"Es ist, als gestünde man einen Mord"
In diesem Jahr wird einer der größten Naturforscher gefeiert: Vor 200 Jahren, am 12. Februar 1809, wurde Charles Robert Darwin in England geboren. Seine Evolutionstheorie hat das Verständnis des Menschen vom Lebendigen und von der eigenen Stellung in der Natur revolutioniert.
"Die Männer waren damit fertig, das Schiff zu streichen. Zum ersten Mal fühlte ich eine maritime Leidenschaft und brachte alle meine Bücher an Bord der Beagle. Was für ein herrlicher Tag wird der vierte November für mich sein! Mein zweites Leben wird dann beginnen, und er soll für den Rest meines Lebens mein Geburtstag sein."
Ein junger Mann von 22 Jahren starrt hinaus aufs Meer. Sehnsüchtig wartet er auf den Tag, an dem sein Schiff in See sticht. Wieder und wieder verzögert sich wegen schweren Wetters die Abfahrt, die Spannung steigt. Endlich, am 27. Dezember 1831, hisst der Kapitän die Segel.
Charles Darwin, Arztsohn, abgebrochener Medizinstudent, auf Drängen des Vaters zur Theologie gewechselt. Ihm gefallen Geologie und Botanik - doch eine naturkundliche Prüfung legt er nie ab. Gern feiert er mit Freunden, diskutiert Gott und die Welt. Was er aus seinem Leben machen will - der junge Darwin weiß es nicht.
"Es gibt eigentlich kaum Theorien, bei denen so viele Aspekte des ursprünglichen Erfinders nach wie vor Gültigkeit haben. Viele Theorien haben sich sehr viel weiter entwickelt und die heutige Physik ist sehr, sehr weit von Newton entfernt. Aber Darwin, und das ist das Faszinierende, hat in einer Zeit, wo es nicht einfach war, die Dinge so zu sehen, schon Fantastisches geleistet."
Der Paläontologe und Generaldirektor des Berliner Museums für Naturkunde, Reinhold Leinfelder, ist - wie so viele Forscher - heute noch immer von Darwin begeistert. Es ist die Reise, die den ratlosen jungen Mann in einen großen Denker verwandelt.
Fünf Jahre umsegelt Darwin als Gast der Beagle die Erde: quer über den Atlantik, rund um Südamerika, Abstecher zur Antarktis, Besuch der berühmten Galapagos-Inseln, quer über den Pazifik, Tahiti, Neuseeland, Australien, Kap der Guten Hoffnung in Südafrika, quer über den Atlantik zurück. Was tut er, an Bord und an Land?
"Das Meer gab Licht in Blitzen ab. Die Erscheinung ähnelte stark derjenigen, welche man von einem großen Fisch erwarten könnte, der sich durch eine leuchtende Flüssigkeit bewegt. Dieser Ursache schrieben die Seeleute sie auch zu, ich aber hegte wegen der Häufigkeit und Schnelligkeit der Blitze Zweifel."
Der Boden Patagoniens ist ganz flach und besteht aus einem Gemisch aus wohlgerundeten Kieseln und weißlicher Erde. Hie und da sprießen Büschel eines braunen, drahtigen Grases und ein paar Dornbüsche.
Es ist ein kugelförmiger, hellgelber Pilz, der in großer Zahl an den Buchen wächst. Jung ist er elastisch und geschwollen und hat eine glatte Oberfläche, ist er reif, so schrumpft er und wird zäher, und seine ganze Oberfläche bildet tiefe Gruben oder Waben.
In der Wüste zwischen den Flüssen Negro und Colorado lauern die Aas fressenden Falken Südamerikas beständig an der Straße, um die Kadaver der erschöpften Tiere zu fressen, die dort an Ermattung und Durst eingehen.
Darwin ist Laie, jung, neugierig - und ein Sprössling des neunzehnten Jahrhunderts mit seinem Hang zum enzyklopädischen Erfassen der Welt. Also beobachtet er. Sammelt. Zeichnet. Notiert. Das Große. Das Kleine. Gebirge - und Kieselsteine. Wälder - und Grashalme am Wegesrand.
