Erinnerungen auf Festplatte
In "Furor" ist es einem Hirnforscher erstmalig gelungen, menschliche Erinnerungen außerhalb des Körpers zu speichern. Eines Tages findet man seine Leiche im Institut. Markus Christian Schulte von Drach, früherer Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, Biologe und Journalist, hat einen spannenden Krimi geschrieben, der jedoch voller Klischees steckt.
Es geht um Gehirne - das Lesen von Gedanken, um dubiose militärische Einsätze, korrupte Wissenschaftler und um den Medizinstudenten Sebastian.
Wer Klischees liebt, auf hölzerne Dialoge steht und dazu noch stereotype Figuren mag, ist in diesem Krimi richtig. Spannend ist er trotzdem, auch wenn die Geschichte nicht ganz neu ist.
Der Anfang ist klassisch, das Buch beginnt mit einem Toten. Einem fast Toten, um genau zu sein. Denn nachdem der berühmte Hirnforscher Professor Christian Raabe mit zertrümmertem Schädel im Aufzug seines Instituts gefunden wird, lebt sein Körper noch einige Tage mit Hilfe von Beatmungsmaschinen im Krankenhaus weiter. Die Polizei geht von Selbstmord aus.
Raabe hat einen Sohn, den Medizinstudenten Sebastian. Diesen hat er wenige Minuten vor seinem Ableben angerufen und ihm auf die Mailbox gesprochen. "Ich liebe dich", lautet die Nachricht, "und bitte lösch dringend die Daten auf meinem Computer!"
Sebastian schafft es mit Hilfe von drei Freunden, das Passwort seines Vaters zum Computer zu finden. Löscht die Dateien natürlich nicht und hat daraufhin einen bösen Agenten aus dem Verteidigungsministerium an den Fersen. Er verliebt sich in eine wunderschöne Journalistin, die ihm bei der Suche nach dem dunklen Geheimnis der Dateien hilft, muss erkennen, dass der beste Freund seines Vaters ein skrupelloser Schurke ist und rettet am Ende die Gesellschaft vor den unglaublichen Forschungsergebnissen seines Vaters.
Der Tote hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich die Gedanken der Menschen aufzeichnen lassen. Einen Memo Scanner der zwischen den Nervenverbindungen des Gehirns die Wahrheit findet. Das Militär will dieses Verfahren besitzen, um dem Gegner und Agenten auszuhorchen.
Kein schlechter Stoff für RTL oder Sat1. Als Fernsehfilm würde die Geschichte sicher funktionieren. Doch im Buch bleibt alles sehr oberflächlich. Das Erstlingswerk des Wissenschaftsjournalisten Markus Schulte von Drach hat mit seinen hervorragenden Berichten für die "Süddeutsche Zeitung" nicht viel gemein. Plattitüden und klischeehafte Formulierungen über die Gefühlswelt seiner Protagonisten lassen die Figuren maskenhaft wirken, ihnen fehlt jeglicher Tiefgang.
Was den Leser trotzdem im Krimi hält ist die Frage: Wer hat den Professor umgebracht und wird sein Sohn den Fängen korrupter Beamter entgehen können? Das Tempo der Ereignisse wird immer schneller, konspirative Treffen, wilde Verfolgungsjagden und Schießereien sorgen für Spannung - auch wenn der Plot einige Anschlussfehler hat und die Dramaturgie nicht ganz stimmig ist. Am Ende siegt natürlich das Gute, die Bösen wandern in den Knast und der Protagonist blickt gemeinsam mit seiner neuen Liebe in die Zukunft.
"Dort drinnen, dachte Sebastian, verbrennen nicht nur die Aufzeichnungen meines Vaters. Da verschwindet auch ein Teil meines Lebens, meiner Vergangenheit, meiner Zukunft. Aber nur ein Teil. Ein anderer Teil meiner Zukunft steht neben mir. Meine Zukunft hält meine Hand und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er sah Sareah an, und seine Beine hörten endlich auf zu zittern."
Gespickt mit ein paar netten Details über Hirnforschung ist das Buch nicht mehr als ein netter Krimi für den Strand, wenn Sonne und Hitze das Gehirn des Lesers auf Sparflamme setzen.
Markus Christian Schulte von Drach, Jahrgang 1965, ist promovierter Biologe, Dissertation bei Hubert Markl, früherer Präsident der Max-Planck-Gesellschaft. Er arbeitet als Politikredakteur bei sueddeutsche.de. Zuvor Wissenschaftsjournalist u. a. für die "Süddeutsche Zeitung", die "Berliner Zeitung", "Neue Zürcher Zeitung", "Die Welt". Der Autor lebt in München.
