Erinnerungen mit einer 16-Millimeter-Kamera
In den 60er-Jahren verfolgten die Deutschen die Geschicke des Bürgerrechtlers Martin Luther King und des damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy mit großem Interesse. Das Goethe-Institut in Washington setzt sich deshalb in einer Filmreihe mit dem Einfluss des damaligen Amerika auf die deutsche Kultur auseinander.
Der erste Film, mit dem das Publikum in Washington konfrontiert wurde, ist nur 18 Minuten lang, mit einer 16-Millimeterkamera gedreht und ein Beispiel der DDR-Propaganda der 60er-Jahre. "We Shall Overcome", ein Werk des Regisseurs Hans Goldschmidt, lobt mit Pauken und Trompeten den Widerstand schwarzer Amerikaner gegen Rassendiskriminierung und greift indirekt Präsident John F. Kennedy an, der 1963 im Weißen Haus saß.
"Die Bürger der DDR wissen Bescheid über die wachsende Kraft der Befreiungsbewegung, und sie kennen ihre Führer. Der Marsch auf Washington, jene machtvolle Demonstration beherrschten Zorns und flammenden Protestes gegen die Rechtsbrecher des Weißen Hauses sah neben Martin Luther King..."
"Die Bürger der DDR wissen Bescheid über die wachsende Kraft der Befreiungsbewegung, und sie kennen ihre Führer. Der Marsch auf Washington, jene machtvolle Demonstration beherrschten Zorns und flammenden Protestes gegen die Rechtsbrecher des Weißen Hauses sah neben Martin Luther King..."
Auswahl der Filme steht für die Zeit damals
Das Goethe-Institut zeigt alle Filme mit englischen Untertiteln, sodass der emotionale Gehalt der deutschen Originaltexte erhalten bleibt. Beim dem in der Bundesrepublik produzierten Film "Nicht löschbares Feuer", der sich mit der Brutalität des Vietnamkriegs auseinandersetzt, verließen drei alte Männer aus dem Publikum den Raum, der ohnehin kaum halbvoll war. Die Besucher, die bis zum Ende blieben, ließen sich dagegen auf eine lebhafte Diskussion ein. Fast alle waren Amerikaner, und einige äußerten sich ziemlich kritisch.
"Dem Betrachter wird hier offenbar weder Intelligenz noch Vorwissen zugetraut", sagt dieser ältere Mann.
Ein anderer pflichtet ihm bei. Die Filme hätten einen herablassenden Ton, sagt er. Der Leiter des Goethe-Instituts in Washington, Wilfried Eckstein, hat aber bewusst auf eine zeittypische Auswahl der Filme gesetzt.
Eckstein: "Das sind in der Tat Filme, die nicht immer das Unterhaltungsbedürfnis befriedigen. Aber wir können uns dann oft auch zumindest dadurch rechtfertigen, dass wir sagen, das ist ein repräsentativer Film gewesen in seiner Zeit.
Wir sind eigentlich schon bemüht, dem Publikum Filme zu geben, die sie aushalten und die sie nicht zum Weglaufen bringen, aber auf der anderen Seite ist das halt manchmal bei dem Napalm-Film und dem Vietnam-Kontext so, dass man durchaus auch sagen muss, ja, Deutschland hat da eben auch eine kritische Position dazu, nicht nur die DDR, sondern eben auch Westdeutschland."
Gut gefüllt war das Auditorium bei einem Frühwerk von Rainer Werner Fassbinder, der später zu Weltruhm gelangen sollte. "Liebe ist kälter als der Tod" spielt im Münchner Zuhältermilieu und ist auf negative Weise von Amerika beeinflusst. Denn der junge Regisseur wollte sich deutlich vom typischen Hollywood-Actionfilm absetzen. Banale Szenen werden minutenlang ausgekostet.
Da schlendern etwa drei Gestalten aus der Halbwelt eine Ewigkeit wortlos durch die Regale eines Kaufhauses. Der Zuschauer hat Gelegenheit, seine eigenen Gedanken zu entwickeln – sofern er nicht durch die Musik abgelenkt wird, denn diese sägt intensiv an den Nerven.
Selbst wer schon in den 60er-Jahren Hollywood verachtete oder Rassendiskriminierung und Vietnamkrieg verurteilte, konnte in den USA auch Helden finden. Sicher inspirierte der zivile Ungehorsam eines Martin Luther King auch die 68er-Bewegung in der Bundesrepublik. Heute dagegen hat zumindest die linke Szene in Deutschland Schwierigkeiten, ein amerikanisches Idol auszumachen.
