Erich von Däniken zum 80. Geburtstag

Letzten Endes ist alles Glaubenssache

Der Schweizer Bestsellerautor Erich von Däniken
Der Bestsellerautor Erich von Däniken © dpa / picture alliance / Frank Pusch
Von Laf Überland · 14.04.2015
Einst landeten Götter mit Raumschiffen auf der Erde und halfen den Menschen beim Bauen schwieriger Technik - mit dieser These aus dem Buch "Erinnerungen an die Zukunft" wurde Erich von Däniken berühmt. Heute ist er 80 Jahre alt geworden.
Es waren die späten Sechziger, und die Welt wurde erschüttert – auch in der Bundesrepublik: Die Weltsicht, wie man sie bis dahin von Generation zu Generation ererbt hatte, änderte sich schlagartig – mit der Mondlandung, aber auch mit den Studentenprotesten und den Drogen und der Popkultur: Alles war plötzlich möglich.
"Tangerine Dream" spielte ein Album ein, das einfach „Zeit" hieß, und elektronische Popmusik erschien auf einem Label namens "Kosmische Kuriere": Und der junge Bundesbürger, der genug hatte von den Mühen des Alltags – und dem Ausbleiben der Weltrevolution, fing einfach an, alles Herkömmliche in Frage zu stellen. Und da knallte ein Schweizer Ex-Jesuitenschüler und nicht all zu erfolgreicher Hotelier namens Erich von Däniken ein Buch auf den Gedankenmarkt, das hieß (so wunderbar absurd) "Erinnerungen an die Zukunft" und es behauptete: Astronauten waren auf der Erde und haben den Menschen beim Bauen schwieriger Technik geholfen – und sie kommen wieder!
Ha! Das traf voll den Zeitgeist! Vor allem auch bei jenen jungen Leuten, die auch gerne "Perry Rhodan" lasen...
Die neue Disziplin der Präastronautik
Und so entstand die wundersame Disziplin der Präastronautik, für die dieser Herr Däniken später auch eine Forschungsgesellschaft gründete. Und es bildete sich eine Gefolgschaft, die gerne über Dänikens Mutmaßungen staunte: Die Bundeslade war elektrisch geladen, vermutete er zum Beispiel, und die Propheten sahen bei ihren Erscheinungen in der Wüste Astronauten mit Allzweckfahrzeugen. Die Cheopspyramide wurde mit außerirdischen Hilfsmitteln erbaut, und die riesigen Erdlinien im peruanischen Nazca waren – Landebahnen?
Erich von Däniken:
"Verehrte Gäste! Es ist lang lange her - wie lange, weiß niemand, aber ich schätze gute sechstausend Jahre: Und da drehten sich um die gute alte Erde gigantische Raumschiffe! Woher um alles in der Welt will man das wissen? - Man weiß es aus dem alten Indien!"
Wie die Wissenschaftler jonglierte auch Erich von Däniken gerne mit Zahlenspielereien. Und noch heute ist es in seinen Vorträgen ein bisschen so wie bei dem Mann, der in der Einkaufsstraße die Wunderseife für alle Flecken verkauft: Er ist überzeugend, und man sieht ja mit eigenen Augen, was Däniken da alles zeigt. – Natürlich beweisen all seine Fotos von Megalith-Bauten und alten Tempeln dann nichts. Auch nicht die Abbildung einer Buddha-Figur, die offenkundig im Cockpit eines prähistorischen Flugapparates sitzt....
Erich von Däniken:
"Jetzt erkennt man auf dem Bild Treppenstufen - aber an der Decke!"
Der Erfolg von "Erinnerungen an die Zukunft"
Aber der 1970 (von Regisseur Harald Reinl) gedrehte Film „Erinnerungen an die Zukunft" wurde trotzdem zum internationalen Kassenerfolg und konnte sogar eine Oscar-Nominierung als „Bester Dokumentarfilm" verbuchen – ein verblasenes Werk zwischen Archäologie und Fantasy. Ein Auszug aus dem Filmtrailer:
"Die Welt diskutiert ein erregendes Thema: Kamen die Götter von fremden Sternen? Hatten unsere Vorfahren Besuch aus dem Weltraum"?
Der Außerirdischen-Rummel brachte Däniken mit den ersten beiden Büchern so viel Geld ein, dass er sich zur Ruhe hätte setzen können. Aber er machte weiter: Schrieb über dreißig Bücher, die in mindestens 32 Sprachen übersetzt wurden, mit einer Gesamtauflage von rund 64 Millionen.
Und seit dem Abflauen der Riesenerfolgswelle reüssiert er als Vortragsreisender und mit Videos und immer neuen Büchern. Ein Freizeitpark zu seinen Themen im Berner Oberland ging leider recht schnell pleite, jetzt kann man sich dort für Events einmieten und abends zu Housemusic tanzen...
Aber Däniken bleibt dran!
"Und ich ärgere mich darüber! Ich ärgere mich darüber, weil sich niemand anderes darüber zu ärgern scheint!
Mit "Goldenem Brett vorm Kopf" ausgezeichnet
Selbst wenn Kritiker mit Humor den Geschwurbelfaktor in Milli-Däniken messen und ihm in Wien vor drei Jahren von der "Gesellschaft für Kritisches Denken" das "Goldene Brett vorm Kopf" für sein Lebenswerk verliehen wurde...: Ihn stört das alles nicht. Er wettert weiter gegen die bornierte Wissenschaft, die nur für real hält, was sie beweisen kann. Und gegen die Kirche, die Aberglauben lehrt.
Er selbst ist eigentlich ein Original und tatsächlich sympathisch - so wie auch die knorrigen bayerischen Dorfpfarrer bei Ludwig Thoma sympathisch waren...
Und letzten Endes – ist ja alles Glaubenssache. Und wer weiß schon wirklich, woher unsere Götter kamen... Vielleicht aus dem All?
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