Ergänzung statt Konkurrenz
Madrid hat seine zweite internationale Kunstmesse. 18 spanische Galeristen riefen die ART Madrid aus, eine internationale Messe für zeitgenössische Kunst. Neben der aus allen Nähten platzenden ARCO pocht sie auf Eigenständigkeit. Die Veranstalter haben mit Widerständen zu kämpfen.
Ein anhaltendes Wirtschaftswachstum, die Eröffnung oder Erweiterung zahlreicher Museen für moderne Kunst, eine wachsende Aktivität privater Sammler - all dies sind die Umstände, unter denen sich der hiesige Kunstmarkt seit Jahren entwickelt. ARCO, die Internationale Messe für zeitgenössische Kunst in Madrid, reflektiert diese Entwicklung seit nunmehr einem viertel Jahrhundert. Da diese Messe sehr wohl in ihrer Qualität und internationalen Ausstrahlung wachsen will, nicht aber in der Zahl der teilnehmenden Galerien, kann es - wie im letzten Jahr etwa der Kölner Galerie Gmurzynska - passieren, dass selbst langjährige und renommierte Teilnehmer plötzlich zurückgewiesen werden. Wo eine Messe derart aus den Nähten platzt, liegt es nahe, eine weitere in die Nachbarschaft zu setzen. Und zwar nicht etwa nur für abgewiesene Galerien, sondern eine ganz eigenständige.
Genau das dachten sich 18 spanische Galeristen, gründeten eine Gesellschaft und riefen ART Madrid aus, eine internationale Messe für zeitgenössische Kunst. Messedirektorin Gema Lazcano zur Gründungsidee:
"Es geht darum, sämtliche aktuellen Tendenzen zusammenzuführen: junge Kunst, die historische Avantgarde, Werke renommierter Künstler der 80er und der 90er Jahre, um Sammlern, die ihren Bedarf auf anderen Foren nicht decken können, ein Angebot zu unterbreiten. Wir waren natürlich der Meinung, dass dieses Angebot sehr wohl seinen Platz haben würde neben ARCO. Schließlich ist es eine Entwicklung, die man in ganz Europa beobachten kann: Am Rand einer etablierten Messe entstehen andere Messen, die versuchen, das Angebot zu komplettieren. Das geschieht in Basel, Köln, Berlin, Paris oder sonst wo. Und dort gibt es auch eine institutionelle Koordination, so dass der jeweilige Ort für diese Tage tatsächlich zur europäischen oder sogar zur Welt-Hauptstadt der Kunst wird."
Als Nebenveranstaltung, nicht als Konkurrenz oder gar Alternative zur großen ARCO versteht sich ART Madrid, und eben deshalb wählte man einen Zeitraum, der sich überlappt mit der Laufzeit von ARCO, vom 7. bis 11. Februar. José María Álvarez del Manzano, früherer Madrider Bürgermeister und jetzt Präsident der Messegesellschaft IFEMA, die ARCO veranstaltet, gab sich vor wenigen Wochen, als er das diesjährige ARCO-Programm präsentierte, noch ganz selbstbewusst.
"Wir von IFEMA wollen uns dem Wettbewerb stellen", verkündete der Messepräsident mit Blick auf andere große Kunstmessen in Basel oder Miami. Einem Wettbewerb in der eigenen Stadt - von dem nicht wirklich die Rede sein kann - will sich die Messegesellschaft allem Anschein nach nicht so gern stellen. Hinter den Kulissen und mit guten Drähten zu den Behörden der Stadt wurde offenbar alles Mögliche unternommen.
"Wir hatten einen im Mai des vergangenen Jahres unterzeichneten Vertrag mit dem Städtischen Kongresspalast, der neben dem ARCO-Gelände liegt, um zur vorgesehenen Zeit ART Madrid dort zu veranstalten. Vor etwa einem Monat rief man uns zu einem Treffen in den Kongresspalast und teilte uns mit, man müsse vom Vertrag leider zurücktreten. Wegen eines Computerfehlers habe man im Mai nicht sehen können, dass es für den entsprechenden Zeitraum bereits Absprachen mit ARCO gegeben habe. Man hat uns, die wir einen unterschriebenen Vertrag hatten, gekündigt wegen Absprachen, zu denen es nichts Schriftliches gab. Es ist uns dann gelungen, praktisch im letzten Moment einen Vertrag mit dem Kristallpalast abzuschließen, wohin unsere Messe nun umziehen muss."
Weit weg vom ARCO-Gelände liegt der neue Standort, auch darf sich ART Madrid nicht Internationale Kunstmesse nennen, weil dieser Titel für ARCO geschützt ist. Das vorgesehene Logo musste verändert werden, auch dies auf Betreiben der ARCO-Veranstalter, versichern die Macher von ART Madrid, auf Galerien sei Druck ausgeübt worden, sich nicht bei ART Madrid zu bewerben. Die Kosten, um alle im letzten Moment aufgetauchten Hindernisse zu überwinden, seien enorm. In den Amtsstuben der Stadt habe man gegen Wände geredet auf der Suche nach Unterstützung, man dürfe ARCO nicht beschädigen oder schwächen, sei der Einwand gewesen, mit dem die Behörden jegliche Hilfe ablehnten. ART Madrid findet trotz dieser Schwierigkeiten statt, mit 50 statt der vorgesehenen 70 Galerien, von denen 40 aus Spanien kommen, 10 weitere aus Deutschland, Frankreich, England und Kuba. Messedirektorin Gema Lazcano bemüht sich trotz allem um Optimismus.