"Dem Betrachter wird hier offenbar weder Intelligenz noch Vorwissen zugetraut", sagt dieser ältere Mann.
Ein anderer pflichtet ihm bei. Die Filme hätten einen herablassenden Ton, sagt er. Der Leiter des Goethe-Instituts in Washington, Wilfried Eckstein, hat aber bewusst auf eine zeittypische Auswahl der Filme gesetzt.
Eckstein: "Das sind in der Tat Filme, die nicht immer das Unterhaltungsbedürfnis befriedigen. Aber wir können uns dann oft auch zumindest dadurch rechtfertigen, dass wir sagen, das ist ein repräsentativer Film gewesen in seiner Zeit.
Wir sind eigentlich schon bemüht, dem Publikum Filme zu geben, die sie aushalten und die sie nicht zum Weglaufen bringen, aber auf der anderen Seite ist das halt manchmal bei dem Napalm-Film und dem Vietnam-Kontext so, dass man durchaus auch sagen muss, ja, Deutschland hat da eben auch eine kritische Position dazu, nicht nur die DDR, sondern eben auch Westdeutschland."
Gut gefüllt war das Auditorium bei einem Frühwerk von Rainer Werner Fassbinder, der später zu Weltruhm gelangen sollte. "Liebe ist kälter als der Tod" spielt im Münchner Zuhältermilieu und ist auf negative Weise von Amerika beeinflusst. Denn der junge Regisseur wollte sich deutlich vom typischen Hollywood-Actionfilm absetzen. Banale Szenen werden minutenlang ausgekostet.
Da schlendern etwa drei Gestalten aus der Halbwelt eine Ewigkeit wortlos durch die Regale eines Kaufhauses. Der Zuschauer hat Gelegenheit, seine eigenen Gedanken zu entwickeln – sofern er nicht durch die Musik abgelenkt wird, denn diese sägt intensiv an den Nerven.
Selbst wer schon in den 60er-Jahren Hollywood verachtete oder Rassendiskriminierung und Vietnamkrieg verurteilte, konnte in den USA auch Helden finden. Sicher inspirierte der zivile Ungehorsam eines Martin Luther King auch die 68er-Bewegung in der Bundesrepublik. Heute dagegen hat zumindest die linke Szene in Deutschland Schwierigkeiten, ein amerikanisches Idol auszumachen.
Faszinierende Wirkung der damaligen Zeit
Paul Farber, ein Spezialist für deutsch-amerikanische Kulturbeziehungen, der das Goethe-Institut bei der Darstellung der 60er-Jahre beraten hat, musste staunen, als er im Juni den Besuch von Präsident Barack Obama in Berlin erlebte und neben Fans mit Obama-T-Shirts auch das Transparent eines Obama-Gegners sah.
"Auf dem Transparent waren zwei Fotos zu sehen, eines von Martin Luther King und eines von Präsident Obama. Unter dem einen stand: ‚Ich habe einen Traum‘, und unter dem anderen: ‚Ich habe eine Drohne‘. Da wurde mir klar, dass Obama weltweit nicht mehr nur als der wahr gewordene Traum von Dr. King gesehen wird, sondern auch als ein Verfechter globaler Ungerechtigkeit."
Am 28. August 1963 hielt Martin Luther King in Washington die berühmte Rede "I have a dream". Die Filmreihe des Goethe-Instituts zeigt, dass die damalige Zeit noch immer eine faszinierende Wirkung hat.
Die amerikanischen Helden heute sind aber andere. Vielleicht wird das Goethe-Institut eines Tages einen Film zeigen, der den Einfluss des 2011 verstorbenen Computermoguls Steve Jobs auf die deutsche Firmenkultur beleuchtet.
"Auf dem Transparent waren zwei Fotos zu sehen, eines von Martin Luther King und eines von Präsident Obama. Unter dem einen stand: ‚Ich habe einen Traum‘, und unter dem anderen: ‚Ich habe eine Drohne‘. Da wurde mir klar, dass Obama weltweit nicht mehr nur als der wahr gewordene Traum von Dr. King gesehen wird, sondern auch als ein Verfechter globaler Ungerechtigkeit."
Am 28. August 1963 hielt Martin Luther King in Washington die berühmte Rede "I have a dream". Die Filmreihe des Goethe-Instituts zeigt, dass die damalige Zeit noch immer eine faszinierende Wirkung hat.
Die amerikanischen Helden heute sind aber andere. Vielleicht wird das Goethe-Institut eines Tages einen Film zeigen, der den Einfluss des 2011 verstorbenen Computermoguls Steve Jobs auf die deutsche Firmenkultur beleuchtet.