Erschöpfung durch Freizeitstress

"Wir haben völlig verlernt, auf unsere eigenen Bedürfnisse zu achten"

Eine junge Frau sitzt auf der Couch im Wohnzimmer und hält eine Tasse in den Händen.
Handy aus, mal ganz im Jetzt sein, das empfiehlt Psychologe Stark. © Imago / Westend61
Michael Stark im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow · 13.05.2016
Die Deutschen lieben es zu planen und neigen auch dazu, sich ihre Freizeit zu vollzupacken. Warum das so gefährlich ist, weiß der Psychologe Michael Stark - und er weiß auch, wie man es schafft, mal wieder so richtig zu entspannen.
Wenn wir frei haben, machen wir trotzdem weiter Termine - die Deutschen neigen dazu, sich ihre Freizeit so vollzupacken, dass sie nachgerade Freizeitstress haben. "Das ist die Erwartung der Gesellschaft, die Erwartung der Werbung, die gaukelt uns ja vor, wenn wir immer aktiv sind, dann läuft das Leben toll!", sagt der Psychologe Michael Stark. "Wir haben völlig verlernt, auf unsere eigenen Bedürfnisse zu achten!"
Menschen haben einen "Seelenenergie-Tank", meint Stark: Ein Tank vergleichbar mit einem Autotank. Beim Auto wüssten wir, dass wir ab und zu nachtanken müssen, niemand könne davon ausgehen, dass er unendlich ist - bei zur Neige gehender Seelenenergie schleiche sich dagegen eine tiefe Erschöpfung ein, die nicht mehr weggeht.

Fast eine lebensphilosophische Frage

Von diesem Druck könne man aber nur schwer befreien. "Wichtig wäre es, eine individiuelle Achtsamkeit zu entwickeln: Was ist das, was mir gut tut?" Das sei fast schon eine lebensphilosophische Frage, gibt Stark zu - allerdings eine, die wir uns stellen müssten, weil uns Körper das nicht mehr schafften.
Es wäre auch eine sehr gute Maßnahme, das Handy in der Freizeit mal daheim zu lassen, meint Stark. "Wir haben immer einen Teil des Kopfes auf dem Handy. Gerade die Überall-Erreichbarkeit führt dazu, dass wir nicht mehr komplett entspannen können."
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