Ergebnis der Parlamentswahl in Afghanistan
Ändern wird sich in Afghanistan wenig, jetzt da das Ergebnis der ersten Parlamentswahl feststeht. Die Meldungen über Anschläge, Todesopfer, Entführungen und ausufernden Rauschgiftanbau werden uns weiter begleiten.
Und dennoch ist dies ein guter Tag. Im Parlament in Kabul sitzen Männer und Frauen, die sich – erstmals in der Geschichte des Landes – vor denen verantworten müssen, die sie wählten. Das ist Fortschritt in einem Land, in dem die Macht noch immer vor allem aus dem Lauf der Gewehre kommt.
Natürlich ist eine Wahl in Afghanistan nicht mit Urnengängen hierzulande zu vergleichen. Eine große Koalition wird es am Hindukusch nicht geben.
Schon weil es keine Parteien gibt. Die afghanische Wahl war eine Persönlichkeitswahl. Und schaut man genauer hin, wen etwa 50 Prozent der Wahlbeteiligten in die Hauptstadt schickten, dann sieht man viele derjenigen, die das Land seit Jahren beherrschen und damit Armut und Zerstörung schufen.
Es hängt mal wieder Vieles an Präsident Karzai. Er muss die Mudschaheddin, die einst gegen die Russen kämpften, genauso einbinden wie ehemalige Taliban, unter ihnen sogar der verbrecherische Gouverneur, der die Zerstörung der Buddha-Statuen von Bamyan verantwortet. Karzai muss einen Ausgleich schaffen zwischen Vertretern der unterschiedlichen Volksgruppen, und er muss verhindern, dass die Günstlingswirtschaft – in Kabul ohnehin gang und gäbe – gleichsam ein parlamentarisches Standbein erhält.
Dies alles wird ihm nicht ohne internationale Unterstützung gelingen. Ohne Zustimmung der Amerikaner funktioniert in Afghanistan kaum etwas. Karzai bewegt sich auf einem schmalen Pfad. Er darf nicht als Marionette Washingtons erscheinen, will er sich den Respekt seiner Landsleute nicht verscherzen; aber er kann sich – noch – nicht von der Besatzungsmacht emanzipieren.
Wichtig sind die Truppen anderer Nationen, sowie der multikulturelle Mix der Hilfsorganisationen, die seit dem Ende der Taliban-Herrschaft dem Land Stabilität verleihen. Die Bundeswehr zeigt zwar militärische Präsenz, wahrgenommen werden die deutschen Soldaten indes vor allem als Entwicklungshelfer in Uniform.
Ein Bild, das sich wohltuend abhebt von den mitunter rigiden Methoden der U.S. Armee.
Die neue afghanische Verfassung sieht für das Parlament eine Frauenquote vor. Der jetzt gewählten Volksvertretung gehören 68 weibliche Abgeordnete an. In einem Land, in dem die Rechte der Frauen nach wie vor von der Mehrheit der männlichen Bevölkerung missachtet werden, ist das ein großer Erfolg. Von nun an werden Politikerinnen in Kabul ihre Stimme erheben gegen Zwangsverheiratungen und so genannte "Ehrenmorde" an Ehefrauen oder weiblichen Verwandten.
Und sie werden, hoffentlich gemeinsam mit wenigsten einem Teil ihrer männlichen Kollegen, plädieren für die Forstsetzung und den Ausbau der Bildungsmöglichkeiten für Mädchen. Erst wenn hier die Gleichheit der Geschlechter herrscht, erst dann besteht langfristig Hoffnung für Frieden und Demokratie.
Aber davon ist Afghanistan, wie gesagt, leider noch weit entfernt. Die internationale Gemeinschaft muss sich auf einen langen Aufenthalt einrichten, die Deutschen zumal.
Ohne die finanzielle Hilfe von Außen blieben selbst die notwendigsten Infrastrukturmaßnahmen aus; ohne die Präsenz ausländischer Waffen griffen die Warlords, die sich heute in vielen Fällen "Provinzgouverneure" nennen, wieder zu ihrer traditionellen Konfliktbeseitigung, der Gewalt.
Darüber hinaus wird das Land nicht ohne den guten Willen seiner Nachbarn zur Ruhe kommen. Das gilt in erster Linie für Pakistan; Präsident Musharraf ist zu schwach, oder nicht willens, die Lager entlang der Grenze zu zerstören, aus denen ein steter Fluss von Terroristen in die östlichen Provinzen Afghanistan einsickert. Der Bürgerkrieg, der dort herrscht, verhindert jeden noch so kleinen Fortschritt in Richtung Demokratie.
