"Es gibt mehr Interessenten als erwartet"
Der CDU-Verkehrspolitiker Georg Brunnhuber rechnet trotz der internationalen Finanzkrise mit großem Interesse am geplanten Verkauf von Aktien der Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn, DB Mobility Logistics. Gerade angesichts der derzeitigen Finanzkrise seien die Bahn-Aktien eine sichere Anlage, sagte das Mitglied im Aufsichtsrat der Bahn.
Birgit Kolkmann: Nächste Woche möchte Bahnchef Mehdorn auf "road show" gehen - in Schienenangelegenheiten. Denn er möchte Investoren bewegen, ihr Geld bei der Bahntochter Mobility Logistics anzulegen - in Aktien. Denn die Bahn soll jetzt schnell an die Börse, am 27. Oktober, und ab kommenden Montag kann die Zeichnung der 250 Millionen Aktien beginnen. Dabei haben der Bundesfinanz- und -verkehrsminister und viele der zuständigen Verkehrsminister in den Bundesländern erhebliche Bedenken, die Bahn vor dem Hintergrund der aktuellen Finanzkrise jetzt mit hohem Tempo Richtung Börse zu fahren.
Heute entscheidet der Lenkungsausschuss der Bundesregierung über das weitere Vorgehen. Georg Brunnhuber ist Verkehrspolitiker der CDU und sitzt im Aufsichtsrat der Bahn. Ihn begrüße ich zum Gespräch jetzt. Schönen guten Morgen, Herr Brunnhuber.
Georg Brunnhuber: Guten Morgen.
Kolkmann: Was wird denn eine Aktie der Bahn wahrscheinlich kosten?
Brunnhuber: Das wird ja heute erst festgelegt. Wenn ich das schon sagen könnte, dann wäre ich natürlich ein Hellseher. Man kann aber davon ausgehen, dass die Aktie in etwa so angeboten wird, dass "round about" eine Summe mit 24,9 Prozent um die fünf Milliarden liegen wird.
Kolkmann: Sie denken, dass fünf Milliarden dabei herauskommen werden, wenn 250 Millionen Aktien ausgegeben werden. Dann müssten sie etwas mehr als 16, 18 Euro ungefähr kosten. Aber kommt es denn überhaupt zu den fünf Milliarden? Es gibt da ja Kritiker, die sagen, das werden nicht mal mehr vier.
Brunnhuber: Das sind natürlich alles Leute, die wahrscheinlich zu Hause die Glaskugel haben und da spekulieren. Wir können momentan nur eines feststellen: Es gibt mehr Interessenten, als wir selber erwartet haben. Und wenn es ab Montag zur Zeichnung geht, könnte es durchaus sein, dass wir aufgrund der jetzigen Anfragen, Nachfragen eine Überzeichnung bekommen, was übrigens zeigt, dass die Bahn, unsere Bahn, die Bahn AG die beste Bahn in Europa ist, die Geld verdient und die interessant ist für Anleger, denn es gibt weltweit nach wie vor Leute und Institutionen und Verbände, Fonds und Rentenfonds, die Anlagemöglichkeiten suchen. Da ist die Bahn das sicherste, was man sich überhaupt denken kann, mit einem Eigentümer Bundesrepublik Deutschland. In der jetzigen Krise gibt es wahrscheinlich weltweit nichts besseres.
Kolkmann: Warum ist das Interesse jetzt so ganz besonders groß? Im Frühjahr hieß es ja noch, man kriegt acht Milliarden für diesen Teil der Bahn, und jetzt ist von vier bis fünf Milliarden die Rede. Das ist ja nur mal knapp die Hälfte. Kann es sein, dass die Investoren auch denken, sie machen jetzt ein besonderes Schnäppchen?
Brunnhuber: Die acht Milliarden waren völliger Kokolores. Das war nie zu erwarten. Wer immer das aufgebracht hat, hat sich da in irgendeiner Form vertan. Das wäre dann bei 50 Prozent oder 49,9. Aber unabhängig davon: Es gibt eben auch in der Krise eine riesige Zahl von Anlegern, institutionellen Anlegern, die natürlich schauen müssen, wo sie ihr Geld langfristig sicher unterbringen, dass es auch noch Rendite abwirft.
Da ist die Bahn ein wirklich großartiger Anbieter auf dem Markt, mit dem man in so einer schwierigen Phase gerne Geschäfte macht, weil eben die Sicherheit, die dahinter steht, die Bundesrepublik Deutschland, von höchstem Interesse ist. Wer die Börsenmärkte jetzt in den letzten Tagen beobachtet hat, der sieht ja: alle anderen Dinge werden schwieriger. Aber dort, wo der Staat die Sicherheit garantieren kann, da wollen die Leute hin.
Kolkmann: Trotzdem sitzt das Geld natürlich jetzt nicht locker und möglicherweise in der nächsten und mittleren Zukunft noch weniger locker. Es gibt ja nun eine ganze Menge Kritiker. Da sind mehrere Bundesminister dabei, aber auch viele Landesminister. Die sagen, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, wir sollten uns da noch ein bisschen Zeit nehmen. Wird da Volksvermögen möglicherweise verschleudert?