Markus C. Schulte von Drach: Furor
dtv 2005, 14,50 €
Wer Klischees liebt, auf hölzerne Dialoge steht und dazu noch stereotype Figuren mag, ist in diesem Krimi richtig. Spannend ist er trotzdem, auch wenn die Geschichte nicht ganz neu ist.
Der Anfang ist klassisch, das Buch beginnt mit einem Toten. Einem fast Toten, um genau zu sein. Denn nachdem der berühmte Hirnforscher Professor Christian Raabe mit zertrümmertem Schädel im Aufzug seines Instituts gefunden wird, lebt sein Körper noch einige Tage mit Hilfe von Beatmungsmaschinen im Krankenhaus weiter. Die Polizei geht von Selbstmord aus.
Raabe hat einen Sohn, den Medizinstudenten Sebastian. Diesen hat er wenige Minuten vor seinem Ableben angerufen und ihm auf die Mailbox gesprochen. "Ich liebe dich", lautet die Nachricht, "und bitte lösch dringend die Daten auf meinem Computer!"
Sebastian schafft es mit Hilfe von drei Freunden, das Passwort seines Vaters zum Computer zu finden. Löscht die Dateien natürlich nicht und hat daraufhin einen bösen Agenten aus dem Verteidigungsministerium an den Fersen. Er verliebt sich in eine wunderschöne Journalistin, die ihm bei der Suche nach dem dunklen Geheimnis der Dateien hilft, muss erkennen, dass der beste Freund seines Vaters ein skrupelloser Schurke ist und rettet am Ende die Gesellschaft vor den unglaublichen Forschungsergebnissen seines Vaters.
Der Tote hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich die Gedanken der Menschen aufzeichnen lassen. Einen Memo Scanner der zwischen den Nervenverbindungen des Gehirns die Wahrheit findet. Das Militär will dieses Verfahren besitzen, um dem Gegner und Agenten auszuhorchen.
Kein schlechter Stoff für RTL oder Sat1. Als Fernsehfilm würde die Geschichte sicher funktionieren. Doch im Buch bleibt alles sehr oberflächlich. Das Erstlingswerk des Wissenschaftsjournalisten Markus Schulte von Drach hat mit seinen hervorragenden Berichten für die "Süddeutsche Zeitung" nicht viel gemein. Plattitüden und klischeehafte Formulierungen über die Gefühlswelt seiner Protagonisten lassen die Figuren maskenhaft wirken, ihnen fehlt jeglicher Tiefgang.
Was den Leser trotzdem im Krimi hält ist die Frage: Wer hat den Professor umgebracht und wird sein Sohn den Fängen korrupter Beamter entgehen können? Das Tempo der Ereignisse wird immer schneller, konspirative Treffen, wilde Verfolgungsjagden und Schießereien sorgen für Spannung - auch wenn der Plot einige Anschlussfehler hat und die Dramaturgie nicht ganz stimmig ist. Am Ende siegt natürlich das Gute, die Bösen wandern in den Knast und der Protagonist blickt gemeinsam mit seiner neuen Liebe in die Zukunft.
"Dort drinnen, dachte Sebastian, verbrennen nicht nur die Aufzeichnungen meines Vaters. Da verschwindet auch ein Teil meines Lebens, meiner Vergangenheit, meiner Zukunft. Aber nur ein Teil. Ein anderer Teil meiner Zukunft steht neben mir. Meine Zukunft hält meine Hand und streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Er sah Sareah an, und seine Beine hörten endlich auf zu zittern."
Gespickt mit ein paar netten Details über Hirnforschung ist das Buch nicht mehr als ein netter Krimi für den Strand, wenn Sonne und Hitze das Gehirn des Lesers auf Sparflamme setzen.
Markus Christian Schulte von Drach, Jahrgang 1965, ist promovierter Biologe, Dissertation bei Hubert Markl, früherer Präsident der Max-Planck-Gesellschaft. Er arbeitet als Politikredakteur bei sueddeutsche.de. Zuvor Wissenschaftsjournalist u. a. für die "Süddeutsche Zeitung", die "Berliner Zeitung", "Neue Zürcher Zeitung", "Die Welt". Der Autor lebt in München.
Markus C. Schulte von Drach: Furor
dtv 2005, 14,50 €