Washington wäre gut beraten, nicht nur am Hindukusch Stärke zu zeigen. Ein Machtwort gegenüber dem Alliierten in Islamabad ist an der Zeit.
Natürlich ist eine Wahl in Afghanistan nicht mit Urnengängen hierzulande zu vergleichen. Eine große Koalition wird es am Hindukusch nicht geben.
Schon weil es keine Parteien gibt. Die afghanische Wahl war eine Persönlichkeitswahl. Und schaut man genauer hin, wen etwa 50 Prozent der Wahlbeteiligten in die Hauptstadt schickten, dann sieht man viele derjenigen, die das Land seit Jahren beherrschen und damit Armut und Zerstörung schufen.
Es hängt mal wieder Vieles an Präsident Karzai. Er muss die Mudschaheddin, die einst gegen die Russen kämpften, genauso einbinden wie ehemalige Taliban, unter ihnen sogar der verbrecherische Gouverneur, der die Zerstörung der Buddha-Statuen von Bamyan verantwortet. Karzai muss einen Ausgleich schaffen zwischen Vertretern der unterschiedlichen Volksgruppen, und er muss verhindern, dass die Günstlingswirtschaft – in Kabul ohnehin gang und gäbe – gleichsam ein parlamentarisches Standbein erhält.
Dies alles wird ihm nicht ohne internationale Unterstützung gelingen. Ohne Zustimmung der Amerikaner funktioniert in Afghanistan kaum etwas. Karzai bewegt sich auf einem schmalen Pfad. Er darf nicht als Marionette Washingtons erscheinen, will er sich den Respekt seiner Landsleute nicht verscherzen; aber er kann sich – noch – nicht von der Besatzungsmacht emanzipieren.
Wichtig sind die Truppen anderer Nationen, sowie der multikulturelle Mix der Hilfsorganisationen, die seit dem Ende der Taliban-Herrschaft dem Land Stabilität verleihen. Die Bundeswehr zeigt zwar militärische Präsenz, wahrgenommen werden die deutschen Soldaten indes vor allem als Entwicklungshelfer in Uniform.
Ein Bild, das sich wohltuend abhebt von den mitunter rigiden Methoden der U.S. Armee.
Die neue afghanische Verfassung sieht für das Parlament eine Frauenquote vor. Der jetzt gewählten Volksvertretung gehören 68 weibliche Abgeordnete an. In einem Land, in dem die Rechte der Frauen nach wie vor von der Mehrheit der männlichen Bevölkerung missachtet werden, ist das ein großer Erfolg. Von nun an werden Politikerinnen in Kabul ihre Stimme erheben gegen Zwangsverheiratungen und so genannte "Ehrenmorde" an Ehefrauen oder weiblichen Verwandten.
Und sie werden, hoffentlich gemeinsam mit wenigsten einem Teil ihrer männlichen Kollegen, plädieren für die Forstsetzung und den Ausbau der Bildungsmöglichkeiten für Mädchen. Erst wenn hier die Gleichheit der Geschlechter herrscht, erst dann besteht langfristig Hoffnung für Frieden und Demokratie.
Aber davon ist Afghanistan, wie gesagt, leider noch weit entfernt. Die internationale Gemeinschaft muss sich auf einen langen Aufenthalt einrichten, die Deutschen zumal.
Ohne die finanzielle Hilfe von Außen blieben selbst die notwendigsten Infrastrukturmaßnahmen aus; ohne die Präsenz ausländischer Waffen griffen die Warlords, die sich heute in vielen Fällen "Provinzgouverneure" nennen, wieder zu ihrer traditionellen Konfliktbeseitigung, der Gewalt.
Darüber hinaus wird das Land nicht ohne den guten Willen seiner Nachbarn zur Ruhe kommen. Das gilt in erster Linie für Pakistan; Präsident Musharraf ist zu schwach, oder nicht willens, die Lager entlang der Grenze zu zerstören, aus denen ein steter Fluss von Terroristen in die östlichen Provinzen Afghanistan einsickert. Der Bürgerkrieg, der dort herrscht, verhindert jeden noch so kleinen Fortschritt in Richtung Demokratie.
Washington wäre gut beraten, nicht nur am Hindukusch Stärke zu zeigen. Ein Machtwort gegenüber dem Alliierten in Islamabad ist an der Zeit.