Epos ohne Held

Moderation: Katrin Heise · 11.09.2007
Der Film "Salvador – Kampf um die Freiheit" erzählt die Geschichte des spanischen Anarchisten Salvador Puig Antich. Im Alter von 26 Jahren wurde er 1974 in Barcelona hingerichtet. Daniel Brühl spielt die Hauptrolle in der spanisch-britischen Koproduktion. Er habe anfangs gezögert, die Rolle des Nationalhelden anzunehmen, bekannte er im Gespräch.
Deutschlandradio Kultur sprach mit Daniel Brühl. Lesen Sie hier einen Auszug:

Heise: Für die Rolle des Salvador wurden Sie für den Goya, den höchsten spanischen Filmpreis, nominiert. Man schätzt wohl ihre Version des katalanischen Nationalhelden. Und Sie wollten ihn anfangs gar nicht spielen – warum nicht?

Brühl: Das war mir für meine erste spanische Kinorolle ein bisschen zuviel und zu kompliziert, so eine reale Figur zu spielen, die auch noch eine Bedeutung hat in Barcelona, in Katalonien und Spanien, das war mir zu heftig. Und deshalb habe ich mich anfangs nicht getraut. Und zum Glück haben dann Regisseur und Produzent insistiert und dann habe ich letzten Endes zugesagt und im Nachhinein bin ich sehr froh.

Heise: Womit hat man Sie überzeugt?

Brühl: Mit ein paar Gläsern spanischen Rotweins (lacht) und natürlich auch mit ganz guten Argumenten. Man hat mir einfach die Angst genommen. Es ging dem Regisseur darum, in dem Film davon wegzukommen so eine katalanische Ikone, eine Heldenfigur darzustellen. Und dann sah die Welt auch schon ein bisschen anders aus. Dann habe ich mir das schon eher zugetraut.

(…)

Heise: Ist der Salvador für Sie eine Figur aus der Vergangenheit oder ist er ganz aktuell?

Brühl: Das Thema bleibt für mich schon ein aktuelles. Der knifflige Punkt bei der ganzen Sache, auch als ich diese Rolle gespielt hab, da haben mich viele, auch konservative Journalisten in Spanien, versucht, in die Enge zu drängen mit der Frage, wie man sich wehren soll, weil die jungen Männer um Salvador ja schließlich auch zu den Waffen gegriffen haben. Das ist aus heutiger Sicht immer nicht so ganz einfach zu beantworten. Ich habe immer nur gesagt, dass ich Respekt und Hochachtung für diese jungen Männer und den Salvador hatte, weil die bereit waren, alles dafür einzusetzen, um sich gegen diese Diktatur zu wehren. Ich aus meiner Sicht leb natürlich in dem Luxus, dass ich nicht zu einer Waffe greifen muss, und mein Widerstand dann auch entsprechend gering ist. Also diese Terrorismusfrage und die Frage, wie man sich wehren soll und was man tun soll heutzutage, bleibt für mich eine sehr aktuelle, und deshalb ist auch immer interessant, in die Vergangenheit zu blicken.

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 14.2.08 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.