"Es fasziniert auch, dass Darwin kein Schnellschießer war, dass er sich wirklich lange Zeit gelassen hat, seine ganze Beaglereise auf sich hat wirken lassen, auch dann noch lange Zeit gebraucht hat, alles durchdacht hat, weil er sich natürlich auch unter anderem der gesellschaftlichen Relevanz des Ganzen bewusst war - das fasziniert natürlich wirklich."
Wer heute in der Forschung etwas werden will, muss publizieren. Charles Darwin geht 20 Jahre lang mit seiner Idee schwanger, schreibt Briefe und Tagebücher, heiratet, lässt sich in einem Dorf bei London nieder, das er nie mehr verlassen wird, befasst sich mit Philosophie. Längst rütteln Zeitgenossen am wortgetreuen Bibelglauben. Doch wie sollen die kunstvollen Strukturen des Lebendigen ohne Schöpfer entstanden sein? Darwin sucht die Antwort im Detail, vergräbt sich jahrelang in die Biologie der Seepocken. Einem Freund vertraut er an:
"Ich bin fast überzeugt, dass Arten nicht unveränderlich sind. Es ist, als gestünde man einen Mord."
Erst als ihm ein Konkurrent die Theorie wegzuschnappen droht, entscheidet Darwin sich zur Publikation - noch am Erscheinungstag ist die erste Auflage vergriffen. "Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl" heißt das Mammutwerk. Darwin beginnt, dramaturgisch geschickt, mit der Taubenzucht.
"Ich habe alle Rassen gehalten, die ich mir verschaffen konnte. Ihre Verschiedenheit ist erstaunlich groß. Die Englische Botentaube ist merkwürdig durch die Entwicklung von Fleischlappen an der Kopfhaut.
Die gemeine Purzeltaube hat die eigentümliche Gewohnheit, sich in dichten Gruppen zu ansehnlicher Höhe in die Luft zu erheben und dann kopfüber herabzupurzeln. Die Jacobiner hat die Nackenfedern so weit umgewendet, dass sie eine Perücke bilden."
Genial und einfach ist Darwins Theorie: Wie im Taubenschlag pflanzen sich auch in der freien Wildbahn die Lebewesen im Überschuss fort. Und wie ein Züchter sorgen schwierige Umweltbedingungen dafür, dass besser angepasste Individuen ihre Eigenschaften auch besser weitergeben können.
Darwins Werk schenkt der Biologie eine mächtige, historische Dimension: Die komplexe Vielfalt des Lebendigen hat sich in vielen Millionen Jahren aus einem Beginn entfaltet - ohne Gott.
Mit Galilei war der Mensch aus dem Mittelpunkt des Kosmos vertrieben worden. Darwin scheint ihn aus Gottes Hand zu stoßen. Ein zielloses Ineinandergreifen von Zufall und Auslese hat den Menschen geschaffen. Das ist vielen religiösen Menschen unerträglich - bis heute. In den USA werden Kinder von bibeltreuen Tourguides durch Naturkundemuseen geführt:
"Wir sind darauf trainiert, wie Evolutionisten zu denken. Wir müssen wie Kreationisten denken. Wir glauben an Jesus als unseren Designer und Schöpfer von allem, das je gemacht wurde. Jetzt können wir das J-Wort sagen. Was ist ein J-Wort?
Jesus!"
Die Spottzeichnungen, die den Schöpfer der Evolutionstheorie im Gorillafell zeigen, sind bekannt. Darwin selbst liebt die Nähe zum Tier:
"Tiere empfinden wie der Mensch Freude und Schmerz, Glück und Unglück. Der Schreck wirkt auf sie in derselben Weise wie auf uns, er macht ihre Muskeln erzittern, ihr Herz schlagen. Ein weiblicher Pavian hatte ein so weites Herz, dass er junge Affen anderer Arten adoptierte."
