und im Augenblick mischen sich eigentlich sozusagen vernünftige Forderungen der Studierenden. Und ich meine, vernünftige Forderungen sind die nach einer anderen Betreuungsrelation, nach mehr Lehrpersonal, nach kleineren Seminaren, so dass eine gewisse Dialogdichte zwischen Lehrenden und Lernenden entstehen kann. Also das ist sicher eine vernünftige Forderung, die wir ja auch seit Langem so haben. Aber es gibt jetzt einfach in dieser ganzen Ungeduld auch Forderungen, an denen können wir jetzt … also die sind so ein bisschen allgemeine Unzufriedenheit: also der Vorwurf der Ökonomisierung der Wissenschaft und der Hochschulen, der Vorwurf der Entdemokratisierung. Das ist barer Unfug. Also ich habe gestern mit Studierenden gesprochen hier in Leipzig und wir sind in ein ganz vernünftiges Gespräch eingetreten und wir haben über diese Forderungen gesprochen und dann kommen Leute rein und brüllen einfach, die Hochschulrektorenkonferenz ist nicht legitimiert, sich Stimme der Hochschulen … Also so etwas, damit haben wir im Augenblick schon zu tun, dass wir … also dass es so eine allgemeine, ja so eine allgemeine Kritik an bestehenden Verhältnissen gibt.
Brink: Die ist aber vielleicht verständlich, wenn man sich überlegt, wie lange man schon über diese Probleme diskutiert. Und die CDU-Bildungsministerin Annette Schavan hat ja den schwarzen Peter an die Hochschulen geschoben. Sie hat gesagt, es reicht nicht, dass alle Verständnis zeigen, die Unis müssen auch handeln.
Wintermantel: Ja, die Unis sind ja dabei zu handeln. Wir haben seit mehr als einem Jahr… also Sie müssen sich vorstellen, wir haben hier eine Riesen-Studienreform, wir haben 9.000 Studienangebote an deutschen Hochschulen. Also diese Studienangebote sind…. 80 Prozent der Studienangebote sind inzwischen in dieser Bachelor/Master-Form, in dieser Architektur, und natürlich geht eine solche Riesen-Reform nicht ohne Probleme ab. Die Hochschulen sind derzeit dabei, alle Studiengänge nochmals unter die Lupe zu nehmen und sozusagen Probleme, die dort aufgetreten sind – und das sind an einzelnen, in einzelnen Studiengängen -, die Probleme aufzuheben.
Brink: Die gedrängte Stoff-Fülle, um ein Beispiel rauszunehmen, beim sechssemestrigen Bachelor-Studiengang – Sie haben es erwähnt -, das ist ja eine Misere, die schon länger bekannt ist.
Wintermantel: Also ich weiß nicht, ob wir da von Misere sprechen dürfen. Ich möchte das einfach zurückweisen. Wir haben nochmals eine Riesen-Studienreform begonnen, 1999, eine Studienreform, die im laufenden Betrieb vorgenommen worden ist in den Hochschulen, die nicht finanziert worden ist und die sozusagen eine, ja eine tiefgreifende Veränderung aller Studienangebote ist.
Brink: Aber die Studenten, Pardon, protestieren ja gegen ganz konkrete Mängel, nämlich dass zu viel Stoff gedrängt in diesen sechs Semestern ist, dass sie eben nicht ins Ausland gehen können, wie man das eigentlich gesagt hat, dass es keine Harmonisierung gibt. Das ist doch eigentlich alles bekannt gewesen.
Wintermantel: Ich möchte noch mal sagen, dass wir… es war ein vernünftiger Ansatz, eine Reform zu machen. Es war auch ein vernünftiger Ansatz, ein gut organisiertes Studium zu bieten. Alles dieses ist in den meisten Fällen so umgesetzt worden. Tatsächlich haben wir in einzelnen Studiengängen das Problem, dass man versucht hat, zu viel Stoff unterzubringen und eben auf diese sechssemestrigen, in diesen sechssemestrigen Bachelor-Studiengang zu bringen. Noch mal: da sind wir dabei. Also etwa eine Universität wie - ich nehme jetzt einfach nur ein Beispiel - wie Erlangen, die haben in den letzten Monaten 45 Studiengänge nochmals überprüft, Veränderungen vorgenommen, um diese sogenannte Studierbarkeit zu sichern, die bessere Studierbarkeit zu sichern.
Brink: Die Studenten beklagen auch, dass sie nicht genügend gehört werden von ihren Unis. Sprechen Sie heute mit den Studenten in Leipzig? Sie haben gesagt, Sie haben es gestern schon getan.
Wintermantel: Also ich bin jederzeit bereit, mit den Studierenden zu sprechen, wenn wir wirklich in eine normale Kommunikation eintreten können. Aber wenn jemand reinkommt und mich anbrüllt, dass die Hochschulrektorenkonferenz sich nicht zu Recht Stimme der Hochschulen nennen darf, und dann sofort wieder den Saal verlässt, da kann ich nicht mehr sprechen. Also ich bin bereit zu sprechen, ich tue das auch gerne, ich möchte auch betonen, dass bei allen in allen Hochschulen in der Konzeption der Studiengänge natürlich Studierende dabei sind. Sie sind ja mit dabei. Sie sitzen in den Gremien mit und sie entscheiden mit über diese Studienreform.
Brink: Die Vorsitzende der Hochschulrektorenkonferenz, Margret Wintermantel. Schönen Dank für das Gespräch.
Wintermantel: Bitte sehr, Frau Brink.