Erst verschwand der Trabi, nun geht auch Ehrlicher

Von Claus Stephan Rehfeld · 09.11.2007
Sein erster "Tatort" hieß "Ein Fall für Ehrlicher" und das Geld kam noch vom DDR-Fernsehen. Das ist lange her, ein alter Trabant diente noch als Kripowagen und aus der DDR waren über Nacht "blühende Landschaften" geworden. Wie kommt (man) da Ehrlicher durchs Leben? Und woran scheitert so mancher Nachbar?
15 Jahre und 45 MDR-"Tatorte" lang war dies ein Thema - im Fernsehen und auch im wirklichen Leben von Peter Sodann alias Hauptkommissar Ehrlicher. Am Wochenende (11.11.07) nun läuft der letzte "Tatort" mit dem sächselnden Hauptkommissar. "Die Falle" heißt der Streifen und stößt auf Abgründe zwischen blühenden Gärten und bunten Fassaden. Vieles hat sich also verändert, manches ist geblieben - wie im wahren Leben des gelernten Werkzeugmachers.

Kurze Rückblende. 3. April 2007. Nachmittag. Bei Leipzig.

Gies: "Also das ist die Szene, wo sie die Leiche finden."

Die Leiche stellt das Grinsen ein, die Fotografen rangeln um das beste Bild, und Kommissar Ehrlicher hält laut Drehbuch und für die Fotografen das Handy ans Ohr. Der Akku ist leer, aber das macht ja dem Foto nichts aus.

Sodann: "Walter, komm schnell. Gleich ist unsere letzte Leiche weg."

Doch Leichen leben länger. "Klappe. Das war 36 – 7 – die 4.", sagt der Regisseur für die Knipser, die Leiche steht wieder auf.

Sodann: "Das ist das wichtigste Foto: Die Auferstehung im Jahr 2007."

Die Leiche lacht in die Kameras, Walter braucht nicht mehr zu kommen. Und Sodann hält den Abschiedsgruß vom MDR, einen Blumenstrauß, auf Halbmast.

Der letzte Tatort mit Kommissar Ehrlicher ist im Kasten. Schluss, Aus, Ende. 15 Jahre, 45 Tatorte - der erste hieß "Ein Fall für Ehrlicher", der letzte heißt "Die Falle".

Schnitt. Halle. 9. Oktober. Vormittag. Sechs Monate nach der letzten Tatort-Klappe. Sodann ist, eigentlich wie immer, auf Achse. Und gelegentlich auch zu Haus. Den Abgang also verdaut?

"Ich habe keine Mangelerscheinungen. Es ist schade, würde ich sagen, dass man mir das weggenommen hat. Aber wenn es nun mal so ist. Es wär doch blödsinnig, wenn ich mich darüber ärgere. Das hat doch keinen Sinn! Ja, du bist jetzt ruhig, Bruno. Bist’e machtlos. Ein Hund ist auch nur ein Mensch. Komm her! Er ist auch eine Art Schauspieler."


Telefon Ost, Vorgesetzter West

Das ist zwar nicht die Schlüsselszene im ersten Sachsen-Tatort, aber charakterisiert die Zeit. Polizeiauto aus dem Osten, Leichenwagen aus dem Westen.

"Ausländer raus!"

Es ist die Zeit, in der es viel Arbeit gibt und immer mehr Entlassungen; das Wort "Polensau" schnell mal an die Wand gemalt ist und Scheiben splittern; Menschen, wie in einem Dreigroschenroman, auf eine bessere Zeit hoffen und Verdächtigungen tödliche Folgen haben.

Ehrlicher: "Wissen Sie, ich kann die Leute nicht leiden, die ihre Erinnerungen abstreifen wie einen alten Lappen. Erinnerung ist Leben. Ist auch ne Art von Mord, fällt allerdings nicht in meine Kompetenz."

Die neue Zeit tröpfelt in das Leben der Leute. Aus der Aufschrift "VP-Amt" wird durch Überkleben des "V" schnell die neue, gültige Bezeichnung. Die alte Erkenntnis "Zeit ist Geld" wird nun "Time ist Geld" ausgesprochen. Die Osttelefone werden gegen Westapparate ausgetauscht. Doch die Verständigung klappt damit nicht gleich besser. Verdächtigungen, Vorurteile, Versuche.

