Entspannte Nachbarschaft

Von Martin Reischke · 04.05.2009
Michael Kurzwelly ist der Gründer einer Stadt, die Geschichte schreiben könnte. Vor zehn Jahren hat der Künstler Slubfurt aus der Taufe gehoben - die erste transnationale Stadt der Welt. Bisher hat die Stadt zwar nur 350 registrierte Einwohner, dafür aber schon eine eigene Verfassung und bald auch ein eigenes Parlament. Sie umschließt das Gebiet des polnischen Ortes Slubice und der deutschen Stadt Frankfurt (Oder).
Kurzwelly: "Słubfurt ist 1999 gegründet worden, und ist weltweit die erste Stadt, die in zwei Ländern gleichzeitig liegt, und besonders Menschen einlädt, sich als Slubfurter zu fühlen, die in ihrer Identität dazwischen sind …"

Słubfurt.
Eine Stadt an der Grenze.
Rechts der Oder der Stadtteil Słub, links davon der Stadtteil Furt.
Soweit alles klar.
Nur die Einwohner der Stadt geben sich ahnungslos. Słubfurt? Nie gehört!

Frau: "… kann ich jetzt wirklich nicht weiterhelfen."

Alte Frau: "Nö, es interessiert mich nicht."

Mann: "Słubfurt, weiß ich auch nicht, was die hier machen hier. Vielleicht benennen sie die Oder auch noch um, keine Ahnung."

Frau: "Nein, nicht wirklich. Tja, mehr kann ich dazu nicht sagen."

Mann: "… paar Verrückte haben hier mal was erzählt vom Rathaus glaube ich … Schwachsinn, die machen so viel Quatsch, da versteht man sowieso nicht mehr, was sie sagen."

Einer dieser Verrückten ist Michael Kurzwelly. Der Künstler ist der Gründungsvater von Słubfurt. Vor zehn Jahren hat er die Stadt aus der Taufe gehoben. Alles, was er dazu brauchte, war ein bisschen Fantasie.

Kurzwelly: "Słubfurt ist eine Stadt, die im Kopf entsteht, ist eine Stadt, die man erleben kann, wenn man hierher fährt nach Frankfurt / Słubice, ist also nicht einfach nur eine Utopie, sondern tatsächlich auch verortet …"

Zum Beispiel auf der Oderbrücke. Dort, wo man vom Stadtteil Słub in den Stadtteil Furt gelangen kann, stehen noch die Gebäude des früheren Grenzschutzes. Für Kurzwelly ist dies das Rathaus seiner jungen Stadt.

Kurzwelly: "Na Barock ist es nicht, hat eher was vom Bauhaus, es ist sozusagen Nutzarchitektur, ne, aber diese Kuppel, das hat durchaus auch sakrale Elemente, das muss ja alles natürlich umgebaut werden als Rathaus usw. …"

Im vergangenen Sommer hat Kurzwelly zusammen mit Studenten von der Viadrina-Universität in Frankfurt schon einmal geprobt, wie der neue deutsch-polnische Alltag aussehen könnte.

Kurzwelly: "Das größte Event war auf der Brücke, wir haben die Gebäude des Grenzschutzes, die ja leer stehen seit 2007, haben wir besetzt, und haben daraus das Słubfurter Rathaus gemacht für ein Wochenende, also mit allen Attributen, mit Schild am Eingang und so weiter."

Kurzwelly und seine Helfer konnten sich vor Interessenten kaum retten.

Kurzwelly: "… da wurden also tatsächlich 200 Ausweise an einem Wochenende beantragt, kamen die Mitarbeiter der Passausgabestelle kaum hinterher mit dem Direktor E. Migrant, dort gab es die neuen Büroräume für die beiden Stadtteilbürgermeister von Słub und von Furt, die haben dann gemeinsam an einem kleinen Tischchen Platz genommen, im Vorzimmer von Władysław Müller, der mal wieder nicht da war."