Darwins Elefanten weinen, seine Affen adoptieren Waisenkinder - der Menschheit fällt es ein, mit Darwins Ideen "Eugenik" zu betreiben:
"Ein Grundsatz muss für den SS-Mann absolut gelten: ehrlich, anständig, treu und kameradschaftlich haben wir zu Angehörigen unseres eigenen Blutes zu sein und zu sonst niemandem. Wie es den Russen geht, wie es den Tschechen geht, ist mir total gleichgültig. Ob die anderen Völker in Wohlstand leben oder ob sie verrecken vor Hunger, das interessiert mich nur soweit, als wir sie als Sklaven für unsere Kultur brauchen." (H. Himmler)
Ausgrenzung bis hin zum Mord. Auch Darwin spricht von "barbarischen Rassen". Ein Sozialdarwinist aber ist er nicht. Er verabscheut die Sklaverei. Zu den großen Tugenden des Menschen zählt er das Mitgefühl. Und sein "survival of the fittest" meint nicht das "Überleben des Stärkeren", sondern des am Besten Angepassten - auch eine scheue Maus kann das sein.
"Die Entwicklungsbiologie oder "EvoDevo" ist ein ganz spannendes Forschungsfeld. Wie entwickelt sich denn aus so einem DNA-Strang eine Form, wie wir sie dann eben haben? Und da weiß die Genetik heute, dass Anschalt- und Abschaltvorgänge sehr viel wichtiger sind, als man das früher dachte. Man kannte sie schlichtweg häufig noch gar nicht."
Rasant hat sich die Evolutionsbiologie seit Darwin entwickelt. Der wusste noch nichts vom trickreichen Aufbau des Erbguts, nichts von Genen und Mutationen. Mit Mut zur Lücke schuf er seine Theorie - auch das macht Darwins Größe aus. Und er spürte - der neue, mechanistische Blick auf das Leben bedeutet auch einen Verlust:
"Jetzt kann ich es seit vielen Jahren nicht mehr ertragen, eine Zeile Poesie zu lesen. Ich habe auch meine Vorliebe für Gemälde und Musik verloren. Mein Geist scheint eine Art Maschine geworden zu sein, die dazu dient, allgemeine Gesetze aus großen Sammlungen von Tatsachen herauszumahlen."
Viele Jahre litt er an diffusen Herz- und Magenbeschwerden und starb am neunzehnten April 1882 im Alter von dreiundsiebzig Jahren: umstritten und verehrt. In einem feierlichen Staatsbegräbnis wurde Charles Darwin in der Westminster Abtei zu Grabe getragen.
Ein junger Mann von 22 Jahren starrt hinaus aufs Meer. Sehnsüchtig wartet er auf den Tag, an dem sein Schiff in See sticht. Wieder und wieder verzögert sich wegen schweren Wetters die Abfahrt, die Spannung steigt. Endlich, am 27. Dezember 1831, hisst der Kapitän die Segel.
Charles Darwin, Arztsohn, abgebrochener Medizinstudent, auf Drängen des Vaters zur Theologie gewechselt. Ihm gefallen Geologie und Botanik - doch eine naturkundliche Prüfung legt er nie ab. Gern feiert er mit Freunden, diskutiert Gott und die Welt. Was er aus seinem Leben machen will - der junge Darwin weiß es nicht.
"Es gibt eigentlich kaum Theorien, bei denen so viele Aspekte des ursprünglichen Erfinders nach wie vor Gültigkeit haben. Viele Theorien haben sich sehr viel weiter entwickelt und die heutige Physik ist sehr, sehr weit von Newton entfernt. Aber Darwin, und das ist das Faszinierende, hat in einer Zeit, wo es nicht einfach war, die Dinge so zu sehen, schon Fantastisches geleistet."
Der Paläontologe und Generaldirektor des Berliner Museums für Naturkunde, Reinhold Leinfelder, ist - wie so viele Forscher - heute noch immer von Darwin begeistert. Es ist die Reise, die den ratlosen jungen Mann in einen großen Denker verwandelt.
Fünf Jahre umsegelt Darwin als Gast der Beagle die Erde: quer über den Atlantik, rund um Südamerika, Abstecher zur Antarktis, Besuch der berühmten Galapagos-Inseln, quer über den Pazifik, Tahiti, Neuseeland, Australien, Kap der Guten Hoffnung in Südafrika, quer über den Atlantik zurück. Was tut er, an Bord und an Land?
