Erfolgsgarant Zweisamkeit
Vier Fälle hat das Autorenduo Michael Kobr und Volker Klüpfel ihren Kommissar Kluftinger aus dem Allgäu bisher lösen lassen. Mehr als eine Million Bücher wurden schon verkauft, und ihr jüngstes Buch "Laienspiel" schoss ein paar Wochen nach Erscheinen in die Top Ten der Spiegel-Bestsellerliste. Ihr Erfolgsrezept: Sie schreiben immer zu zweit.
"Herzlich willkommen bei unserem Shoppingkanal. Wir sind immer auf der Suche nach tollen Produkten für Sie, und da haben wir etwas gefunden, das die meisten von Ihnen noch gar nicht kennen werden, denn es handelt sich um ein sogenanntes Buch."
Volker Klüpfel und Michael Kobr, beide Mitte 30, haben ihre Lesung in einer Münchner Buchhandlung mit einer kabarettistischen Einlage unterbrochen. Sie kennen sich seit der Schulzeit im Allgäu, seit fünf Jahren veröffentlichen sie gemeinsam Krimis. Das kann eine Freundschaft verändern.
"Ich habe das mal festgestellt, als ich länger im Urlaub mit einem anderen Kumpel war, was ich dem erst erklären musste, wo bei Michi schon ein Blick gereicht hätte, damit er weiß, was ich meine. Da haben wir uns auf ein Kommunikationslevel geschraubt, was ich glaube, was sonst nur, wenn es gut geht, Ehepaare schaffen."
"Wir sind so aufeinander eingespielt, dass es uns selber manchmal schockiert, wie ähnlich wir uns geworden sind."
Auf den ersten Blick sind sich die beiden Männer allerdings gar nicht ähnlich. Volker Klüpfel, Journalist in Augsburg, wenn er keine Krimis schreibt, sieht in Jeans und Turnschuhen und mit seiner dunklen Hornbrille aus wie einer dieser Kreativen, die man sonst in Großstadtcafés hinter Latte Macchiato und Macbook antrifft. Er lacht gerne, vor allem über sich.
Michael Kobr wohnt mit Frau und Tochter in Memmingen und unterrichtet an einer Realschule Deutsch und Französisch. Er trägt eine Weste über weißem Hemd und antwortet meistens als zweiter. Als erster spricht Volker Klüpfel, der aber von einer klaren Rollenaufteilung nichts wissen will.
"Ich weiß, dass der Kollege jetzt sagen würde, ich bin die Diva, aber ich würde sagen, das hat sich eher in der Arbeitsteilung niedergeschlagen. Die Lesungsverträge, die macht der Michi, und ich mache die Homepage. Dass einer in unserer eheähnlichen Beziehung der Mann ist oder die Frau, das gibt es nicht."
Rollen gibt es zumindest beim Schreiben nicht. Am Anfang steht das Konzept des ganzen Buches. Jede Szene wird genau gemeinsam durchgesprochen, bis in einzelne Dialoge hinein. Dann teilen sie sich die Szenen auf und jeder schreibt, wann er will und in eigenem Tempo.
Volker Klüpfel schafft diszipliniert täglich sein Pensum. Michael Kobr füllt die Seiten in einem nächtlichen Kraftakt, irgendwann, wenn die Inspiration kommt. Daran wäre das gemeinsame Projekt beinahe gescheitert.
"Und dann gab es richtig Stress, Streit, eine Weile nicht mehr miteinander reden und überlegen, ob man überhaupt weitermacht."
Das ist überwunden, dank der genauen Absprache. Schwächen des anderen formulieren sie, öffentlich jedenfalls, nur vorsichtig. Für Michael Kobr ist Volker Klüpfels größte Schwäche...
"Die Kommas. Und manchmal hat er einen Ton, der eher auf die Zielgruppe Frauen abzielt. Er geht dann ins Romantisch-Schwülstige."
Volker Klüpfel dreht seinen Kopf zu ihm; ein langer Blick.
"Alle Kommas, die ich richtig setze, korrigiert er mir falsch wieder raus. Er hat manchmal etwas naturgemäß Lehrer- manchmal sogar Oberlehrerhaftes: dass, wenn er korrigiert, rot unterstrichen wird und dann dran steht an der Seite, Ausdruck, kann man so nicht schreiben. Aber benotet hat er es bisher noch nicht. Da bin ich ganz froh."
In seinem neuen Fall untersucht Kluftinger den Selbstmord eines Unbekannten, der im beschaulichen Allgäu einen terroristischen Anschlag geplant hatte.