Veigl: "Das sind die alten Methoden. Wenn’s nicht weitergeht, dann schafft man einfach Tatsachen. Der Mann ist Pole! Da gibt’s genug Politiker, die warten nur darauf, uns tendenziöses Handeln nachzuweisen."
Ehrlicher: "Ich habe 20 Jahre auf Ihrem Stuhl gesessen. Ich begreife Sie. Ob Sie mich begreifen, das weiß ich nicht. Ich habe 20 Jahre lang Täter überführt, einige Sitzen heute noch. Ich habe Straftaten aufgeklärt, die welche waren und sind – unabhängig davon, ob der Staatschef Honecker oder Kohl heißt."
Veigl: "Wir sind für die Leute da, net für die Politiker."

Die Zeit der Vermutungen ist vorbei, doch nicht die der Vorurteile. Ost-Kriminalist und West-Vorgesetzter – das wäre ein Ost-Tatort geworden. Dies hier ist aber der Sachsen-Tatort. Sächsischer Kommissar und bayerischer Leiter der Dienststelle. Viel Stoff zum Wenden.

Veigl: "Ich verstehe Ihre Erregung. Aber die Entscheidung hat der Kollege Ehrlicher getroffen. Das ist ein erfahrener Mann. Und ich sehe keinen Grund, mich in seine Kompetenz einzumischen."
Frau: "Wie mir bekannt ist, gehört ihr erfahrener Mann zu den sogenannten Wendehälse. Oder irre ich mich da?"
Veigl: "Ich gehe davon aus, dass sie sich irren."

Veigl alias Gustl Bayrhammer wurde noch vom Deutschen Fernsehfunk der DDR bezahlt. Der war der Auftraggeber für die Geschichte, die dann der erste Sachsen-Tatort wurde.


Der Sachsen-Tatort I

Sodann: "Tja, wie viele Ideen entstehen beim Alkohol trinken? Und so weiß ich noch, dass wir eines Abends zusammen saßen. Das war noch ein Film, der noch vom DFF bezahlt wurde, der hieß 'Trutz', und abends habe ich gesagt: Ich habe schon einen amerikanischen General gespielt, einen russischen und dies und jenes, aber ich habe noch nie einen Kriminalkommissar gespielt. Würde ich auch mal ganz gerne machen. Und da sagte mein Freund Hans Honert …"

Honert: "Und da habe ich gesagt: Pass auf, ich schreib dir den ersten Tatort für den sächsischen Kommissar. Und da haben wir gelacht dabei. Und siedeln das in Dresden an. Und habe diese Seiten genommen und habe sie umgearbeitet, wieder zum Drehbuch gemacht."

Hans-Werner Honert, Autor und Regisseur, kramte seine noch unveröffentlichte Geschichte aus dem Schubfach, schrieb sie zum Drehbuch um, zog los und:

Sodann: "Dann wussten wir nicht, was wir damit machen sollten, als er fertig war. Und da haben wir ihn dem sich damals gründenden MDR angeboten, dem Herrn Reiter. Der hat gesagt: Genau so, wie ich mir das auch vorgestellt habe. Also bist du jetzt Tatort-Kommissar. Und dadurch, weil ich vorher aber auch gesagt habe: Leute, jetzt kommt der Westen über uns, unsere Regale sind alle leer. Wir müssen unbedingt was rein stellen in das Regal, sonst kommen die und alle Regale werden von denen voll gestellt. Und so hatten wir in das Regal etwas hineingestellt, im übertragenen Sinne, und dann ging es irgendwie, erstmal."


Immer Theater

"Ein Fall für Ehrlicher" hieß der erste Sachsen-Tatort. Am 19. Januar 1992 hatte er in der ARD seine Premiere und fürderhin seinen Platz.

Honert schreibt weiter Drehbücher, führt Regie, wird Geschäftsführer der SAXONIA MEDIA.
Sodann spielt den Hauptkommissar, aber vor allem Intendant und Geschichtenbewahrer, verweist auf Martin Luther.

Sodann: "Der eigentliche Schutz liegt ja im Denkapparat, liegt in der geistigen Entwicklung eines Volkes. Na ja, und wenn man mit so einer Bibliothek eine Kleinigkeit dazu beitragen kann, ist es doch in Ordnung oder? Finde ich."

Er baut begeistert mit seinem Ensemble die Kulturinsel in Halle weiter aus, leitet das neue theater, ist zornig über lastwagenweise abgekippte Bücher aus DDR-Bibliotheken auf Müllhalden.

Gegenwart hat für ihn keine Zukunft, wenn sie sich der Vergangenheit einfach so entledigt.

