Erst ein Haus, später ein Kosmetiksalon
Während junge deutsche Familien wegen der Arbeit Richtung Westdeutschland ziehen, bekommt die Brandenburger Gemeinde Gartz/O. Zuwachs von jenseits der Grenze. Das polnische Paar Marta und Pawel Buresch hat eine leerstehende Villa auf Vordermann gebracht. Demnächst will Marta dort ihren eigenen Kosmetiksalon eröffnen.
Turnschuhe, Winterstiefel, rosa Mädchensandalen, elegante schwarze Halbschuhe, dazwischen ein paar Hausschuhe, verziert mit einer schwarz-rot-goldenen Fahne und dem Schriftzug "Deutschland". Im Flur des alten Zollhauses in Gartz – nur einen Steinwurf von der polnischen Grenze entfernt - herrscht ein fröhliches Durcheinander.
Marta Buresch sitzt an einem Esstisch mit dicker brauner Holzplatte, vor sich einen großen Kaffeebecher und einen Zettel. Sie plant den Wochenendeinkauf für die Familie. Ihre rötlichen Haare hat sie zum Pferdeschwanz gebunden, die Augenbrauen sind sorgfältig gezupft. Die 30-jährige Kosmetikerin weiß genau, welche Dinge in Polen preiswerter sind und welche in Deutschland. In Polen kaufen wir Zigaretten und Benzin, sagt sie:
" In Deutschland besser ist Putzmittel und Lebensmittel kaufen, sind nicht teuer, sind große Packungen, 10 Kilo und guter Preis, zum Beispiel 5 Euro, das ist unmöglich in Polen, Fleisch ist sehr gut, gute Qualität und Wein. "
Seit zwei Jahren wohnt Marta Buresch mit ihrem Mann und den beiden Töchtern in Gartz an der Oder. Pawel Buresch arbeitet als Marketingmanager in Szczecin - dem früheren Stettin -, eine halbe Autostunde entfernt. Auf der Suche nach einem Haus landeten sie in der Uckermark. 40.000 Euro kostete die leer stehende Villa mit dem großen Garten. In Szczecin hätten wir dafür 1 Million Euro bezahlt, sagt Marta, wirft die Hände in die Luft und lacht.
Marta und Pawel: " War schöne Nacht mit viele Sterne, romantische Nacht und wir haben gestanden und wir haben geguckt und war so schön, war so ruhig hier, das war große Liebe. "
Marta und Pawel Buresch reden fast immer gleichzeitig, lachen viel. Auch über ihre Freunde und Kollegen, die sagen: Ihr seid verrückt. Warum wohnt ihr in Deutschland und nicht in Polen?
Pawel: " Zum Beispiel in meinem Büro. Ich bin einen Tag gekommen und habe gesagt, ich werde nach Deutschland ziehen, wir werden nächste Woche dort ein Haus kaufen. Wir sind sehr glücklich. Hey, du bist verrückt, warum nicht in Polen? Du kennst die Nachbarn nicht, es sind Deutsche, vielleicht mögen die dich nicht. Vielleicht mögen sie es nicht, wenn Polen in Deutschland Häuser kaufen. Du bekommst Probleme in diesem kleinen Dorf. " (Übersetzung)
Sie schieben die Bedenken zur Seite, packen an. Die 100 Jahre alte Villa ist verwohnt und zugig, Heizung und Elektroinstallation veraltet. Die Bureschs haben so manches Wochenende im Dreck zugebracht und selber Hand angelegt. Jetzt zieht Pawel einen grauen Kapuzenpulli über das T-Shirt, führt durch das alte Zollhaus und zeigt stolz die Arbeit der letzten zwei Jahre.
Ein großes repräsentatives Treppenhaus mit Kronleuchter. Türen, Treppen und Geländer aus massivem, dunklen Holz. Der 39-Jährige klopft mit den Fingerknöcheln der rechten Hand an die Flurtür:
" Das ist 100 Jahre altes Holz, das ist wirklich super, so etwas kann man heute gar nicht mehr kaufen. Auch die Stufen und alles. Es war nicht kaputt, aber sehr sehr dreckig, sehr unschöne Farben, wir haben viel Zeit gebraucht, um das zu renovieren, aber jetzt sieht es aus wie am Anfang, als das Haus gebaut wurde, wir glauben es zumindest. "
Aus einem Zimmer im ersten Stock dröhnt eine E-Gitarre. Hier wohnt und probt im Moment Jaschek, Pawel Bureschs Sohn aus erster Ehe. Der 18-Jährige hat sein Abitur in Polen gemacht, jetzt bereitet er sich auf ein Musikstudium in England vor. In Gartz fühlt er sich ein bisschen einsam, hier spricht kaum jemand Englisch oder Polnisch.