Brunnhuber: Erstens wäre es völlig töricht, dass auch nur ein Euro Volksvermögen hier kaputt gemacht wird. Ganz im Gegenteil. Diese linke Diktion stimmt sowieso nicht. Man wird am Abend des Tages, nämlich am 26. Oktober, entscheiden, was ist jetzt an Verkauf möglich, was kommt rein an der Summe, und dann entscheidet man am 26. Oktober praktisch bis Mitternacht: Machen wir es oder machen wir es nicht?
Kolkmann: Ein Hintertürchen bleibt da also offen?
Brunnhuber: Das ist immer so. Offensichtlich haben sich viele Leute nicht damit befasst, wie ein Börsengang organisiert wird. Jetzt wird einmal zehn Tage lang gesucht, wer bietet wie viel und wie viel können wir zu welchem Preis verkaufen. Dann sieht man. Und wenn das so wäre, wie all diese Hellseher jetzt schon ahnen, dann kann man das ohne großes Brimborium stoppen. Nur kann man es nicht stoppen, bevor man überhaupt weiß, was rauskommt. Das wird man erst ab Montag sehen.
Heute wird der Lenkungsausschuss mal eine Spanne festlegen und dann werden wir uns nächsten Freitag und die Tage danach unterhalten und dann sieht man ganz genau, machen wir es oder machen wir es nicht. Ich glaube, das ist der richtige Weg und da wird auch nichts überhastet oder nichts übereilt an die Börse gebracht, sondern das ist der ganz normale Ablauf. Wenn wir den Eindruck haben, das ist jetzt unter Wert, dann wird das gestoppt. Das ist doch überhaupt kein Thema.
Kolkmann: Der Eigentümer hat das letzte Wort und dann noch mal die Kanzlerin mit ihrer Richtlinienkompetenz?
Brunnhuber: Hier ist natürlich der Finanzminister gefordert, aber natürlich auch die Bundeskanzlerin und das Kabinett. Letztendlich wird das auch vielleicht das eine oder andere Gremium im Bundestag erreichen (Haushaltsausschuss), denn alle haben natürlich größtes Interesse, dass zu einem ordentlichen Preis abgeschlossen wird, zumal der Verkehrsminister das allergrößte Interesse haben muss, denn er soll ja einen Großteil des Geldes bekommen, um in der Bahn zu investieren, für Lärmschutz, für Bahnhofsanierungen.
Damit ist eigentlich die Zielrichtung vorgegeben. Wenn das nicht in den Summen eingeht, wie man es sich erwartet, also "round about" plus/minus fünf Milliarden, dann ist das sicherlich eine Frage, wo der Eigentümer dann irgendwann erklären kann und erklären muss, das ist zu wenig, wir warten ab, wobei ich hier auch schon sage, ich glaube nicht, dass das in den nächsten Wochen und Monaten arg viel besser wird.
Kolkmann: Vielen Dank. Das war Georg Brunnhuber, der Verkehrspolitiker der CDU und Aufsichtsrat der Bahn. Danke fürs Gespräch in Deutschlandradio Kultur.
Heute entscheidet der Lenkungsausschuss der Bundesregierung über das weitere Vorgehen. Georg Brunnhuber ist Verkehrspolitiker der CDU und sitzt im Aufsichtsrat der Bahn. Ihn begrüße ich zum Gespräch jetzt. Schönen guten Morgen, Herr Brunnhuber.
Georg Brunnhuber: Guten Morgen.
Kolkmann: Was wird denn eine Aktie der Bahn wahrscheinlich kosten?
Brunnhuber: Das wird ja heute erst festgelegt. Wenn ich das schon sagen könnte, dann wäre ich natürlich ein Hellseher. Man kann aber davon ausgehen, dass die Aktie in etwa so angeboten wird, dass "round about" eine Summe mit 24,9 Prozent um die fünf Milliarden liegen wird.
Kolkmann: Sie denken, dass fünf Milliarden dabei herauskommen werden, wenn 250 Millionen Aktien ausgegeben werden. Dann müssten sie etwas mehr als 16, 18 Euro ungefähr kosten. Aber kommt es denn überhaupt zu den fünf Milliarden? Es gibt da ja Kritiker, die sagen, das werden nicht mal mehr vier.
Brunnhuber: Das sind natürlich alles Leute, die wahrscheinlich zu Hause die Glaskugel haben und da spekulieren. Wir können momentan nur eines feststellen: Es gibt mehr Interessenten, als wir selber erwartet haben. Und wenn es ab Montag zur Zeichnung geht, könnte es durchaus sein, dass wir aufgrund der jetzigen Anfragen, Nachfragen eine Überzeichnung bekommen, was übrigens zeigt, dass die Bahn, unsere Bahn, die Bahn AG die beste Bahn in Europa ist, die Geld verdient und die interessant ist für Anleger, denn es gibt weltweit nach wie vor Leute und Institutionen und Verbände, Fonds und Rentenfonds, die Anlagemöglichkeiten suchen. Da ist die Bahn das sicherste, was man sich überhaupt denken kann, mit einem Eigentümer Bundesrepublik Deutschland. In der jetzigen Krise gibt es wahrscheinlich weltweit nichts besseres.