Sodann: "Das ist kein nostalgisches Projekt. Warum soll das Nostalgie sein? Das wird doch ist etwas gemacht, was ich für meine Begriffe als dringend notwendig sehe für die Zukunft, ne. Also unsere Enkel werden doch mal nachfragen: Was habt ihr denn eigentlich gemacht? Wie habt ihr gelebt? Bücher sind doch eine glatte Lebenserfahrung, finde ich. 'Wer einmal aus dem Blechnapf frisst' steht da gerade."

Fallada, Hans Fallada.

Das neue theater in Halle macht sich heraus, bricht zu Tourneen in den Westteil des Landes auf und kann daheim mit einer sehr guten Auslastung aufwarten.

Sodann: "Also Kulturinsel soll bedeuten, sich wohlzufühlen auf einer Insel. Denn derjenige, der mit seinem Schiff strandet, noch irgendwie einen Holzbalken oder etwas Schwimmbares erwischt, und nach Tagen auf einmal eine Insel sieht, wo er sich aufhalten kann, fühlt sich erst mal wohl. Ja, denke ich mir."

Der Sachsen-Tatort bringt gute Quoten im Fernsehen, schlägt mal so quotenmäßig ein Historiendrama wie "Troja" mit Brad Pitt.

Und Sodann fährt zwischen Intendanten- und Kommissar-Dasein über die ostdeutschen Straßen und sammelt Bücher aus DDR-Verlagen ein – bevor sie auf dem Müll landen und eine DDR-Geschichte einfach so entsorgt wird, also verloren geht.

Und trifft gelegentlich auch auf seine eigene Vergangenheit. Wie bei Familie Queck vor 7 Jahren. Wohnungsumzug, alle Bücher können nicht mit.

Sodann: "Das Buch hier ... da steht ein Gedicht drinne, dass kann ich noch auswendig. 'Warum, oh Brüder, seid ihr so gedankenschwer / gedankenschwer voll Harm und Bangen / warum, oh Brüder, lasset ihr die Köpfe traurig hangen.' Ich weeß es noch. Das hat nämlich … Dieses Buch hatte ich im Knast zum Lesen gekriegt. Ein Buch in der Woche. Einen Monat lang durfte ich lesen. Ich weiß nicht warum, da bekam ich vier Bücher, also jede Woche eins. Und eins war hier davon. Und ein Buch, weiß ich noch, 'Die Wasserminna' von Paula Busch, der zweite Band. Da hätte ichs am liebsten dem Wärter um die Ohren geknallt."

Das mit dem Knast, mit der politischen Einzelhaft ist 46 Jahre her. Und dem, der nach der Wende einen Brandanschlag auf seine Bibliothek der DDR-Literatur verübte, hätte er vermutlich auch gerne was um die Ohren geknallt.

Schnitt, harter Schnitt. Im April 2005 wird Sodann zum Ehrenbürger von Halle ernannt, zwei Monate später wird dem Theaterintendanten sowie Gründer und Macher der Kulturinsel gekündigt – von den Stadtoberen. Er wollte bis 2006 bleiben.

Sodann: "Hm, ´81 habe ich dann angefangen zu bauen, zu denken 1980. Ja, der gedankliche Vorlauf ist ja wichtig! Das heißt also, ich habe 25 Jahre dran gearbeitet, ja und nun muss ich gehen."

Anderthalb Jahre später, im Dezember 2006, teilt der MDR überraschend mit, dass das Sachsen-Tatort-Gespann Sodann und Lade im April 2007 das letzte Mal vor der Kamera stehen wird.
Theater weg, TATORT weg, und auch die Bibliothek der DDR-Literatur verschwindet … von der Kulturinsel.

Sodann: "Das ist es nicht mehr. In der Beurteilung stelle ich mich außerhalb hin. Ich gehe um das Theater drumrum wie um etwas anderes auch. Die haben alles, was an mich erinnern könnte, also im Wesentlichen vernichtet. Na ja, was will man da machen?"

Die beiden Denkmale, die er Halle stiftete, bleiben stehen. Das für Kurt Goetz und das für Striese, Emanuel Striese. Ein Theaterimpressario, dessen Gage der Applaus ist und der für die Menschen spielt.

Hinter Striese, im Theater, ist die Stimmung umgeschlagen. Das will was heißen, war doch Sodann beileibe kein einfacher Prinzipal. Nach diversen Entlassungen und radikül gestrichenem Spielplan durch den neuen Intendanten, ist die Besucherzahl eingebrochen, geht die Angst vor Entlassungen um.


