"Es gibt keinen Neuschnee"

Autor: Hans Bräunlich · 25.12.2010
1890 in Berlin geboren, war Kurt Tucholsky eine der originellsten Figuren der deutschen Literatur. In der Tradition Heinrich Heines stehend, suchte er in den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts mit seinen satirischen Gedichten, Chansons und Prosa-Texten verändernd auf seine Zeit einzuwirken.
Die entlarvenden Porträts des bornierten deutschen Spießers wie des duldsamen Proleten, der reaktionären Militärs und Politiker wie der sozialdemokratischen Funktionäre machten ihn zu einem der scharfsichtigsten literarischen Chronisten der Weimarer Republik, der ihr schlimmes Ende früh voraussah. Zugleich blieb er ein ironisch-liebevoller wie scharfzüngiger Beobachter menschlichen Alltags.

Ein Thema bewegte ihn besonders: die konfliktreichen Geschlechterbeziehungen. Denn: der "innerlich weinende Clown", wie er sich selbst charakterisierte, mochte Frauen sehr und sie fühlten sich offenkundig von ihm ebenso angezogen. Am Ende aber gab es nur eine Frau, der er über den Tod hinaus verbunden bleiben wollte.
1935 starb Kurt Tucholsky im schwedischen Exil, nachdem er sich drei Jahre zuvor ins literarische Schweigen geflüchtet hatte und nur noch in Briefen zu Wort meldete. Diese Collage aus seinen Texten ist eine Annäherung an den Dichter in drei Kapiteln: "Heute zwischen gestern und morgen" — "Ich habe nur eine Frau in meinem Leben geliebt" — "Nachher oder Wenn eena dot is".

Links:
Die Kurt Tucholsky-Stiftung (Hamburg) wurde von Tucholskys geschiedener Frau Mary Gerold-Tucholsky und Fritz J. Raddatz ins Leben gerufen.

Das Weblog zu Kurt Tucholsky
Kurt Tucholsky Literaturmuseum
Schloss Rheinsberg
D-16831 Rheinsberg
Tel: 03 39 31 - 39007
Das Deutsche Literatur Archiv in Marbach beherbergt in seinem eigens dafür eingerichteten Archiv den größten Teil des Nachlasses von Kurt Tucholsky.