Kolkmann: Warum ist das Interesse jetzt so ganz besonders groß? Im Frühjahr hieß es ja noch, man kriegt acht Milliarden für diesen Teil der Bahn, und jetzt ist von vier bis fünf Milliarden die Rede. Das ist ja nur mal knapp die Hälfte. Kann es sein, dass die Investoren auch denken, sie machen jetzt ein besonderes Schnäppchen?
Brunnhuber: Die acht Milliarden waren völliger Kokolores. Das war nie zu erwarten. Wer immer das aufgebracht hat, hat sich da in irgendeiner Form vertan. Das wäre dann bei 50 Prozent oder 49,9. Aber unabhängig davon: Es gibt eben auch in der Krise eine riesige Zahl von Anlegern, institutionellen Anlegern, die natürlich schauen müssen, wo sie ihr Geld langfristig sicher unterbringen, dass es auch noch Rendite abwirft.
Da ist die Bahn ein wirklich großartiger Anbieter auf dem Markt, mit dem man in so einer schwierigen Phase gerne Geschäfte macht, weil eben die Sicherheit, die dahinter steht, die Bundesrepublik Deutschland, von höchstem Interesse ist. Wer die Börsenmärkte jetzt in den letzten Tagen beobachtet hat, der sieht ja: alle anderen Dinge werden schwieriger. Aber dort, wo der Staat die Sicherheit garantieren kann, da wollen die Leute hin.
Kolkmann: Trotzdem sitzt das Geld natürlich jetzt nicht locker und möglicherweise in der nächsten und mittleren Zukunft noch weniger locker. Es gibt ja nun eine ganze Menge Kritiker. Da sind mehrere Bundesminister dabei, aber auch viele Landesminister. Die sagen, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, wir sollten uns da noch ein bisschen Zeit nehmen. Wird da Volksvermögen möglicherweise verschleudert?
Brunnhuber: Erstens wäre es völlig töricht, dass auch nur ein Euro Volksvermögen hier kaputt gemacht wird. Ganz im Gegenteil. Diese linke Diktion stimmt sowieso nicht. Man wird am Abend des Tages, nämlich am 26. Oktober, entscheiden, was ist jetzt an Verkauf möglich, was kommt rein an der Summe, und dann entscheidet man am 26. Oktober praktisch bis Mitternacht: Machen wir es oder machen wir es nicht?
Kolkmann: Ein Hintertürchen bleibt da also offen?
Brunnhuber: Das ist immer so. Offensichtlich haben sich viele Leute nicht damit befasst, wie ein Börsengang organisiert wird. Jetzt wird einmal zehn Tage lang gesucht, wer bietet wie viel und wie viel können wir zu welchem Preis verkaufen. Dann sieht man. Und wenn das so wäre, wie all diese Hellseher jetzt schon ahnen, dann kann man das ohne großes Brimborium stoppen. Nur kann man es nicht stoppen, bevor man überhaupt weiß, was rauskommt. Das wird man erst ab Montag sehen.
Heute wird der Lenkungsausschuss mal eine Spanne festlegen und dann werden wir uns nächsten Freitag und die Tage danach unterhalten und dann sieht man ganz genau, machen wir es oder machen wir es nicht. Ich glaube, das ist der richtige Weg und da wird auch nichts überhastet oder nichts übereilt an die Börse gebracht, sondern das ist der ganz normale Ablauf. Wenn wir den Eindruck haben, das ist jetzt unter Wert, dann wird das gestoppt. Das ist doch überhaupt kein Thema.
Kolkmann: Der Eigentümer hat das letzte Wort und dann noch mal die Kanzlerin mit ihrer Richtlinienkompetenz?
Brunnhuber: Hier ist natürlich der Finanzminister gefordert, aber natürlich auch die Bundeskanzlerin und das Kabinett. Letztendlich wird das auch vielleicht das eine oder andere Gremium im Bundestag erreichen (Haushaltsausschuss), denn alle haben natürlich größtes Interesse, dass zu einem ordentlichen Preis abgeschlossen wird, zumal der Verkehrsminister das allergrößte Interesse haben muss, denn er soll ja einen Großteil des Geldes bekommen, um in der Bahn zu investieren, für Lärmschutz, für Bahnhofsanierungen.
Damit ist eigentlich die Zielrichtung vorgegeben. Wenn das nicht in den Summen eingeht, wie man es sich erwartet, also "round about" plus/minus fünf Milliarden, dann ist das sicherlich eine Frage, wo der Eigentümer dann irgendwann erklären kann und erklären muss, das ist zu wenig, wir warten ab, wobei ich hier auch schon sage, ich glaube nicht, dass das in den nächsten Wochen und Monaten arg viel besser wird.
Kolkmann: Vielen Dank. Das war Georg Brunnhuber, der Verkehrspolitiker der CDU und Aufsichtsrat der Bahn. Danke fürs Gespräch in Deutschlandradio Kultur.