"Es war ein bisschen pomadig"

Moderation: Katrin Heise · 28.02.2011
Die Nacht der Nächte ging mit vier Academy Awards für "The King's Speech" zu Ende. Doch die beiden Moderatoren der Oscar-Show wirkten etwas überfordert, so jedenfalls der Eindruck des Oscar-Gewinners von 2009, der die Veranstaltung aus nächster Nähe miterlebte.
Katrin Heise: Die lange Nacht des Films in Hollywood geht langsam vorüber. Die Oscars sind verliehen worden, und mit dabei im Kodak Theatre in Hollywood war Jochen Alexander Freydank. Der Regisseur gewann vor zwei Jahren einen Oscar für seinen Kurzfilm "Spielzeugland". Schönen guten Morgen, Herr Freydank!

Jochen Alexander Freydank: Ja schönen guten Morgen, hallo!

Heise: Sie haben ja die Verleihung direkt erlebt, sind für uns jetzt ein bisschen rausgegangen. Ganz anderes Gefühl als vor zwei Jahren, als Sie selber nicht nominiert waren?

Freydank: Ja also für mich war das dieses Jahr sehr viel entspannter. Ich muss auch zu meiner Schande zugeben, dass ich die Show noch nie von Anfang bis Ende gesehen habe, und vor zwei Jahren war ich auch ein bisschen zu nervös, um da richtig Spaß dran zu haben. Insofern war das heute für mich ein sehr entspannter und unterhaltsamer Abend.

Heise: Und es war tatsächlich ein unterhaltsamer Abend, war das die perfekte Show, die man den Amerikanern da ja auch immer nachsagt?

Freydank: Na ja, sagen wir mal, es war ein bisschen pomadig. Also das war auch ein bisschen die Stimmung im Saal, also die beiden Moderatoren waren vielleicht nicht die allerglücklichste Wahl, die wirkten ein wenig uninspiriert streckenweise. Mir hat es trotzdem Spaß gemacht, weil das ist schon sehr emotional, auch, wenn man so nah dabei ist. Zumal bei mir da eben auch ein Haufen Erinnerungen mit verbunden sind.

Heise: Wenn Sie in so einer Verleihung sitzen, da ist dann ja der große Jubel sicherlich für den großen und erwartbaren Gewinner, "The King’s Speech". Jetzt sind aber einige doch auch komplett leer ausgegangen, die sich sicherlich auch das ein oder andere ausgerechnet hatten, zum Beispiel "True Grit" und "The Social Network". Die haben zwar etwas bekommen, aber auch sehr viel weniger als erwartet. Dann gab es überhaupt nichts für "127 Stunden". Wie war das spürbar im Saal?

Freydank: Also ich glaube, also ein Problem, was die Show auch hatte, ist, dass letztendlich keine großen Überraschungen da waren, weil dass "King’s Speech" abräumen wird, war irgendwie anzunehmen, und auch "True Grit" war nicht wirklich so der Favorit. Also, ich fand es erstaunlich eher, dass so was wie "Inception" dann doch noch ein paar abbekommen hat, weil der nun wirklich sehr am Anfang von 2010 im Kino war, und solche Filme haben es ja dann irgendwie immer ein bisschen schwerer. Ja, das sind ja alle Profis, die lassen sich da die Enttäuschung nicht anmerken…

Heise: … ja, auch "True Grit"? Zehn Oscar-Nominierungen, da hatte man doch vielleicht das ein oder andere sich zumindest ausgerechnet?

Freydank: Also ich hatte, auch die Leute, mit denen ich gesprochen habe, da war "King’s Speech" der große Favorit, und der hat dann auch erwartungsgemäß abgeräumt.

Heise: Kommt eigentlich bei dem ganzen Glamour, der da im Vordergrund steht, kommt da eigentlich das Herz, nämlich der Film ein bisschen zu kurz?

Freydank: Ich finde, die haben also in diesem Jahr relativ viel auch Ausschnitte gezeigt. Und Hollywood funktioniert eben über Stars. Und ich sag’ mal, so eine Dichte an Stars wie bei so einer Veranstaltung hat man ja relativ selten. Letztendlich ist es doch irgendwie, sagen wir mal, schon eine große Verbeugung vorm Film, und ich sag mal, auch mit so einem Film wie "King’s Speech", der gewonnen hat, das ist eben auch ein Film, glaube ich, an den werden wir alle auch noch relativ lange denken, alle, die ihn gesehen haben. Solche Filme auch zu würdigen, ist schon irgendwie eine tolle Sache, und ich fand das wirklich auch angemessen.

Heise: Jetzt sind die Deutschen vollkommen leer ausgegangen. Es gab ja Nominierungen sowohl für Filmmusik als auch für den animierten Kurzfilm. Haben Sie da Kontakt gehab zu Jakob Schuh, Max Lang oder Hans Zimmer?

Freydank: Zu Hans Zimmer nicht, aber hier zu den beiden Jungs mit dem Kurzfilm ja, die sind ja lustigerweise im selben Hotel wie ich, und ich habe die heute Nachmittag noch gesprochen. Die haben auch gesagt, na ja, der andere ist der Favorit, und wir lassen uns überraschen. Ich habe ihnen die Daumen gedrückt, es wäre schön für die beiden gewesen, aber ich glaube, die genießen auch ihre Zeit hier sehr.

Heise: Das heißt, die Nominierung ist dann schon Auszeichnung?

Freydank: Das ist das, was man dann immer sagt, ja.

Heise: Wenn Sie das jetzt mal so Revue passieren lassen, also was war das für ein Abend für Sie?

Freydank: Ich finde es immer wieder witzig, dass auch so große Namen dann doch alle sehr nervös sind. Das ist immer ganz beruhigend zu sehen. Und mir hat es großen Spaß gemacht heute. Und ich hoffe mal, dass sie bei der Moderation beim nächsten Mal vielleicht ein bisschen klügere oder ja sagen wir mal geschicktere Entscheidungen treffen, die beiden, also gerade der James Franco, er war glaube ich so nervös, dass er die ganze Zeit versucht hat, cool zu sein. Ich weiß nicht, ob er sich damit so einen Gefallen getan hat. Aber mir hat es großen Spaß gemacht.
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