Erneuter Lockdown für Hamburgs Museen

"Sorry, wir haben geschlossen"

05:14 Minuten
Peter Tschentscher (SPD), Erster Bürgermeister von Hamburg, gibt im Rathaus eine Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage.
Am Freitag machte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher die kurz zuvor vollzogenen Öffnungsschritte wieder rückgängig. © picture alliance/dpa | Georg Wendt
Von Axel Schröder |
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Hamburgs Museen hatten gerade eine Woche lang geöffnet. Jetzt liegt der Inzidenzwert in der Stadt über 100, und die Türen gehen wieder zu. Für die Häuser bedeutet das Verluste in Millionenhöhe.
Alarmanlage an, Tür zu, doppelt abschließen – ganz so einfach ist es nicht, ein ganzes Museum in den Lockdown-Modus zu schicken. Abgezeichnet hatte sich der erneute Lockdown seit Tagen.
Es habe sich sich mittlerweile fast schon eine Routine im Öffnen und Schließen entwickelt, so Kathrin Baumstark, künstlerische Leiterin des Bucerius Kunst Forums in der Hamburger Innenstadt. Dennoch mache das Dichtmachen jedes Mal eine Menge Arbeit.
"Wir müssen auf der Homepage und auf allen Kanälen wieder sagen: 'Sorry, wir haben geschlossen.' Dann das Ticketing mit allem, was man vorbereitet hat – Timeslots, Zeitfenstertickets. Die Leute haben sich die Eintrittskarten schon gekauft. Das heißt, bei uns ist dann ein ganzes Team damit beschäftigt, alle schon verkauften Tickets wieder zurückzuerstatten und den Ticketshop zu schließen. Da hängt ein ganzer Rattenschwanz dran, man schließt nicht einfach die Tür hinter sich."

"Das bricht einem schon das Herz"


Die "Taskforce Öffnung" des Bucerius Kunst Forums wurde in "Taskforce Schließung" umgetauft. Personal, das gerade erst aus der Kurzarbeit zurückgekehrt war, muss jetzt wieder gehen. Ganze sieben Tage lang konnten Besucherinnen und Besucher die George-Braque-Ausstellung sehen.
Das Interesse sei riesig gewesen, die coronabedingt wenigen Tickets sofort ausgebucht und die Stimmung ganz hervorragend, erzählt Kathrin Baumstark. Die zum 20. März verfügte Schließung akzeptiert sie – trotz der vielen Arbeit, trotz der Kosten für eine Ausstellung, die nun kaum jemand zu sehen bekommt:
"Allein die Versicherung, die Transporte. Wir haben einen Katalog zur Ausstellung, wir haben einen Audioguide, eine Ausstellungsarchitektur. All das, was wir an Fleiß, Herzblut und Geld da reingesteckt haben, das haben jetzt insgesamt vier Wochen lang Menschen gesehen. Das bricht einem schon das Herz."

Verluste in Millionenhöhe

Auch die Kunsthalle Hamburg musste für einen Teil des Personals wieder Kurzarbeit beantragen. Die Haustechnik wurde samt Alarmanlagen in den schon vom letzten Lockdown bekannten Corona-Modus versetzt.
Auch die aktuelle de-Chirico-Ausstellung konnte bisher nur ein sehr, sehr kleines Publikum besuchen, erzählt Kunsthallendirektor Alexander Klar. Da sei es ein Glück, dass die Besitzer der Bilder entspannt mit dem On-off-Betrieb der Museen umgehen:
"Die Verlängerung wurde fast schon von unseren Leihgebern initiiert. Mehrere fragten: 'Na, ihr werdet doch sicher verlängern?' Der Wille ist da groß – wir selbst machen das als Leihgeber für andere Häuser genauso."
Wenn es gut laufe, mache die Kunsthalle in diesem Jahr einen Verlust von 1,5 Millionen Euro, sagt Alexander Klar:
"Das kann aber auch über die zwei Millionen schießen. Und die Hansestadt muss ja vielen helfen, auch der Kunsthalle. Das wird dann in den nächsten Jahren schwierig sein, zu überlegen, wie man das in die Langfristrückzahlung bringt."

Mit Corona-Tests aus der Krise

Die Ticketeinnahmen fehlen auch dem Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Museumsdirektorin Tulga Beyerle setzt auf eine möglichst schnelle Wiederöffnung und auf obligatorische Corona-Tests für alle Besucher:
"In Berlin wird das gerade getestet. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt. Die gehen bis zur Clubszene damit. Ein Test gilt immer für zwei Abende. Es ist ein Versuch wert. Denn man weiß ja grundsätzlich, dass wir keine Hotspots sind. Im Theater oder im Konzerthaus sitzt du still, schaust nach vorne – mit Abstand und Maske noch dazu.
Das Gleiche gilt ja für Museen und andere Institutionen auch. Ich glaube, zwischen Impfen und Testen könnte man eine Balance finden, die uns zumindest über die nächsten Monate hilft. Denn wir werden ja noch länger damit zu tun haben."
Gerade in einer Zeit der Vereinzelung und Spaltung brauche es mehr denn je Orte der Begegnung zwischen Menschen, die sich normalerweise nicht über den Weg laufen, sagt Tulga Beyerle.

Es gibt auch positive Entwicklungen

Neben den neuen Herausforderungen für die Museen, neben den großen Verlusten, die die Häuser machen werden, gibt es aber auch noch gute Nachrichten: Die Onlineangebote der Kulturorte, die Führungen und Seminare sind begehrt und ausgebucht. Die Kunsthalle Hamburg ist auch in der Krise auf Instagram die Nummer eins unter den Museen in Deutschland, mit über 86.000 Followern.
Und mittlerweile kommen die Besucher ihrer Seminare aus der ganzen Welt, freut sich Kunsthallenchef Alexander Klar:
"Wir haben Besucher aus Mexico-City, aus Sydney, aus allen Zeitzonen. Ich weiß nicht, die scheinen dort bis Mitternacht aufzubleiben, um hier eine englische Online-Führung mitzumachen. Das ist schon ein großartiges Erlebnis. Und das gehört zu den Lichtseiten der Folgen der Pandemie."
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