Enteignung, Vertreibung, Verfolgung - kein Thema in der Modeszene
Die fehlende Auseinandersetzung mit den Naziverbrechen in der Modeszene ist dem Historiker Uwe Westphal zufolge einer der Gründe für die Schwäche der Branche. Hier sei in der Nachkriegszeit ein Anknüpfen an die Traditionen der jüdisch geprägten Modeszene Berlins konsequent verhindert worden.
Der Journalist und Buchautor Uwe Westphal fordert von der deutschen Bekleidungsindustrie eine intensivere Auseinandersetzung mit der Zerstörung der jüdisch geprägten Berliner Modezene in den Nazizeit. Weil nach dem Zweiten Weltkrieg noch immer die Profiteure und Unterstützer der Arisierung an den Schalthebeln des bundesdeutschen Mode-Gewerbes saßen, habe es hier nur einen sehr geringen Druck gegeben, sich mit der Geschichte der Nazizeit, der Enteignung, Vertreibung, Verfolgung und Ermordung jüdischer Geschäftsleute und Gestalter auseinander zu setzen, sagt er im Deutschlandradio Kultur.
"Es waren jüdische Modedesigner, die wirklich innovativ waren, die einen internationalen Markt eröffnet hatten und Berlin wirklich zu einer Modestadt par excellence gemacht haben", erklärt Westphal die Lage vor 1933. Rund 1400 kleine und große Unternehmen und Unternehmen seien hier bis zum Beginn der Nazizeit tätig gewesen, hätten eine florierende Szene geschaffen und für jährliche Umsätze in Höhe von rund 850 Millionen Reichsmark gesorgt. Die Arisierung habe dann sechs Jahre in dieser Branche gewütet und dabei sei die jüdische Konfektions- und Modeindustrie bis 1939 bereits komplett zerstört worden.
Doch behindert worden sei die Aufarbeitung und Entschädigung der Geschäftsleute und ihrer Familien dadurch, dass viele der Unterlagen in Ostberlin lagen und sich die Geschäfte und Geschäftshäuser in Berlin-Mitte rund um den Hausvogteiplatz befanden, also auf Ostberliner Seite, wo nur geringes Interesse bestanden habe, für eine Aufarbeitung zu sorgen. Westphal warnt davor, sich dieser Vergangenheit zu verschließen: "Die Zwanziger Jahre werden nostalgisiert, die Dreißiger Jahren tauchen eigentlich kaum noch auf, die großen Verbände halten den Mund darüber."
"Es waren jüdische Modedesigner, die wirklich innovativ waren, die einen internationalen Markt eröffnet hatten und Berlin wirklich zu einer Modestadt par excellence gemacht haben", erklärt Westphal die Lage vor 1933. Rund 1400 kleine und große Unternehmen und Unternehmen seien hier bis zum Beginn der Nazizeit tätig gewesen, hätten eine florierende Szene geschaffen und für jährliche Umsätze in Höhe von rund 850 Millionen Reichsmark gesorgt. Die Arisierung habe dann sechs Jahre in dieser Branche gewütet und dabei sei die jüdische Konfektions- und Modeindustrie bis 1939 bereits komplett zerstört worden.
Doch behindert worden sei die Aufarbeitung und Entschädigung der Geschäftsleute und ihrer Familien dadurch, dass viele der Unterlagen in Ostberlin lagen und sich die Geschäfte und Geschäftshäuser in Berlin-Mitte rund um den Hausvogteiplatz befanden, also auf Ostberliner Seite, wo nur geringes Interesse bestanden habe, für eine Aufarbeitung zu sorgen. Westphal warnt davor, sich dieser Vergangenheit zu verschließen: "Die Zwanziger Jahre werden nostalgisiert, die Dreißiger Jahren tauchen eigentlich kaum noch auf, die großen Verbände halten den Mund darüber."
Hier sei eine Richtung im Modedesign in der Gestaltung "so brutal unterbrochen" worden, dass tatsächlich kaum noch neue Talente gefunden werden konnten. "Hier gab es eine Unterbrechung von einem kulturellen Ereignis: Das hieß einmal Mode in Berlin." Bei solch einem Blick zurück, bei einer solchen Auseinandersetzung könne man möglicherweise Rezepte dafür finden, wie die Branche auch in Deutschland wieder neu belebt werden kann.