"Unsere Aussichten sind gut. Wir wollten zunächst den Samen legen, und das ist uns gelungen, so gut man uns eben gelassen hat. Mittelfristig gesehen sind wir völlig sicher, dass wir uns konsolidieren werden als mittelgroße Messe mit 80 bis 100 Galerien, wobei die spanischen gegenüber Galerien aus dem Ausland überwiegen werden. Und darüber hinaus hängen wir nur von der Qualität ab, die wir präsentieren."
Madrid hat seine zweite internationale Kunstmesse, und sie findet beinahe zeitgleich mit der ersten statt. Der Kunstwelt kann dieses erweiterte Angebot nur recht sein. Wenn es in der Zukunft allerdings nicht gelingt, den großen Tanker ARCO und das deutlich kleinere Schiff ART Madrid auf einen gemeinsamen Kurs zu bringen, könnten am Ende beide Schaden nehmen.
Genau das dachten sich 18 spanische Galeristen, gründeten eine Gesellschaft und riefen ART Madrid aus, eine internationale Messe für zeitgenössische Kunst. Messedirektorin Gema Lazcano zur Gründungsidee:
"Es geht darum, sämtliche aktuellen Tendenzen zusammenzuführen: junge Kunst, die historische Avantgarde, Werke renommierter Künstler der 80er und der 90er Jahre, um Sammlern, die ihren Bedarf auf anderen Foren nicht decken können, ein Angebot zu unterbreiten. Wir waren natürlich der Meinung, dass dieses Angebot sehr wohl seinen Platz haben würde neben ARCO. Schließlich ist es eine Entwicklung, die man in ganz Europa beobachten kann: Am Rand einer etablierten Messe entstehen andere Messen, die versuchen, das Angebot zu komplettieren. Das geschieht in Basel, Köln, Berlin, Paris oder sonst wo. Und dort gibt es auch eine institutionelle Koordination, so dass der jeweilige Ort für diese Tage tatsächlich zur europäischen oder sogar zur Welt-Hauptstadt der Kunst wird."
Als Nebenveranstaltung, nicht als Konkurrenz oder gar Alternative zur großen ARCO versteht sich ART Madrid, und eben deshalb wählte man einen Zeitraum, der sich überlappt mit der Laufzeit von ARCO, vom 7. bis 11. Februar. José María Álvarez del Manzano, früherer Madrider Bürgermeister und jetzt Präsident der Messegesellschaft IFEMA, die ARCO veranstaltet, gab sich vor wenigen Wochen, als er das diesjährige ARCO-Programm präsentierte, noch ganz selbstbewusst.
"Wir von IFEMA wollen uns dem Wettbewerb stellen", verkündete der Messepräsident mit Blick auf andere große Kunstmessen in Basel oder Miami. Einem Wettbewerb in der eigenen Stadt - von dem nicht wirklich die Rede sein kann - will sich die Messegesellschaft allem Anschein nach nicht so gern stellen. Hinter den Kulissen und mit guten Drähten zu den Behörden der Stadt wurde offenbar alles Mögliche unternommen.
"Wir hatten einen im Mai des vergangenen Jahres unterzeichneten Vertrag mit dem Städtischen Kongresspalast, der neben dem ARCO-Gelände liegt, um zur vorgesehenen Zeit ART Madrid dort zu veranstalten. Vor etwa einem Monat rief man uns zu einem Treffen in den Kongresspalast und teilte uns mit, man müsse vom Vertrag leider zurücktreten. Wegen eines Computerfehlers habe man im Mai nicht sehen können, dass es für den entsprechenden Zeitraum bereits Absprachen mit ARCO gegeben habe. Man hat uns, die wir einen unterschriebenen Vertrag hatten, gekündigt wegen Absprachen, zu denen es nichts Schriftliches gab. Es ist uns dann gelungen, praktisch im letzten Moment einen Vertrag mit dem Kristallpalast abzuschließen, wohin unsere Messe nun umziehen muss."
Weit weg vom ARCO-Gelände liegt der neue Standort, auch darf sich ART Madrid nicht Internationale Kunstmesse nennen, weil dieser Titel für ARCO geschützt ist. Das vorgesehene Logo musste verändert werden, auch dies auf Betreiben der ARCO-Veranstalter, versichern die Macher von ART Madrid, auf Galerien sei Druck ausgeübt worden, sich nicht bei ART Madrid zu bewerben. Die Kosten, um alle im letzten Moment aufgetauchten Hindernisse zu überwinden, seien enorm. In den Amtsstuben der Stadt habe man gegen Wände geredet auf der Suche nach Unterstützung, man dürfe ARCO nicht beschädigen oder schwächen, sei der Einwand gewesen, mit dem die Behörden jegliche Hilfe ablehnten. ART Madrid findet trotz dieser Schwierigkeiten statt, mit 50 statt der vorgesehenen 70 Galerien, von denen 40 aus Spanien kommen, 10 weitere aus Deutschland, Frankreich, England und Kuba. Messedirektorin Gema Lazcano bemüht sich trotz allem um Optimismus.
"Unsere Aussichten sind gut. Wir wollten zunächst den Samen legen, und das ist uns gelungen, so gut man uns eben gelassen hat. Mittelfristig gesehen sind wir völlig sicher, dass wir uns konsolidieren werden als mittelgroße Messe mit 80 bis 100 Galerien, wobei die spanischen gegenüber Galerien aus dem Ausland überwiegen werden. Und darüber hinaus hängen wir nur von der Qualität ab, die wir präsentieren."
Madrid hat seine zweite internationale Kunstmesse, und sie findet beinahe zeitgleich mit der ersten statt. Der Kunstwelt kann dieses erweiterte Angebot nur recht sein. Wenn es in der Zukunft allerdings nicht gelingt, den großen Tanker ARCO und das deutlich kleinere Schiff ART Madrid auf einen gemeinsamen Kurs zu bringen, könnten am Ende beide Schaden nehmen.