Kurt Tucholsky
Weihnachten mit Kurt Tucholsky
Hrsg. v. Axel Ruckaberle
2010 Fischer (TB.), Frankfurt
"Das Christkind kommt! Wir jungen Leuten lauschen/ auf einen stillen heiligen Grammophon./ Das Christkind kommt und ist bereit zu tauschen/ den Schlips, die Puppe und das Lexikohn." Die romantischen Bilder der traditionellen Weihnachtszeit geraten bei Tucholsky in Schieflage, in der modernen Welt, im leichten Berliner Dialekt. Und auch die Vorfreude der Adventszeit hält dem skeptischen Blick nicht stand: "Wieder haben wir einen Kalender heruntergerissen / o mein Gott, ist dieses Leben beschmissen." So ist Weihnachten mit Tucholsky eine erholsam unsentimentale Festtagsbegleitung. Und doch: "Ach ja, so n Christfest ist doch ooch janz scheen!"
Kurt Tucholsky
Das große Lesebuch
Herausgeber: Ruckaberle, Axel . .
2010 Fischer (TB.), Frankfurt
Besonders zahlreich waren sie nicht gerade in der Weimarer Republik: die aufrechten Demokraten mit Zivilcourage. Einer der wichtigsten Kämpfer für die Republik, der nicht müde wurde, den Militarismus seiner Zeit, die Verfilzungen der Justiz und den aufkommenden Nationalsozialismus anzuprangern, war Kurt Tucholsky. Dieser Band versammelt die wichtigsten Satiren des politischen Publizisten, darüber hinaus aber auch zahlreiche Texte, die sich humorvoll und fern von aller Politik den großen und kleinen Fragen des Lebens widmen.
Kurt Tucholsky
Gesamtausgabe, Texte und Briefe.
Bd. 15 Texte 1932 - 1933
Hrsg. v. Antje Bonitz, Dirk Grathoff, Michael Hepp u. a..
2011 Rowohlt, Reinbek
Der Abschluss der Tucholsky-Gesamtausgabe
Im Jahr 1932 zieht sich Tucholsky aus der literarischen Öffentlichkeit zurück. Seine Texte für die Weltbühne befassen sich mit der Wirtschaftskrise in Deutschland und Europa, der beginnenden Gleichschaltung von Rundfunk und Film sowie mit den Zensurmaßnahmen.
Aus Anlass des "Soldaten-sind-Mörder"-Prozesses gegen Ossietzky als verantwortlichen Redakteur und dessen Haftantritt schreibt Tucholsky seinen letzten großen politischen Artikel: "Für Carl v. Ossietzky. General- Quittung". Mit "Hitler und Goethe" wagt er noch einmal eine bissige Satire. Die von ihm gemeinsam mit Walter Hasenclever verfasste Komödie Christoph Kolumbus oder die Entdeckung Amerikas wird im September 1932 gegen den Widerstand rechtsradikaler Kreise im Leipziger Schauspielhaus uraufgeführt. Widerstrebend schreibt "der aufgehörte Schriftsteller" noch den Leitartikel für das erste Heft der "Wiener Weltbühne", doch ab Mitte 1932 bleibt es bei der skizzenhaften Materialsammlung für einen Roman, dokumentiert in den hier abgedruckten Notizbüchern und dem Sudelbuch. Ebenfalls aus dem Nachlass werden hier das Filmexposé "Seifenblasen" sowie Kabarettszenen, Chansons mit eigenen Kompositionen und Couplet-Entwürfe zum ersten Mal vollständig gedruckt. Zudem enthält der Band nachträgliche Funde zu den 21 vorangegangenen Bänden.
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Die Musik der Langen-Tucholsky-Nacht:
Schlafen Sie gut, Herr Tucholsky
Interpretiert von: Werner Schneyder
Komponist: Robert Opratko
Aus: Schlafen Sie gut, Herr Tucholsky
Heute zwischen gestern und morgen
Interpretiert von: Messemer, Hannes
Komponist: Gert sr Wilden
Aus: Schauspieler singen Tucholsky - Heute zwischen Gestern und Morgen
Der Graben
Interpretiert von: Kate Kühl
Komponist: Hanns Eisler
Aus: Kurt Tucholsky: Chansons - Prosa - Briefe
Das Lied vom Kompromiß
Interpretiert von: Ernst Busch (voc)
Komponist: Hanns Eisler
Aus: Merkt ihr nischt - Ernst Busch singt Tucholsky/Eisler
Die Seriösen
Interpretiert von: Jürgen von der Lippe

Ideal und Wirklichkeit
Interpretiert von: Günter Pfitzmann
Komponist: Olaf Bienert
Aus: Kurt Tucholsky: Chansons - Prosa - Briefe
Anna-Luise
Interpretiert von: Ernst Busch (voc)
Komponist: Hanns Eisler
Aus: Singt eener uff'n Hof - Kurt Tucholsky als Kabarettautor in historischen Aufnahmen seiner Zeitgenossen
Lottchen beichtet
Interpretiert von: Grethe Weiser
Aus: Kurt Tucholsky: Chansons - Prosa - Briefe
Augen in der Großstadt
Interpretiert von: Hildegard Knef
Komponist: Kurt Tucholsky
Aus: CD: Hildegard Knef singt und spricht Tucholsky
Eine Frage
Interpretiert von: Boysen, Rolf
Komponist: Gert sr Wilden
Aus: Schauspieler singen Tucholsky - Heute zwischen Gestern und Morgen
Bürgerliche Wohltätigkeit (2) (für Singstimme und kleines Orchester)
Interpretiert von: Ernst Busch (voc)
Komponist: Hanns Eisler
Aus: Singt eener uff'n Hof - Kurt Tucholsky als Kabarettautor in historischen Aufnahmen seiner Zeitgenossen
Parteiwirtschaft
Interpretiert von: Dieter Mann
Komponist: entfällt

Ein älterer, aber leicht besoffener Herr
Interpretiert von: Gerd E. Schäfer (Sprecher)
Aus: Jazz - Lyrik - Prosa
Das Leibregiment
Interpretiert von: Gisela May
Komponist: Werner Richard Heymann
Aus: Kurt Tucholsky: Chansons - Prosa - Briefe
Rosen auf den Weg gestreut
Interpretiert von: Ernst Busch (voc)
Komponist: Hanns Eisler
Label: Barbarossa
Best.-Nr: 01350-2
Aus: Merkt ihr nischt - Ernst Busch singt Tucholsky/Eisler
Das ist bei mir so
Interpretiert von: Paul Graetz (voc)
Komponist: Friedrich Hollaender
Aus: Singt eener uff'n Hof - Kurt Tucholsky als Kabarettautor in historischen Aufnahmen seiner Zeitgenossen