Erst Croissants, dann Lieder
Früher hat Felix Meyer Croissants in Berliner Cafés verkauft. Heute steht er mit seiner Band, mit der er lange Straßenmusik gemacht hat, in kleinen Clubs auf der Bühne. Zwei Alben hat der Sänger und Texter bereits produziert.
"Zeiten großer Worte”
Die Zeiten großer Worte sind vorbei,
was uns hier fehlt, ist die Liebe zum Detail.
Meyer: "Es geht viel um Text. Die Musik baut sich so ein bisschen um den Text herum auch oft. Es ist inzwischen zunehmend oft so, dass der Text zuerst da ist, mit ner Melodie vielleicht schon daherkommt. Und dann entsteht das Lied dazu."
… sagt Felix Meyer, Musiker, Sänger, aber vor allem Texter.
"Ich würd auf jeden Fall mal sagen, dass es mir bei der Musik am wenigsten aus der Band um Musik geht, sondern am meisten um die Worte, die da gesprochen oder gesungen werden."
Worte, die eigentlich Bilder sind. Denn Felix Meyer hat Grafikdesign studiert. Und auch wenn es mit den Jahren weniger Fotos und mehr Lieder geworden sind, sagt der gebürtige Berliner über sich:
"Ich komm schon von den Bildern eher. Ob es nun Fotografie oder Zeichnen oder sowas ist – das liegt mir alles sehr, und diese Bilder spiegeln sich dann, glaub ich, auch in meinen Texten wieder. Es ist so ein bisschen: Das, was man vielleicht in der Fotografie nicht abbilden könnte, kann man wiederum in einem Text erzählen. Und vieles, was man in einem Text nicht erzählen kann, kann man dafür in einer Fotografie erzählen. Weil man sehr viel genauer sein kann."
Der Enddreißiger ist ein Beobachter. Er erzählt von Menschen, die er irgendwo in Deutschland kennengelernt hat – zum Beispiel in Berlin, wo er geboren wurde oder in Bayern oder Schleswig-Holstein, wo sich seine Kindheit und Jugend abspielte. In seinen Liedern geht es um unangenehme Zugbekanntschaften, um kleine Hinterhofkinos oder um andere Situationen zwischen "Liebe, Dreck und Gewalt" – wie er sie nennt.
"Liebe, Dreck und Gewalt"
Von Faro bis Barcelona und
von Münster bis nach Verona sind die Straßen gebaut
aus Liebe, Dreck und Gewalt
zwischen hier und da und wo auch immer
hat irgendein Problem im siebten Stock ein Zimmer
und am nächsten Morgen trifft viel Gefühl auf viel Asphalt.
Wenn Felix Meyer auf der Bühne steht, merkt man ihm an, dass er schon vor vielen Menschen gesungen hat. Als Abiturient und Student hat er begonnen, mit Freunden in deutschen, französischen und italienischen Fußgängerzonen zu spielen - ein cleverer Studentenjob. Demotapes hat er nie verschickt, erzählt er, aber ins sogenannte Business ist er trotzdem gerutscht.
Bei einem Straßenauftritt in Lüneburg hat Peter Hoffmann - Produzent von "Tokio Hotel", "La Fee" und "Falco" - die Gruppe angesprochen.
"Der meinte: 'Habt ihr nicht Lust, mal was Eigenes zu schreiben? Und vielleicht könnten wir mal ne Platte aufnehmen."
Diese Platte entstand vor zwei Jahren, inzwischen ist die zweite auf dem Markt. Und Felix Meyer hat genügend Lieder für abendfüllende Programme zusammen. Aus dem reisenden Straßenmusiker ist ein reisender Clubmusiker geworden. Die Band spielt nicht mehr auf Kopfsteinpflaster, sondern auf kleinen Bühnen. Ihre CDs werden professionell produziert und verkauft, aber die romantische Geschichte vom Straßenmusiker ist geblieben. Nicht mehr als "cleverer Studentenjob", aber als cleveres Geschäftskonzept, mit dem Meyer sich von anderen Künstlern unterscheiden will.