"Das Meer gab Licht in Blitzen ab. Die Erscheinung ähnelte stark derjenigen, welche man von einem großen Fisch erwarten könnte, der sich durch eine leuchtende Flüssigkeit bewegt. Dieser Ursache schrieben die Seeleute sie auch zu, ich aber hegte wegen der Häufigkeit und Schnelligkeit der Blitze Zweifel."
Der Boden Patagoniens ist ganz flach und besteht aus einem Gemisch aus wohlgerundeten Kieseln und weißlicher Erde. Hie und da sprießen Büschel eines braunen, drahtigen Grases und ein paar Dornbüsche.
Es ist ein kugelförmiger, hellgelber Pilz, der in großer Zahl an den Buchen wächst. Jung ist er elastisch und geschwollen und hat eine glatte Oberfläche, ist er reif, so schrumpft er und wird zäher, und seine ganze Oberfläche bildet tiefe Gruben oder Waben.
In der Wüste zwischen den Flüssen Negro und Colorado lauern die Aas fressenden Falken Südamerikas beständig an der Straße, um die Kadaver der erschöpften Tiere zu fressen, die dort an Ermattung und Durst eingehen.
Darwin ist Laie, jung, neugierig - und ein Sprössling des neunzehnten Jahrhunderts mit seinem Hang zum enzyklopädischen Erfassen der Welt. Also beobachtet er. Sammelt. Zeichnet. Notiert. Das Große. Das Kleine. Gebirge - und Kieselsteine. Wälder - und Grashalme am Wegesrand.
"Es fasziniert auch, dass Darwin kein Schnellschießer war, dass er sich wirklich lange Zeit gelassen hat, seine ganze Beaglereise auf sich hat wirken lassen, auch dann noch lange Zeit gebraucht hat, alles durchdacht hat, weil er sich natürlich auch unter anderem der gesellschaftlichen Relevanz des Ganzen bewusst war - das fasziniert natürlich wirklich."
Wer heute in der Forschung etwas werden will, muss publizieren. Charles Darwin geht 20 Jahre lang mit seiner Idee schwanger, schreibt Briefe und Tagebücher, heiratet, lässt sich in einem Dorf bei London nieder, das er nie mehr verlassen wird, befasst sich mit Philosophie. Längst rütteln Zeitgenossen am wortgetreuen Bibelglauben. Doch wie sollen die kunstvollen Strukturen des Lebendigen ohne Schöpfer entstanden sein? Darwin sucht die Antwort im Detail, vergräbt sich jahrelang in die Biologie der Seepocken. Einem Freund vertraut er an:
"Ich bin fast überzeugt, dass Arten nicht unveränderlich sind. Es ist, als gestünde man einen Mord."
Erst als ihm ein Konkurrent die Theorie wegzuschnappen droht, entscheidet Darwin sich zur Publikation - noch am Erscheinungstag ist die erste Auflage vergriffen. "Über die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl" heißt das Mammutwerk. Darwin beginnt, dramaturgisch geschickt, mit der Taubenzucht.
"Ich habe alle Rassen gehalten, die ich mir verschaffen konnte. Ihre Verschiedenheit ist erstaunlich groß. Die Englische Botentaube ist merkwürdig durch die Entwicklung von Fleischlappen an der Kopfhaut.
Die gemeine Purzeltaube hat die eigentümliche Gewohnheit, sich in dichten Gruppen zu ansehnlicher Höhe in die Luft zu erheben und dann kopfüber herabzupurzeln. Die Jacobiner hat die Nackenfedern so weit umgewendet, dass sie eine Perücke bilden."
Genial und einfach ist Darwins Theorie: Wie im Taubenschlag pflanzen sich auch in der freien Wildbahn die Lebewesen im Überschuss fort. Und wie ein Züchter sorgen schwierige Umweltbedingungen dafür, dass besser angepasste Individuen ihre Eigenschaften auch besser weitergeben können.
