"Es gibt in Deutschland nicht 1.700 Jahre durchgehendes jüdisches Leben"

    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine Ansprache beim Festakt zum Auftakt des Festjahres "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland".
    Das Judentum habe entscheidend zum Aufbruch Deutschlands in die Moderne beigetragen, sagte Bundespräsident beim Festakt in Köln. © Guido Bergmann/Bundesregierung/dpa
    Die Jubiläumsfeiern "1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland" sind nach Ansicht des Rabbiners Achim Doerfer zu positiv besetzt. Er freue sich zwar über den Paradigmenwechsel in den Feierlichkeiten weg von der Opferrolle hin zu einem Werben für Sympathie für das Judentum, sagte der zweite Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Göttingen im Deutschlandfunk. Es habe hierzulande aber gar nicht durchgehend 1.700 Jahre jüdisches Leben gegeben. Auch die Ausrufung einer christlich-jüdischen Tradition sei erst sehr spät aufgetaucht, betonte der Rechtsphilosoph. Noch Bundeskanzler Adenauer und dann die CDU habe bis weit in die 80er Jahre nur vom christlichen Abendland gesprochen. Die Betonung des Christlich-jüdischen sei erst gekommen, als man die Muslime ausschließen habe wollen. Das hätten aber viele Jüdinnen und Juden nicht mitgemacht, so Doerfer. Es gehe nicht an, eine dritte Partei zu exkludieren durch eine ins positiv gedrängte Geschichtsklitterung.