"Es ist höchste Zeit, dass eine Einigung erzielt wird"
Der Streit um das geplante Dokumentationszentrum für Vertriebene ist nach Einschätzung der Publizistin Helga Hirsch eine "groteske Situation". "Vom Inhaltlichen gibt es überhaupt gar keine Differenzen zwischen den verschiedenen Gruppen", sagte Hirsch, die auch Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung "Zentrum gegen Vertreibungen" ist. Es gehe in diesem Fall um Machtfragen.
Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch:
Claus Vogelgesang: Frau Hirsch, haben in Ihren Augen die Berliner Großkoalitionäre geblufft, als sie ein Ende des Streits um das Zentrum verkündet haben und von einer Einigung sprachen?
Helga Hirsch: Na ja, ich denke, es ist erstens höchste Zeit, dass eine Einigung erzielt wird. Denn es ist etwas groteske Situation, dass vom Inhaltlichen her gibt es überhaupt gar keine Differenzen zwischen den verschiedenen Gruppen, die sich um eine Interpretation dieses neuen sichtbaren Zeichens kümmern. Es sind also einmal die Widersprüche zwischen der SPD und dem BdV, es sind auch die Widersprüche dann, wer wird der eigentliche Träger. Das Haus der Geschichte wollte sehr, sehr gerne der Träger dieses neuen sichtbaren Zeichens werden, und das stieß auf den Widerspruch von Frau Steinbach. Es geht also in dieser Frage gar nicht mehr darum, wie soll das aussehen, weil vom Inhaltlichen her sind alle Kräfte einer Meinung. Es muss eingeordnet werden in den historischen Kontext, es soll der europäische Gesamtrahmen gezeigt werden, es soll natürlich gezeigt werden, dass das Ganze ohne den Aggressionskrieg Hitlers nicht möglich gewesen wäre. Es ging also eigentlich nur noch darum, wer ist wie stark an der künftigen Gestaltung nach außen hin beteiligt.
Vogelgesang: Also konkret nachgefragt: Es geht da in Ihren Augen nicht mehr um Konzepte, es geht eher um Machtfragen?
Hirsch: Ich denke, es geht jetzt in diesem Fall um Machtfragen. Es ist die ganze Zeit so gewesen, dass das Haus der Geschichte es unter seinem Dach machen wollte als unselbständige Stiftung. Frau Steinbach war der Meinung, das Haus der Geschichte wäre beim BdV verbrannt, wie sie sagte, weil das Haus der Geschichte diese Ausstellung über Vertreibung gemacht hat quasi damals als Konkurrenz zu der von ihr initiierten Ausstellung vom Zentrum gegen Vertreibungen. Sie hat ihrerseits das Deutsche Historische Museum vorgeschlagen, was nun den Zuschlag bekommen hat. Genauso ging als Vorschlag von Frau Steinbach aus, eben nicht den Sitz zu nehmen, den das Haus der Geschichte in Berlin nehmen wird, sondern das Deutschlandhaus, was jetzt umgebaut werden wird als künftiges Museum. Das heißt: Beide Punkte in diesem Fall gehen an Frau Steinbach. Und ich hoffe, dass jetzt nicht im Nachhinein noch wieder Streit anfängt, dass die anderen sich zu wenig beteiligt sehen. Ich möchte nämlich wirklich, dass das eine gemeinsame Sache wird.
Vogelgesang: Wie ist denn die Thierse-Äußerung zu verstehen? Ist denn in Wahrheit wirklich ein Zentrum ohne Beteiligung der Vertriebenen noch denkbar?
Hirsch: Das kommt überhaupt nicht in Frage. Also, ich denke, das ist eher sein Vorstoß. Das ist nach meinem Wissen überhaupt nicht enthalten in dem Vorschlag, der übrigens sehr kurz ist, von Herrn Neumann. Sondern da wird der BdV eine von mehreren Organisationen sein, die einbezogen werden in die künftigen Entscheidungsträger.
(…)
Das vollständige Gespräch mit Helga Hirsch können Sie bis zum 25.3.2008 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
Claus Vogelgesang: Frau Hirsch, haben in Ihren Augen die Berliner Großkoalitionäre geblufft, als sie ein Ende des Streits um das Zentrum verkündet haben und von einer Einigung sprachen?
Helga Hirsch: Na ja, ich denke, es ist erstens höchste Zeit, dass eine Einigung erzielt wird. Denn es ist etwas groteske Situation, dass vom Inhaltlichen her gibt es überhaupt gar keine Differenzen zwischen den verschiedenen Gruppen, die sich um eine Interpretation dieses neuen sichtbaren Zeichens kümmern. Es sind also einmal die Widersprüche zwischen der SPD und dem BdV, es sind auch die Widersprüche dann, wer wird der eigentliche Träger. Das Haus der Geschichte wollte sehr, sehr gerne der Träger dieses neuen sichtbaren Zeichens werden, und das stieß auf den Widerspruch von Frau Steinbach. Es geht also in dieser Frage gar nicht mehr darum, wie soll das aussehen, weil vom Inhaltlichen her sind alle Kräfte einer Meinung. Es muss eingeordnet werden in den historischen Kontext, es soll der europäische Gesamtrahmen gezeigt werden, es soll natürlich gezeigt werden, dass das Ganze ohne den Aggressionskrieg Hitlers nicht möglich gewesen wäre. Es ging also eigentlich nur noch darum, wer ist wie stark an der künftigen Gestaltung nach außen hin beteiligt.
Vogelgesang: Also konkret nachgefragt: Es geht da in Ihren Augen nicht mehr um Konzepte, es geht eher um Machtfragen?
Hirsch: Ich denke, es geht jetzt in diesem Fall um Machtfragen. Es ist die ganze Zeit so gewesen, dass das Haus der Geschichte es unter seinem Dach machen wollte als unselbständige Stiftung. Frau Steinbach war der Meinung, das Haus der Geschichte wäre beim BdV verbrannt, wie sie sagte, weil das Haus der Geschichte diese Ausstellung über Vertreibung gemacht hat quasi damals als Konkurrenz zu der von ihr initiierten Ausstellung vom Zentrum gegen Vertreibungen. Sie hat ihrerseits das Deutsche Historische Museum vorgeschlagen, was nun den Zuschlag bekommen hat. Genauso ging als Vorschlag von Frau Steinbach aus, eben nicht den Sitz zu nehmen, den das Haus der Geschichte in Berlin nehmen wird, sondern das Deutschlandhaus, was jetzt umgebaut werden wird als künftiges Museum. Das heißt: Beide Punkte in diesem Fall gehen an Frau Steinbach. Und ich hoffe, dass jetzt nicht im Nachhinein noch wieder Streit anfängt, dass die anderen sich zu wenig beteiligt sehen. Ich möchte nämlich wirklich, dass das eine gemeinsame Sache wird.
Vogelgesang: Wie ist denn die Thierse-Äußerung zu verstehen? Ist denn in Wahrheit wirklich ein Zentrum ohne Beteiligung der Vertriebenen noch denkbar?
Hirsch: Das kommt überhaupt nicht in Frage. Also, ich denke, das ist eher sein Vorstoß. Das ist nach meinem Wissen überhaupt nicht enthalten in dem Vorschlag, der übrigens sehr kurz ist, von Herrn Neumann. Sondern da wird der BdV eine von mehreren Organisationen sein, die einbezogen werden in die künftigen Entscheidungsträger.
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Das vollständige Gespräch mit Helga Hirsch können Sie bis zum 25.3.2008 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.