"Gerade im Pop gibt es einfach sehr viel sehr glattgespültes seichtes Material, was da so in der Gegend rumfliegt. Da steigen Leute irgendwie innerhalb von ein paar Monaten in den Pop-Zenit auf, um dann nächstes Jahr wieder runterzukippen. Und in drei Jahren kennt den Namen keiner mehr. Ich find' das schön, was wir machen, und ich möchte daran eigentlich auch nichts Grundlegendes verändern, um mich dem Markt, der da vielleicht existiert, anzubiedern. Das fänd ich schade."
"Bilder wie Gefühle"
Jedoch, wie man es auch immer sehen
und unendlich wenden mag,
nach einem Rausch bleibt Einsamkeit,
nach dem Morgen kommt der Tag,
können Bilder wie Gefühle sein.
Es tut noch immer manchmal weh.
In vielen Liedern von Felix Meyer schwingt romantische Melancholie mit. Ein Gefühl, das er mag, und ein Timbre, das manchmal an "Element of crime" oder "Keimzeit" erinnert. Aber der Wuschelkopf im Bohemien-Look, mit Nadelstreifenweste und Feinrippunterhemd, kann auch anders: gesellschaftskritisch und ironisch bis sarkastisch.
"Das hohe Ross"
Ich sitz auf meinem hohen Ross und pinkel munter runter,
auf Karrieren, Götzendienste und jegliches Geschrei
auf die sture Ausübung von soundsoviel Stunden,
und das ist ja wohl auch wirklich nichts dabei.
Ich weiß nicht, was passiert,
wenn mich das blöde Vieh mal abwirft,
ob ich dann Krückstock schwingend rufe: Polizei
Weil es in diesem Land ja nicht umsonst
Ganz genaue Normen gibt,
nach denen mein hohes Ross
eine Hand breit zu hoch sei.
Felix Meyer kann gar nicht anders, als zu beobachten, zu reflektieren und zu erzählen. Der Stoff wird ihm nicht ausgehen, sagt er. Und selbst, wenn die Phase als Musiker irgendwann mal vorbeigehen sollte – er hat genug Ideen. Mit seinem Notizbuch und seiner Kamera sammelt er schon seit einiger Zeit Eindrücke für einen Film oder ein Buch.
Die Zeiten großer Worte sind vorbei,
was uns hier fehlt, ist die Liebe zum Detail.
Meyer: "Es geht viel um Text. Die Musik baut sich so ein bisschen um den Text herum auch oft. Es ist inzwischen zunehmend oft so, dass der Text zuerst da ist, mit ner Melodie vielleicht schon daherkommt. Und dann entsteht das Lied dazu."
… sagt Felix Meyer, Musiker, Sänger, aber vor allem Texter.
"Ich würd auf jeden Fall mal sagen, dass es mir bei der Musik am wenigsten aus der Band um Musik geht, sondern am meisten um die Worte, die da gesprochen oder gesungen werden."
Worte, die eigentlich Bilder sind. Denn Felix Meyer hat Grafikdesign studiert. Und auch wenn es mit den Jahren weniger Fotos und mehr Lieder geworden sind, sagt der gebürtige Berliner über sich:
"Ich komm schon von den Bildern eher. Ob es nun Fotografie oder Zeichnen oder sowas ist – das liegt mir alles sehr, und diese Bilder spiegeln sich dann, glaub ich, auch in meinen Texten wieder. Es ist so ein bisschen: Das, was man vielleicht in der Fotografie nicht abbilden könnte, kann man wiederum in einem Text erzählen. Und vieles, was man in einem Text nicht erzählen kann, kann man dafür in einer Fotografie erzählen. Weil man sehr viel genauer sein kann."
Der Enddreißiger ist ein Beobachter. Er erzählt von Menschen, die er irgendwo in Deutschland kennengelernt hat – zum Beispiel in Berlin, wo er geboren wurde oder in Bayern oder Schleswig-Holstein, wo sich seine Kindheit und Jugend abspielte. In seinen Liedern geht es um unangenehme Zugbekanntschaften, um kleine Hinterhofkinos oder um andere Situationen zwischen "Liebe, Dreck und Gewalt" – wie er sie nennt.
