Erotischer Gesell oder Todesbote?

Der Floh als lebenslustiger Feinschmecker

Modell eines Menschenflohs in 100-facher Vergrößerung aus dem Jahre 1930 im Museum für Naturkunde Berlin
Modell eines Menschenflohs in 100-facher Vergrößerung aus dem Jahre 1930 © picture alliance / ZB / Michael Hanschke
Marion Ruisinger im Gespräch mit Christine Watty |
In alten Zeiten galt der Menschenfloh als "Frauenmöger": Denn das Blut der Frauen schmeckte ihm offenbar besser als das der Männer. Eine Ausstellung des Medizinhistorischen Museums in Ingolstadt präsentiert bisher verborgene Qualitäten des winzigen Tieres.
Sprungwunder, erotischer Gesell, Todesbote – das alles sind Synonyme für den Floh, von dem es an die 2000 Arten gibt. In der Kunst- und Literaturgeschichte präsentiert sich das Tier als sympathischer Geselle, so zeigt eine Ausstellung des Medizinhistorischen Museums in Ingolstadt.
Die Sonderausstellung zu dem ungewöhnlichen Thema hänge mit dem geplanten Erweiterungsbau zusammen, erklärte Museumsdirektorin Marion Ruisinger im Deutschlandradio Kultur:
"Wir mussten uns wegen der Baustelle einschränken, wollten aber trotzdem eine Ausstellung zeigen. Die musste aber richtig klein sein. Und etwas Kleineres als der Floh ist mir nicht eingefallen."
Der Menschenfloh - heute ist er bei uns ausgestorben - galt früher als Frauenproblem, kann man in der Ausstellung lernen:
"Früher war das tatsächlich ein gesetztes Wissen. Es war völlig klar: Flöhe ziehen Frauen vor, Flöhe sind Frauenmöger. Und angeblich - so liest man das in den alten Texten -, weil sie das süße Blut und die zarte Haut der Frauen bevorzugten. Also, weil sie so kleine Feinschmecker waren, lebenslustige Feinschmecker."
Die erotische Seite des Flohs
Bei den Recherchen für die Ausstellung habe sich auch eine verblüffende erotische Komponente ergeben, erzählte Ruisinger. Diese Seite des Flohs offenbare sich in den Schriften aus dem 17. und 18. Jahrhundert:
"Das ist eigentlich klar: Wenn der Floh als Frauenmöger gilt, dann muss man sich bei der Suche nach dem Floh, bei der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Floh, unter die Röcke der Frauen begeben. Und dann spaziert man in den Fußstapfen des Flohs ganz schnell auf einem Gelände, auf das man sich sonst kaum in Gedanken zu wagen traut: auf dem zarten, lilienweißen Leib der lieblichen Jungfern, wie das so schön beschrieben wird. Da ist der Floh unterwegs."

Die Ausstellung "Flöhe im Museum!" ist bis zum 13. September im Medizinhistorischen Museum Ingolstadt zu sehen. Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen.

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