Erst kommt das Ei, dann die Moral
Jahrzehnte lang haben Tierschützer dafür gestritten: die Abschaffung der umstrittenen Käfigbatterien für Legehennen. Seit 1. Januar ist die bisher übliche Käfighaltung endgültig verboten. Besser soll es den Hühnern nun in der Kleingruppenhaltung gehen.
Munteres Gegacker schallt Stephanie Meiners-Funke entgegen, wenn sie ihren Stall betritt. Im schummerigen Licht sind links und rechts 60 Meter lange Gitterkonstruktionen in vier Etagen übereinander zu erkennen.
Jedes Stockwerk ist unterteilt in Käfige, die etwa dreieinhalb Meter lang und gut einen halben Meter hoch sind. In jedem tummeln sich braun gefiederte Hühner - die einen hocken auf Sitzstangen, andere vollziehen eigenartige Bewegungen auf einer hellen Matte im linken Bereich des Käfigs:
"Die Hühner bewegen sich auf dieser Staubbadematte hin und her, also diese rudernden Bewegungen machen sie; die sie auch in der Natur vollführen würden; man sieht auch: Die Matte ist sauber und trocken; würden die Hühner nicht darauf ihr Sandbad nehmen, sähe die Matte viel schlechter aus, wäre viel stärker zugekotet. Dadurch bleibt das ganze System auch sauber. Die Füße bleiben sauber, dann gehen sie auch mit sauberen Füßen ins Nest und dann haben wir auch ein sauberes Ei im Nest."
Stephanie Meiners-Funke wohnt in Spahnharrenstätte im Emsland. Dort hält sie gemeinsam mit ihrem Ehemann rund 30.000 Hühner in einem 65 Meter langen Stallgebäude mit jeweils 16 Käfigen pro Stockwerk.
In jedem dieser 3 Meter 60 langen Segmente tummeln sich 60 Hühner. Eine Henne hat darin im Schnitt so viel Platz wie auf knapp zwei DIN-A-4-Seiten. Das ist fast doppelt so viel wie zuvor in den Käfigen der umstrittenen Legebatterien, sagt der Agrarwissenschaftler Professor Lars Schrader:
"Wenn man sich diese Kleingruppenhaltung ansieht, dann sieht man zum einen - im Vergleich zu früher, dem konventionellen Käfig - eine recht große Gesamtgrundfläche; in den Nestern befinden sich Kunstrasenmatten; weil wir wissen, dass Hennen vor der Eiablage gerne den Untergrund, das Substrat bearbeiten; auf der anderen Seite von den Nestern finden wir auch wieder Kunstrasenmatten; das sind die Einstreubereiche, die mit Einstreumaterial befüllt werden, regelmäßig; mit Futter, so wie das in der Praxis mittlerweile üblich ist."
Lars Schrader leitet das Institut für Tierschutz im niedersächsischen Celle. Diese Einrichtung zählt zum Friedrich-Löffler-Institut, das aus der früheren Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft hervorgegangen ist.
Der Agrarwissenschaftler untersucht, ob der größere Platz und das abgedunkelte Nest in der Kleingruppenhaltung wirklich ausreichen für ein tiergerechtes Hühnerleben. Die Kunststoffmatten zum Scharren und Staubbaden jedenfalls sind nur ein Kompromiss:
"Die Frage ist noch, wie komplett dieses Staubbaden im Einstreubereich in der Kleingruppenhaltung ablaufen kann; wir stellen hier natürlich schon abgebrochene Vorgänge beim Staubbaden fest; also man kann da verschiedene Phasen beim Staubbaden unterscheiden und die werden nicht alle durchschritten; es ist ein Kompromiss, sicherlich. Im Vergleich zur herkömmlichen Käfighaltung ein Riesenfortschritt, da gab es überhaupt keinen Einstreubereich; im Vergleich zur alternativen Haltung längst nicht so gut, weil einfach der Platz weniger (vorhanden) ist und das Substrat auch deutlich weniger (vorhanden) ist."