"‘Servus, Klufti, ich hab dich gar nicht gleich erkannt mit deinem Bart. Du solltest da vielleicht nicht hineingehen.‘ Der Kommissar bekam große Augen. War sein Kollege noch ganz bei Trost? (...) Gut, seine unrühmliche Leichenunverträglichkeit hatte sich mit den Jahren nicht verheimlichen lassen. Aber er hatte sich inzwischen so gut unter Kontrolle, dass er den Arbeitsablauf am Tatort nicht störte."
Kommissar Kluftinger liebt deftige Spätzle, Krautknödel und seine Frau Erika. Er hasst seinen schnöseligen Nachbarn, den Arzt Langhammer, und schleppt sich oft nur seufzend zum Tatort. Ein Alltagsmensch, ein Held, der gar keiner ist?
"Er ist schon ein Held, er geht in jedem Buch über seine Grenzen hinaus, und er hat eine Aufklärungsquote von 100 Prozent bis jetzt."
"Wir wollten einen relativ glaubhaften Charakter schaffen, und wir kennen wahnsinnig wenige Helden. Er arbeitet bei der Polizei, kommt abends heim und lässt den lieben Gott einen guten Mann sein. So machen das die meisten Polizisten auch. Und ein gewisser Realitätsbezug war uns wichtig."
Den Bezug zur Realität wollen auch die beiden Autoren nicht verlieren. Trotz ihres Erfolges - auf Lesereisen werden sie bejubelt, ihr Krimi "Erntedank” wird gerade verfilmt – wollen beide ihre Berufe nicht aufgeben.
"Zum einen kommt das aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus, denn wenn morgen keiner mehr ein Buch kauft, dann kommt kein Geld mehr rein."
Zum anderen könnte man auch ein bisschen seltsam werden, vermuten die Autoren, würde man täglich einsam vor dem leeren Bildschirm sitzen und in die Stille seufzen.
"Wir haben inzwischen auch einige Kaffeehausliteraten kennengelernt, die dann wirklich erzählen, was die so machen und nicht glücklich wirken, so sozial vernachlässigt."
"Die werden ganz sensibel auf einmal."
Vielleicht ist die konsequente Bescheidenheit der beiden ihr Erfolgsrezept. Vielleicht auch einfach, dass sie zu zweit sind und sich gegenseitig immer wieder erden können.
"Wenn uns 800 Leute frenetisch beklatschen, dann stehen wir hinter der Bühne freuen uns einfach wie die Kinder, dass wir so etwas erleben können. Das ist nicht gespielt. Wir reflektieren das alles auch. Wir fahren oft heim von Lesungen und sagen, toll, was wir erlebt haben. Das möchte ich auch nicht verlieren."
Volker Klüpfel und Michael Kobr, beide Mitte 30, haben ihre Lesung in einer Münchner Buchhandlung mit einer kabarettistischen Einlage unterbrochen. Sie kennen sich seit der Schulzeit im Allgäu, seit fünf Jahren veröffentlichen sie gemeinsam Krimis. Das kann eine Freundschaft verändern.
"Ich habe das mal festgestellt, als ich länger im Urlaub mit einem anderen Kumpel war, was ich dem erst erklären musste, wo bei Michi schon ein Blick gereicht hätte, damit er weiß, was ich meine. Da haben wir uns auf ein Kommunikationslevel geschraubt, was ich glaube, was sonst nur, wenn es gut geht, Ehepaare schaffen."
"Wir sind so aufeinander eingespielt, dass es uns selber manchmal schockiert, wie ähnlich wir uns geworden sind."
Auf den ersten Blick sind sich die beiden Männer allerdings gar nicht ähnlich. Volker Klüpfel, Journalist in Augsburg, wenn er keine Krimis schreibt, sieht in Jeans und Turnschuhen und mit seiner dunklen Hornbrille aus wie einer dieser Kreativen, die man sonst in Großstadtcafés hinter Latte Macchiato und Macbook antrifft. Er lacht gerne, vor allem über sich.
Michael Kobr wohnt mit Frau und Tochter in Memmingen und unterrichtet an einer Realschule Deutsch und Französisch. Er trägt eine Weste über weißem Hemd und antwortet meistens als zweiter. Als erster spricht Volker Klüpfel, der aber von einer klaren Rollenaufteilung nichts wissen will.
"Ich weiß, dass der Kollege jetzt sagen würde, ich bin die Diva, aber ich würde sagen, das hat sich eher in der Arbeitsteilung niedergeschlagen. Die Lesungsverträge, die macht der Michi, und ich mache die Homepage. Dass einer in unserer eheähnlichen Beziehung der Mann ist oder die Frau, das gibt es nicht."