Der Sachsen-Tatort II

Gies: "Ich glaube, dass die Leute im Westen nicht so leicht auf bestimmte Tricks reinfallen, wie hier im Osten die Leute. Ich glaube, dass man die Leute im Osten eher ausnutzen kann als die Leute im Westen, weil die das gewohnt sind, ist ja klar, also die sind nicht so vertrauensselig."

Hajo Gies, Regisseur des letzten Sachsen-Tatortes mit Ehrlicher und Kain. Die sächsische Nörgelei von Ehrlicher alias Sodann oder Sodann alias Ehrlicher liegt ihm sehr.

Sein Schimansky suchte die Gerechtigkeit auf eigene Faust, Ehrlicher versucht sie innerhalb des Systems zu finden. Da mehr Action, hier mehr Dialog.

Schimkasnky war ein Wunschbild, Ehrlicher ist der Realität näher.

Gies: "Mit seiner Tasche geht er in sein Büro, macht seine Arbeit und geht abends wieder nach Hause."

Und eckt zwischendurch an: Ehrlicher wie Sodann, im Film wie im Leben – einmischen, Meinung haben, Haltung zeigen.

Honert: "Manche verstehen das nicht und manche sagen: Der polarisiert zu sehr. Ich glaube aber, in einer Welt, wo so viel harmonisiert wird, kann man nur dankbar sein, dass es so einen Sachsen gibt, der polarisiert. Und – ich sage mal – immer mit einem zwinkernden Auge, er provoziert. Er provoziert und erwartet aber auch Antworten von den Anderen."

Der Sachsen-Tatort. Das sind weniger die Fälle, als vielmehr: wie mit den Fällen umgegangen wird.

Sodann: "Aber das Sächsische ist wohl das, wie ich mit den Menschen umgegangen bin. Oder so, wie ich das von Sachsen her kenne. Dabei muss man ja nicht unbedingt Sächsisch sprechen. Ist gar nicht nötig. Das st die Satzstellung, die Wortstellung, das in die Augen schauen. Und das hat den Leuten eben gefallen."

Und Gies sagt noch, Schimansky und Ehrlicher hätten da doch was gemeinsam: Beide seien eigentlich einsame Menschen.

Und die starken Brüche im Osten ließen auch die Geschichten - wie im letzten Sachsen-Tatort mit Ehrlicher und Kain - viel deutlicher erzählen.

Gies: "Ja, ja, ja, ja. Ich meine, die Opfer tun einem leid, aber es ist … also im Westen würde nicht so leicht einer auf diesen Unternehmer hier reinfallen. Das müsste man schon, glaube ich, schon viel komplizierter schreiben, also eh der Westler darauf reinfällt."


Der letzte Ehrlicher

Ehrlicher: "Weißte, ich hasse diesen ganzen Zinnober."
Kain: "Das kannste nicht machen."
Ehrlicher: "Wieso denn nicht?"
Kain: "Kannst nicht einfach sang- und klanglos in der Rente verschwinden."
Ehrlicher: "Warum nicht?"
Kain: "Warum nicht? Wieso nicht? Ach, mein Akku ist alle."
Ehrlicher: "Nimmste das."
Mann: "Ach, Herr Ehrlicher. Ich habe mir den Abend freigehalten. Wo feiern Sie denn?"
Ehrlicher: "Wie kommen Sie denn darauf, dass ich überhaupt feiere?"
Mann: "Also würde Ihnen gerne was dazugeben, aber ich habe dafür kein Budget."
Ehrlicher: "Und ich geh in Rente."
Mann: "Werde Sie vermissen."
Ehrlicher: "Quatschkopf."

Ehrlicher ist Sodann, also spielt am Sonntag auch so manche Szene auf Sodann an. Auf Abgänge, Maulschellen, Moralität und Unbequeme.

Ehrlicher: "In ein paar Tagen bist du Rentner und in einem Jahr, ach, in einen halben, haben sie dich schon vergessen. Ach, Scheiß drauf."

Das wird sich erst noch zeigen müssen. Immerhin hat der MDR ja noch vor einem halben Jahr Rollen zugesagt.

In seiner letzten Rolle als Tatort-Kommissar Ehrlicher steht er irgendwann mal vor einer Villa. Die gehört einem skrupelloser Geschäftemacher. Und Ehrlicher, der Polarisierer, der statt Lachstatar lieber Leberwurst mag, kann es nicht sein lassen und denkt wieder mal über Gerechtigkeit auf Erden nach.

Ehrlicher: "Das wär ein schöner Alterssitz. Aber dafür reicht mein Kleingeld nicht. Und dabei habe ich an keinem einzigen Tag in meinem Leben gefehlt. Die Welt ist ungerecht."