Jaschek: " Ich kann nicht sagen, dass ich schon viele Freunde hier habe, denn ich spreche nicht richtig Deutsch. Aber ich denke, das wird noch. " (Übersetzung)
Marta Buresch wirft einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es ist Zeit, die sechsjährige Tochter Sascha vom Kindergarten abzuholen. In Deutschland blickt Marta öfter auf die Uhr als in Polen.
Marta: " Wir glauben, dass deutsche Leute sind sehr ordentlich, haben Ordnung im Garten, polnische Leute sind nicht so pünktlich, nicht so ordentlich. "
Fünf Minuten Fußweg sind es von der Villa der Bureschs zum Gartzer Kindergarten. Unterwegs grüßen Marta und Pawel einen Arbeiter im Blaumann - ihren Heizungsbauer - und einen Angler auf dem Fahrrad. Mit beiden sind sie per Du.
Sascha - ein hübsches Mädchen mit dunklen Augen und dunklen Haaren - rennt ihrem Vater in die Arme. Eines von zehn Kindern der Kita "Regenbogenhaus" stammt mittlerweile aus Polen. "Junge Familien sind wichtig für uns in Gartz", sagt Kindergartenleiterin Elke Sengebusch, die Gemeinde wird so lebendiger und vergreist nicht. Viele junge Leute aus der Region sind nach Westdeutschland gezogen, der Arbeit nach.
Sengebusch: " Ja, ich persönlich muss ihnen sagen, hier stehen viele Häuser leer, und die werden dann halt belebt von diesem Umzug von Polen nach Deutschland, kann uns nur gut tun, muss ich so sagen. "
Auf dem Weg vom Kindergarten nach Hause zieht Marta Buresch einen Brief aus ihrer Jackentasche. Vom Bürgermeister.
Marta: " Sehr geehrte Frau Bures, sehr geehrter Herr Bures, that´s for me also. Ich heiße Sie in unserer Stadt Gartz/Oder herzlich willkommen. Dankeschön. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie am 21.1. um 19.00 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses in der Stettiner Straße 50 zu einem gemeinsamen Gespräch begrüßen darf. Fleischmann, mit freundlichen Grüßen. Das ist unser Bürgermeister. Great, Sucess. "
Die beiden umarmen sich. Jetzt ist sich die polnische Familie endgültig sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Im nächsten Jahr will Marta Buresch im alten Zollhaus in Gartz einen Kosmetiksalon eröffnen.
Marta Buresch sitzt an einem Esstisch mit dicker brauner Holzplatte, vor sich einen großen Kaffeebecher und einen Zettel. Sie plant den Wochenendeinkauf für die Familie. Ihre rötlichen Haare hat sie zum Pferdeschwanz gebunden, die Augenbrauen sind sorgfältig gezupft. Die 30-jährige Kosmetikerin weiß genau, welche Dinge in Polen preiswerter sind und welche in Deutschland. In Polen kaufen wir Zigaretten und Benzin, sagt sie:
" In Deutschland besser ist Putzmittel und Lebensmittel kaufen, sind nicht teuer, sind große Packungen, 10 Kilo und guter Preis, zum Beispiel 5 Euro, das ist unmöglich in Polen, Fleisch ist sehr gut, gute Qualität und Wein. "
Seit zwei Jahren wohnt Marta Buresch mit ihrem Mann und den beiden Töchtern in Gartz an der Oder. Pawel Buresch arbeitet als Marketingmanager in Szczecin - dem früheren Stettin -, eine halbe Autostunde entfernt. Auf der Suche nach einem Haus landeten sie in der Uckermark. 40.000 Euro kostete die leer stehende Villa mit dem großen Garten. In Szczecin hätten wir dafür 1 Million Euro bezahlt, sagt Marta, wirft die Hände in die Luft und lacht.
Marta und Pawel: " War schöne Nacht mit viele Sterne, romantische Nacht und wir haben gestanden und wir haben geguckt und war so schön, war so ruhig hier, das war große Liebe. "
Marta und Pawel Buresch reden fast immer gleichzeitig, lachen viel. Auch über ihre Freunde und Kollegen, die sagen: Ihr seid verrückt. Warum wohnt ihr in Deutschland und nicht in Polen?