Rollen gibt es zumindest beim Schreiben nicht. Am Anfang steht das Konzept des ganzen Buches. Jede Szene wird genau gemeinsam durchgesprochen, bis in einzelne Dialoge hinein. Dann teilen sie sich die Szenen auf und jeder schreibt, wann er will und in eigenem Tempo.
Volker Klüpfel schafft diszipliniert täglich sein Pensum. Michael Kobr füllt die Seiten in einem nächtlichen Kraftakt, irgendwann, wenn die Inspiration kommt. Daran wäre das gemeinsame Projekt beinahe gescheitert.
"Und dann gab es richtig Stress, Streit, eine Weile nicht mehr miteinander reden und überlegen, ob man überhaupt weitermacht."
Das ist überwunden, dank der genauen Absprache. Schwächen des anderen formulieren sie, öffentlich jedenfalls, nur vorsichtig. Für Michael Kobr ist Volker Klüpfels größte Schwäche...
"Die Kommas. Und manchmal hat er einen Ton, der eher auf die Zielgruppe Frauen abzielt. Er geht dann ins Romantisch-Schwülstige."
Volker Klüpfel dreht seinen Kopf zu ihm; ein langer Blick.
"Alle Kommas, die ich richtig setze, korrigiert er mir falsch wieder raus. Er hat manchmal etwas naturgemäß Lehrer- manchmal sogar Oberlehrerhaftes: dass, wenn er korrigiert, rot unterstrichen wird und dann dran steht an der Seite, Ausdruck, kann man so nicht schreiben. Aber benotet hat er es bisher noch nicht. Da bin ich ganz froh."
In seinem neuen Fall untersucht Kluftinger den Selbstmord eines Unbekannten, der im beschaulichen Allgäu einen terroristischen Anschlag geplant hatte.
"‘Servus, Klufti, ich hab dich gar nicht gleich erkannt mit deinem Bart. Du solltest da vielleicht nicht hineingehen.‘ Der Kommissar bekam große Augen. War sein Kollege noch ganz bei Trost? (...) Gut, seine unrühmliche Leichenunverträglichkeit hatte sich mit den Jahren nicht verheimlichen lassen. Aber er hatte sich inzwischen so gut unter Kontrolle, dass er den Arbeitsablauf am Tatort nicht störte."
Kommissar Kluftinger liebt deftige Spätzle, Krautknödel und seine Frau Erika. Er hasst seinen schnöseligen Nachbarn, den Arzt Langhammer, und schleppt sich oft nur seufzend zum Tatort. Ein Alltagsmensch, ein Held, der gar keiner ist?
"Er ist schon ein Held, er geht in jedem Buch über seine Grenzen hinaus, und er hat eine Aufklärungsquote von 100 Prozent bis jetzt."
"Wir wollten einen relativ glaubhaften Charakter schaffen, und wir kennen wahnsinnig wenige Helden. Er arbeitet bei der Polizei, kommt abends heim und lässt den lieben Gott einen guten Mann sein. So machen das die meisten Polizisten auch. Und ein gewisser Realitätsbezug war uns wichtig."
Den Bezug zur Realität wollen auch die beiden Autoren nicht verlieren. Trotz ihres Erfolges - auf Lesereisen werden sie bejubelt, ihr Krimi "Erntedank” wird gerade verfilmt – wollen beide ihre Berufe nicht aufgeben.
"Zum einen kommt das aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus, denn wenn morgen keiner mehr ein Buch kauft, dann kommt kein Geld mehr rein."
Zum anderen könnte man auch ein bisschen seltsam werden, vermuten die Autoren, würde man täglich einsam vor dem leeren Bildschirm sitzen und in die Stille seufzen.
"Wir haben inzwischen auch einige Kaffeehausliteraten kennengelernt, die dann wirklich erzählen, was die so machen und nicht glücklich wirken, so sozial vernachlässigt."
"Die werden ganz sensibel auf einmal."
Vielleicht ist die konsequente Bescheidenheit der beiden ihr Erfolgsrezept. Vielleicht auch einfach, dass sie zu zweit sind und sich gegenseitig immer wieder erden können.
"Wenn uns 800 Leute frenetisch beklatschen, dann stehen wir hinter der Bühne freuen uns einfach wie die Kinder, dass wir so etwas erleben können. Das ist nicht gespielt. Wir reflektieren das alles auch. Wir fahren oft heim von Lesungen und sagen, toll, was wir erlebt haben. Das möchte ich auch nicht verlieren."