Von Kleingeld und Lehrgeld

Einen Teil seines Kleingeldes steckt Sodann in seine Bibliothek der DDR-Literatur. Momentan lagert sie in Kisten, in einer Turnhalle in Merseburg.

Richter: "Wenn ich das höre, dass also 8000 Bibliotheken geschlossen worden sind seit 1990, 80 Millionen Bücher vernichtet worden sind, dann ist das eine Sache, die kann man nicht einfach auf sich beruhen lassen."

Also übernahm Herr Richter aus Bad Dürrenberg kurzerhand den Vorsitz des neugegründeten Fördervereins der Bibliothek. Ein neuer Standort für das Gedächtnis der DDR-Literatur wird noch gesucht. Merseburg könnte sich da verdient machen.

Richter: "Die ersten Bücher, die vernichtet wurden, waren ja die, die noch nicht ausgeliefert worden waren. Vom Kommissions- und Großbuchhandel in Leipzig. Man schätzt, bis zu drei Millionen waren das."

ABM-Kräfte registrieren den Bestand, der wieder in Kisten landet und nun in der Turnhalle auf seinen endgültigen Unterbringungsort wartet.

150.000 Bücher derzeit, davon über 31.000 erfasst. Weitere 15.000 Bücher sind von Bürgern avisiert.


Feier statt Abschied?

Abspann. Oder: Was nicht im Tatort-Abspann stehen wird.

Sodann: "Hallo?"
Blüm: "Blüm."
Sodann: "Ach, Norbert, ich grüße dich."
Blüm: "Hör mal, ganz schnell. Mich hat gerade die …"

Sodann ist wieder und oft unterwegs – derzeit häufig mit Norbert Blüm. Das wird noch eine Weile so bleiben, in dem Gespräch geht es um ein Engagement im nächsten Jahr.

Blüm: "Machs gut."
Sodann: "Machs gut, Norbert."
Blüm: "Tschüß."

Honert, Geschäftsführer der Saxonia Media, erinnert sich an damals, so 1990.

Honert: "Und das war ja ne Zeit … Wir hatten ja mal eine absolute Freiheit, dass darf man ja nicht vergessen. Immer wenn Systeme brechen und neue Systeme entstehen, gibt es immer so eine Zwischenzeit."
"Das war der freie Fall."
" Ja, absolut. Und das hat so ’n Spaß gemacht, so absurd das klingen mag: Wir hatten ja unsere eigenen Chefs gewählt. Der Intendant wurde auch gewählt. Aus der heutigen Sicht also unvorstellbar, dass das alles ging ..."

Und die ABM-Helfer in Merseburg nehmen sich ganz gerne mal ein Buch aus DDR-Verlagen mit nach Hause, um es zu lesen. Christa Wolf, Tschingis Aitmatow, Ernest Hemingway, Stefan Zweig – einfach so wegschmeißen?

Sodann: "Was Ostalgie ist? Das Schlechte zu vergessen und sich nur an gute Dinge zu erinnern. Und dann kommt man auf einmal auf eine Linie, als hätte man in der DDR Freiheit genossen oder so etwas. Und das stimmt dann nicht mehr. Ne? Machen doch alle Leute gern. Aber bei uns über dem Theater steht: Vorwärts und nichts vergessen."

Stand. Zu seiner Zeit. Als er, der gelernte Werkzeugmacher und Bundesverdienstkreuzträger, noch der Prinzipal und Kommissar war.

20 Jahre Intendant neues theater halle, 15 Jahre Tatort-Kommissar.

Seinen letzten Sachsen-Tatort wird er sich am Sonntag daheim anschauen. Mit "ein klein wenig Wehmut", wie er sagt, und dem Erstaunen darüber, dass er auf einmal 71 Jahre ist.

Vielleicht klappt es doch noch mit seinem "Rentner-Tatort" beim MDR.

Ehrlicher: "Weißt du, ich wollte mich mal mit dir über den Abschied unterhalten."
Frederike: "Über die Feier."
Ehrlicher: "Weißt Du, Lachstatar und Brocula und … das bin nicht ich."
Frederike: "Hm, Du bist Fettbemme mit saurer Gurke, hm?!"
Ehrlicher: "Hm. Und warum machen wir das nicht?"
Frederike: "Weil dich alle gerne haben, dich Muffelkopp, und weil du was Besonderes bist und wir dir was Besonderes bieten wollen."
Ehrlicher: "Ich will aber nischt besonderes."
Frederike: "Du bist aber was besonderes."
Ehrlicher: "War das ne Art Liebeserklärung."