Die Möglichkeiten zum Futterpicken, Scharren und Staubbaden sind in der Kleingruppenhaltung also eingeschränkt. Und auch die angebotenen Nester sagen nicht jedem Huhn zu. Dennoch beurteilt Lars Schrader die Neuerungen in den Großkäfigen positiv:
"Es ist sicherlich ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem, was wir die letzten Jahre und Jahrzehnte hatten, also gegenüber den herkömmlichen Batteriekäfigen; es ist ein Kompromiss im Hinblick auf die alternativen Haltungen, also ein Kompromiss zwischen Tierschutz, Wirtschaftlichkeit und Produkthygiene; Wir haben da im Vergleich zu den konventionellen Käfigen einen großen Fortschritt auch im Hinblick auf den Tierschutz erreicht, aber sicherlich noch nicht den Endpunkt der Entwicklung."
Die Kleingruppen-Käfige dürften in einigen Jahren in vielen Details verbessert sein. Doch dass Hühner Vögel sind, werden sie in solchen Drahtgitter-Konstruktionen niemals unter Beweis stellen können. Um richtig fliegen zu können, sind 50 bis maximal 70 Zentimeter hohe Käfige einfach zu niedrig. Um auf die Sitzstangen zu kommen, brauchen die Hühner ja nur empor zu hüpfen. Aber das machen sie. Jeden Abend. Stephanie Meiners-Funke hat nachgeschaut:
"Wir haben einfach mal abends um 10 Uhr das Licht noch einmal angemacht: Da sitzen die wirklich auf der Stange drauf - wie die Hühner auf der Stange, das machen die. Also, ein Huhn sucht ja immer einen erhöhten Bereich für die Nacht auf, das entspricht ja auch deren Natur; also, sie bleiben nicht unten sitzen, sie gehen hoch. Definitiv ist das so. Sicherlich gibt es hier und da mal ´ne Ausnahme, aber die Mehrheit geht wirklich hoch."
Nicht überzeugt von dieser Kleingruppenhaltung sind jedoch die Tierschützer. Sie kritisieren, dass die neue Haltungsform das Los der Hühner im Vergleich zu den Legebatterien - wenn überhaupt - nur unwesentlich verbessert habe. Käfig bleibe Käfig, argumentieren sie, egal wie groß der nun sei.
Jedes Stockwerk ist unterteilt in Käfige, die etwa dreieinhalb Meter lang und gut einen halben Meter hoch sind. In jedem tummeln sich braun gefiederte Hühner - die einen hocken auf Sitzstangen, andere vollziehen eigenartige Bewegungen auf einer hellen Matte im linken Bereich des Käfigs:
"Die Hühner bewegen sich auf dieser Staubbadematte hin und her, also diese rudernden Bewegungen machen sie; die sie auch in der Natur vollführen würden; man sieht auch: Die Matte ist sauber und trocken; würden die Hühner nicht darauf ihr Sandbad nehmen, sähe die Matte viel schlechter aus, wäre viel stärker zugekotet. Dadurch bleibt das ganze System auch sauber. Die Füße bleiben sauber, dann gehen sie auch mit sauberen Füßen ins Nest und dann haben wir auch ein sauberes Ei im Nest."
Stephanie Meiners-Funke wohnt in Spahnharrenstätte im Emsland. Dort hält sie gemeinsam mit ihrem Ehemann rund 30.000 Hühner in einem 65 Meter langen Stallgebäude mit jeweils 16 Käfigen pro Stockwerk.
In jedem dieser 3 Meter 60 langen Segmente tummeln sich 60 Hühner. Eine Henne hat darin im Schnitt so viel Platz wie auf knapp zwei DIN-A-4-Seiten. Das ist fast doppelt so viel wie zuvor in den Käfigen der umstrittenen Legebatterien, sagt der Agrarwissenschaftler Professor Lars Schrader:
"Wenn man sich diese Kleingruppenhaltung ansieht, dann sieht man zum einen - im Vergleich zu früher, dem konventionellen Käfig - eine recht große Gesamtgrundfläche; in den Nestern befinden sich Kunstrasenmatten; weil wir wissen, dass Hennen vor der Eiablage gerne den Untergrund, das Substrat bearbeiten; auf der anderen Seite von den Nestern finden wir auch wieder Kunstrasenmatten; das sind die Einstreubereiche, die mit Einstreumaterial befüllt werden, regelmäßig; mit Futter, so wie das in der Praxis mittlerweile üblich ist."
