Entwicklungshilfe

"Kein Ersatz für eine rationale Flüchtlingspolitik

Ein Dutzend Flüchtlinge drängen sich auf einem kleinen Boot im Mittelmeer, bevor sie auf das Schiff der Küstenwache gelangen können.
Rund 30.000 Flüchtlinge sind allein seit Beginn dieses Jahres in Europa angekommen © picture alliance / dpa / Alessandro Di Meo
Rainer Thiele im Gespräch mit Marianne Allweiss und André Hatting · 26.05.2015
Mehr Entwicklungshilfe gleich weniger Flüchtlinge? Für den Ökonomen Rainer Thiele geht diese Rechnung der EU nicht auf. Entwicklungshilfe wirke nur langfristig in einigermaßen sicheren Staaten. An einer besseren Flüchtlingspolitik führe kein Weg vorbei.
Rainer Thiele bewertet die Pläne der EU, mehr Geld in die Entwicklungshilfe für die ärmsten Länder zu stecken, als "Tropfen auf den heißen Stein". Denn die Fluchtursachen in Syrien, Eritrea oder Somalia etwa seien sehr tief gehend: Es handle sich um Bürgerkriegsländer oder so genannte "failed states" - gescheiterte Staaten. Dort könnten mit Entwicklungshilfeprojekten keine nachhaltigen Fortschritte erzielt werden: "Entwicklungshilfe hat in der Vergangenheit nie viel bewirkt, wenn nicht ein Mindestmaß an Sicherheit in diesen Staaten gewährleistet ist", so der Ökonom vom Kieler Institut für Weltwirtschaft.
Entwicklungshilfe ist kein kurzfristiger Ersatz für eine rationale Flüchtlingspolitik
Die Hilfsprojekte müssten langfristiger Natur sein. Doch selbst erfolgreiche Entwicklungshilfe könne kaum zu einer Verringerung des Flüchtlingsstroms beitragen, so Thiele. Dazu seien zum Beispiel die Einkommensunterschiede zwischen der EU und den Herkunftsländern der Flüchtlinge zu groß. Es gebe viele Menschen, die sich "bessere ökonomische Chancen" in Europa erhofften. "Es geht kein Weg daran vorbei, die Flüchtlingspolitik zu reformieren", meint Thiele. "Entwicklungshilfe ist auf jeden Fall kein kurzfristiger Ersatz für eine rationale Flüchtlingspolitik." Die EU müsse sich auf einen relativ hohen Flüchtlingsstrom in den nächsten Jahren vorbereiten.
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