Darwins Werk schenkt der Biologie eine mächtige, historische Dimension: Die komplexe Vielfalt des Lebendigen hat sich in vielen Millionen Jahren aus einem Beginn entfaltet - ohne Gott.
Mit Galilei war der Mensch aus dem Mittelpunkt des Kosmos vertrieben worden. Darwin scheint ihn aus Gottes Hand zu stoßen. Ein zielloses Ineinandergreifen von Zufall und Auslese hat den Menschen geschaffen. Das ist vielen religiösen Menschen unerträglich - bis heute. In den USA werden Kinder von bibeltreuen Tourguides durch Naturkundemuseen geführt:
"Wir sind darauf trainiert, wie Evolutionisten zu denken. Wir müssen wie Kreationisten denken. Wir glauben an Jesus als unseren Designer und Schöpfer von allem, das je gemacht wurde. Jetzt können wir das J-Wort sagen. Was ist ein J-Wort?
Jesus!"
Die Spottzeichnungen, die den Schöpfer der Evolutionstheorie im Gorillafell zeigen, sind bekannt. Darwin selbst liebt die Nähe zum Tier:
"Tiere empfinden wie der Mensch Freude und Schmerz, Glück und Unglück. Der Schreck wirkt auf sie in derselben Weise wie auf uns, er macht ihre Muskeln erzittern, ihr Herz schlagen. Ein weiblicher Pavian hatte ein so weites Herz, dass er junge Affen anderer Arten adoptierte."
Darwins Elefanten weinen, seine Affen adoptieren Waisenkinder - der Menschheit fällt es ein, mit Darwins Ideen "Eugenik" zu betreiben:
"Ein Grundsatz muss für den SS-Mann absolut gelten: ehrlich, anständig, treu und kameradschaftlich haben wir zu Angehörigen unseres eigenen Blutes zu sein und zu sonst niemandem. Wie es den Russen geht, wie es den Tschechen geht, ist mir total gleichgültig. Ob die anderen Völker in Wohlstand leben oder ob sie verrecken vor Hunger, das interessiert mich nur soweit, als wir sie als Sklaven für unsere Kultur brauchen." (H. Himmler)
Ausgrenzung bis hin zum Mord. Auch Darwin spricht von "barbarischen Rassen". Ein Sozialdarwinist aber ist er nicht. Er verabscheut die Sklaverei. Zu den großen Tugenden des Menschen zählt er das Mitgefühl. Und sein "survival of the fittest" meint nicht das "Überleben des Stärkeren", sondern des am Besten Angepassten - auch eine scheue Maus kann das sein.
"Die Entwicklungsbiologie oder "EvoDevo" ist ein ganz spannendes Forschungsfeld. Wie entwickelt sich denn aus so einem DNA-Strang eine Form, wie wir sie dann eben haben? Und da weiß die Genetik heute, dass Anschalt- und Abschaltvorgänge sehr viel wichtiger sind, als man das früher dachte. Man kannte sie schlichtweg häufig noch gar nicht."
Rasant hat sich die Evolutionsbiologie seit Darwin entwickelt. Der wusste noch nichts vom trickreichen Aufbau des Erbguts, nichts von Genen und Mutationen. Mit Mut zur Lücke schuf er seine Theorie - auch das macht Darwins Größe aus. Und er spürte - der neue, mechanistische Blick auf das Leben bedeutet auch einen Verlust:
"Jetzt kann ich es seit vielen Jahren nicht mehr ertragen, eine Zeile Poesie zu lesen. Ich habe auch meine Vorliebe für Gemälde und Musik verloren. Mein Geist scheint eine Art Maschine geworden zu sein, die dazu dient, allgemeine Gesetze aus großen Sammlungen von Tatsachen herauszumahlen."
Viele Jahre litt er an diffusen Herz- und Magenbeschwerden und starb am neunzehnten April 1882 im Alter von dreiundsiebzig Jahren: umstritten und verehrt. In einem feierlichen Staatsbegräbnis wurde Charles Darwin in der Westminster Abtei zu Grabe getragen.