"Er war ein feiner Kerl"

Der ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsident und politische Wegbegleiter von Altbundespräsident Johannes Rau, Björn Engholm, hat seinen verstorbenen Parteifreund als "feinen Kerl" bezeichnet, der als Politiker immer Mensch geblieben sei.
Im Deutschlandradio Kultur sagte er, Rau habe die Gabe gehabt, immer mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben. Auch in den höchsten Ämtern habe er sich "Zivilität und Sozialität" bewahrt.

Rau habe ein gutes Gespür für Taktik und Strategie gehabt. Aber er habe diese Fähigkeit nie zum eigenen Nutzen oder zum Schaden anderer benutzt. Engholm lobte Raus Fähigkeit, zu integrieren.

"Er konnte schnell die Herzen in Ostdeutschland gewinnen, gedient hat ihm dabei seine tiefe protestantische Verwurzelung."

Macht sei ihm nicht fremd gewesen, aber er habe sie nur als Instrument gesehen, um etwas Sinnvolles zu vollbringen.

Als Raus größten politischen Verdienst bezeichnete Engholm, dass er das Soziale und Tolerante mit Mut vertreten und vorgelebt habe. Als Beispiel nannte er Raus Eintreten für die Rechte der Menschen in China. Dies sei in der Öffentlichkeit etwas untergegangen.

"Er war kein Medien-Inszenierer, wie es viele Jüngere waren, vielleicht ist seine öffentliche Rolle dadurch etwas zu kurz gekommen."

In seinen Reden seien aber Botschaften enthalten, die auch in zehn Jahren noch hochmodern sein dürften, so Engholm.