Pawel: " Zum Beispiel in meinem Büro. Ich bin einen Tag gekommen und habe gesagt, ich werde nach Deutschland ziehen, wir werden nächste Woche dort ein Haus kaufen. Wir sind sehr glücklich. Hey, du bist verrückt, warum nicht in Polen? Du kennst die Nachbarn nicht, es sind Deutsche, vielleicht mögen die dich nicht. Vielleicht mögen sie es nicht, wenn Polen in Deutschland Häuser kaufen. Du bekommst Probleme in diesem kleinen Dorf. " (Übersetzung)
Sie schieben die Bedenken zur Seite, packen an. Die 100 Jahre alte Villa ist verwohnt und zugig, Heizung und Elektroinstallation veraltet. Die Bureschs haben so manches Wochenende im Dreck zugebracht und selber Hand angelegt. Jetzt zieht Pawel einen grauen Kapuzenpulli über das T-Shirt, führt durch das alte Zollhaus und zeigt stolz die Arbeit der letzten zwei Jahre.
Ein großes repräsentatives Treppenhaus mit Kronleuchter. Türen, Treppen und Geländer aus massivem, dunklen Holz. Der 39-Jährige klopft mit den Fingerknöcheln der rechten Hand an die Flurtür:
" Das ist 100 Jahre altes Holz, das ist wirklich super, so etwas kann man heute gar nicht mehr kaufen. Auch die Stufen und alles. Es war nicht kaputt, aber sehr sehr dreckig, sehr unschöne Farben, wir haben viel Zeit gebraucht, um das zu renovieren, aber jetzt sieht es aus wie am Anfang, als das Haus gebaut wurde, wir glauben es zumindest. "
Aus einem Zimmer im ersten Stock dröhnt eine E-Gitarre. Hier wohnt und probt im Moment Jaschek, Pawel Bureschs Sohn aus erster Ehe. Der 18-Jährige hat sein Abitur in Polen gemacht, jetzt bereitet er sich auf ein Musikstudium in England vor. In Gartz fühlt er sich ein bisschen einsam, hier spricht kaum jemand Englisch oder Polnisch.
Jaschek: " Ich kann nicht sagen, dass ich schon viele Freunde hier habe, denn ich spreche nicht richtig Deutsch. Aber ich denke, das wird noch. " (Übersetzung)
Marta Buresch wirft einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es ist Zeit, die sechsjährige Tochter Sascha vom Kindergarten abzuholen. In Deutschland blickt Marta öfter auf die Uhr als in Polen.
Marta: " Wir glauben, dass deutsche Leute sind sehr ordentlich, haben Ordnung im Garten, polnische Leute sind nicht so pünktlich, nicht so ordentlich. "
Fünf Minuten Fußweg sind es von der Villa der Bureschs zum Gartzer Kindergarten. Unterwegs grüßen Marta und Pawel einen Arbeiter im Blaumann - ihren Heizungsbauer - und einen Angler auf dem Fahrrad. Mit beiden sind sie per Du.
Sascha - ein hübsches Mädchen mit dunklen Augen und dunklen Haaren - rennt ihrem Vater in die Arme. Eines von zehn Kindern der Kita "Regenbogenhaus" stammt mittlerweile aus Polen. "Junge Familien sind wichtig für uns in Gartz", sagt Kindergartenleiterin Elke Sengebusch, die Gemeinde wird so lebendiger und vergreist nicht. Viele junge Leute aus der Region sind nach Westdeutschland gezogen, der Arbeit nach.
Sengebusch: " Ja, ich persönlich muss ihnen sagen, hier stehen viele Häuser leer, und die werden dann halt belebt von diesem Umzug von Polen nach Deutschland, kann uns nur gut tun, muss ich so sagen. "
Auf dem Weg vom Kindergarten nach Hause zieht Marta Buresch einen Brief aus ihrer Jackentasche. Vom Bürgermeister.
Marta: " Sehr geehrte Frau Bures, sehr geehrter Herr Bures, that´s for me also. Ich heiße Sie in unserer Stadt Gartz/Oder herzlich willkommen. Dankeschön. Ich würde mich freuen, wenn ich Sie am 21.1. um 19.00 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses in der Stettiner Straße 50 zu einem gemeinsamen Gespräch begrüßen darf. Fleischmann, mit freundlichen Grüßen. Das ist unser Bürgermeister. Great, Sucess. "
Die beiden umarmen sich. Jetzt ist sich die polnische Familie endgültig sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Im nächsten Jahr will Marta Buresch im alten Zollhaus in Gartz einen Kosmetiksalon eröffnen.