"Liebe, Dreck und Gewalt"
Von Faro bis Barcelona und
von Münster bis nach Verona sind die Straßen gebaut
aus Liebe, Dreck und Gewalt
zwischen hier und da und wo auch immer
hat irgendein Problem im siebten Stock ein Zimmer
und am nächsten Morgen trifft viel Gefühl auf viel Asphalt.
Wenn Felix Meyer auf der Bühne steht, merkt man ihm an, dass er schon vor vielen Menschen gesungen hat. Als Abiturient und Student hat er begonnen, mit Freunden in deutschen, französischen und italienischen Fußgängerzonen zu spielen - ein cleverer Studentenjob. Demotapes hat er nie verschickt, erzählt er, aber ins sogenannte Business ist er trotzdem gerutscht.
Bei einem Straßenauftritt in Lüneburg hat Peter Hoffmann - Produzent von "Tokio Hotel", "La Fee" und "Falco" - die Gruppe angesprochen.
"Der meinte: 'Habt ihr nicht Lust, mal was Eigenes zu schreiben? Und vielleicht könnten wir mal ne Platte aufnehmen."
Diese Platte entstand vor zwei Jahren, inzwischen ist die zweite auf dem Markt. Und Felix Meyer hat genügend Lieder für abendfüllende Programme zusammen. Aus dem reisenden Straßenmusiker ist ein reisender Clubmusiker geworden. Die Band spielt nicht mehr auf Kopfsteinpflaster, sondern auf kleinen Bühnen. Ihre CDs werden professionell produziert und verkauft, aber die romantische Geschichte vom Straßenmusiker ist geblieben. Nicht mehr als "cleverer Studentenjob", aber als cleveres Geschäftskonzept, mit dem Meyer sich von anderen Künstlern unterscheiden will.
"Gerade im Pop gibt es einfach sehr viel sehr glattgespültes seichtes Material, was da so in der Gegend rumfliegt. Da steigen Leute irgendwie innerhalb von ein paar Monaten in den Pop-Zenit auf, um dann nächstes Jahr wieder runterzukippen. Und in drei Jahren kennt den Namen keiner mehr. Ich find' das schön, was wir machen, und ich möchte daran eigentlich auch nichts Grundlegendes verändern, um mich dem Markt, der da vielleicht existiert, anzubiedern. Das fänd ich schade."
"Bilder wie Gefühle"
Jedoch, wie man es auch immer sehen
und unendlich wenden mag,
nach einem Rausch bleibt Einsamkeit,
nach dem Morgen kommt der Tag,
können Bilder wie Gefühle sein.
Es tut noch immer manchmal weh.
In vielen Liedern von Felix Meyer schwingt romantische Melancholie mit. Ein Gefühl, das er mag, und ein Timbre, das manchmal an "Element of crime" oder "Keimzeit" erinnert. Aber der Wuschelkopf im Bohemien-Look, mit Nadelstreifenweste und Feinrippunterhemd, kann auch anders: gesellschaftskritisch und ironisch bis sarkastisch.
"Das hohe Ross"
Ich sitz auf meinem hohen Ross und pinkel munter runter,
auf Karrieren, Götzendienste und jegliches Geschrei
auf die sture Ausübung von soundsoviel Stunden,
und das ist ja wohl auch wirklich nichts dabei.
Ich weiß nicht, was passiert,
wenn mich das blöde Vieh mal abwirft,
ob ich dann Krückstock schwingend rufe: Polizei
Weil es in diesem Land ja nicht umsonst
Ganz genaue Normen gibt,
nach denen mein hohes Ross
eine Hand breit zu hoch sei.
Felix Meyer kann gar nicht anders, als zu beobachten, zu reflektieren und zu erzählen. Der Stoff wird ihm nicht ausgehen, sagt er. Und selbst, wenn die Phase als Musiker irgendwann mal vorbeigehen sollte – er hat genug Ideen. Mit seinem Notizbuch und seiner Kamera sammelt er schon seit einiger Zeit Eindrücke für einen Film oder ein Buch.