Lars Schrader leitet das Institut für Tierschutz im niedersächsischen Celle. Diese Einrichtung zählt zum Friedrich-Löffler-Institut, das aus der früheren Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft hervorgegangen ist.
Der Agrarwissenschaftler untersucht, ob der größere Platz und das abgedunkelte Nest in der Kleingruppenhaltung wirklich ausreichen für ein tiergerechtes Hühnerleben. Die Kunststoffmatten zum Scharren und Staubbaden jedenfalls sind nur ein Kompromiss:
"Die Frage ist noch, wie komplett dieses Staubbaden im Einstreubereich in der Kleingruppenhaltung ablaufen kann; wir stellen hier natürlich schon abgebrochene Vorgänge beim Staubbaden fest; also man kann da verschiedene Phasen beim Staubbaden unterscheiden und die werden nicht alle durchschritten; es ist ein Kompromiss, sicherlich. Im Vergleich zur herkömmlichen Käfighaltung ein Riesenfortschritt, da gab es überhaupt keinen Einstreubereich; im Vergleich zur alternativen Haltung längst nicht so gut, weil einfach der Platz weniger (vorhanden) ist und das Substrat auch deutlich weniger (vorhanden) ist."
Die Möglichkeiten zum Futterpicken, Scharren und Staubbaden sind in der Kleingruppenhaltung also eingeschränkt. Und auch die angebotenen Nester sagen nicht jedem Huhn zu. Dennoch beurteilt Lars Schrader die Neuerungen in den Großkäfigen positiv:
"Es ist sicherlich ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem, was wir die letzten Jahre und Jahrzehnte hatten, also gegenüber den herkömmlichen Batteriekäfigen; es ist ein Kompromiss im Hinblick auf die alternativen Haltungen, also ein Kompromiss zwischen Tierschutz, Wirtschaftlichkeit und Produkthygiene; Wir haben da im Vergleich zu den konventionellen Käfigen einen großen Fortschritt auch im Hinblick auf den Tierschutz erreicht, aber sicherlich noch nicht den Endpunkt der Entwicklung."
Die Kleingruppen-Käfige dürften in einigen Jahren in vielen Details verbessert sein. Doch dass Hühner Vögel sind, werden sie in solchen Drahtgitter-Konstruktionen niemals unter Beweis stellen können. Um richtig fliegen zu können, sind 50 bis maximal 70 Zentimeter hohe Käfige einfach zu niedrig. Um auf die Sitzstangen zu kommen, brauchen die Hühner ja nur empor zu hüpfen. Aber das machen sie. Jeden Abend. Stephanie Meiners-Funke hat nachgeschaut:
"Wir haben einfach mal abends um 10 Uhr das Licht noch einmal angemacht: Da sitzen die wirklich auf der Stange drauf - wie die Hühner auf der Stange, das machen die. Also, ein Huhn sucht ja immer einen erhöhten Bereich für die Nacht auf, das entspricht ja auch deren Natur; also, sie bleiben nicht unten sitzen, sie gehen hoch. Definitiv ist das so. Sicherlich gibt es hier und da mal ´ne Ausnahme, aber die Mehrheit geht wirklich hoch."
Nicht überzeugt von dieser Kleingruppenhaltung sind jedoch die Tierschützer. Sie kritisieren, dass die neue Haltungsform das Los der Hühner im Vergleich zu den Legebatterien - wenn überhaupt - nur unwesentlich verbessert habe. Käfig bleibe Käfig, argumentieren sie, egal wie groß der nun sei.