Władysław Müller ist der Bürgermeister von Słubfurt – gesehen hat ihn allerdings bis heute noch niemand. Der Frankfurter Oberbürgermeister Martin Patzelt hat Verständnis dafür, dass sich sein Vorgesetzter bisher so rar macht.

Patzelt: "Herr Müller ist sehr beschäftigt, ich selber habe ihn noch nie zu Gesicht bekommen, ich habe immer nur mit seinem Sekretariat zu tun und mit seinem Bevollmächtigten, und das ist auch klar, wenn man bedenkt, wie weit wir von Słubfurt noch entfernt sind, dass es also wirklich Realität wird, dann kann man sich vorstellen, dass der zur Zeit gewählte Oberbürgermeister der Stadt Słubfurt wirklich ständig auf Achse ist."

Dabei sollte deutsch-polnische Zusammenarbeit in der Grenzregion eigentlich längst Normalität sein. Am 1. Mai hat sich der EU-Beitritt Polens zum fünften Mal gejährt. Und im Dezember 2007 ist Polen auch dem Schengen-Abkommen beigetreten – seitdem sind die Grenzen offen.

Doch die jüngste Geschichte der Beziehungen zwischen den Grenzstädten Frankfurt (Oder) und Słubice ist auch die Geschichte von hoch trabenden Plänen, die am Ende gescheitert sind.

So hatte der Frankfurter Oberbürgermeister Patzelt vor ein paar Jahren eine ebenso einfache wie geniale Idee, weil er den zunehmenden Wohnungsleerstand auf deutscher Seite nicht länger hinnehmen wollte.

Patzelt: "Es ist für einen normal empfindenden Menschen nicht nachvollziehbar, dass in Frankfurt (Oder) in Größenordnungen Wohnungen abgerissen werden und in Słubice drei Generationen in einer sehr kleinen Wohnung miteinander wohnen leben müssen."

Also wollte Patzelt die Häuser in Frankfurt für einen symbolischen Preis an Polen abgeben, polnische Mieter sollten hier preisgünstig wohnen. So wäre beiden Seiten geholfen gewesen.

Doch der Plan ist gescheitert, das Diskriminierungsverbot der EU stand der Idee im Wege. Noch heute ärgert sich Sören Bollmann, der in Frankfurt eine deutsch-polnische Unternehmensberatung betreibt, über das in seinen Augen dilettantische Vorgehen der Stadt.

Bollmann: "Es ist einfach ne schlechte Kommunikation von der Stadtebene aus, es ist manchmal auch einfach eine schlechte Führung. Man hat so eine Idee wie mit diesen Wohnungen, und anstatt sich das erstmal in Ruhe zu überlegen, geht man damit raus an die Öffentlichkeit und dann funktioniert das nicht, weil vielleicht mehr Sachen dran hängen, als man sich denkt."

Dann war da die Sache mit der Straßenbahn. Längst hatten die zuständigen Gremien in Frankfurt und Słubice die neue Linie über den Grenzfluss durch gewunken – ein symbolträchtiges Prestigeprojekt der neuen Zusammenarbeit. Doch ganz am Ende wurden noch einmal die Frankfurter Bürger befragt – und die entschieden sich gegen die gemeinsame Tram.

Patzelt: "Und dass dieses Projekt damals, dem schon beide Stadtverordnetenversammlungen zugestimmt hatten, schief gegangen ist, hat deutlich gemacht für mich, dass die Menschen, die zur Abstimmung gegangen sind damals, gesagt haben: Wir bauen für die Polen keine Straßenbahn. Sie haben nicht erkannt, dass die Straßenbahn auch weitgehend für die Deutschen gebaut würde."

Manche Frankfurter sehen das auch heute noch anders. Sie halten wenig von deutsch-polnischer Zusammenarbeit – wie dieser Mann, der seinen Namen lieber nicht im Radio hören will.

Mann: "Wenn die rüber fährt und kaputt ist, dann: Ha, du, Deutsche, komm mal rüber und mache sie wieder ganz, das funktioniert doch nicht, können sie doch bauen, bis zur Brücke macht jeder seinen Teil und dann ist gut, warum sollen unsere Leute da rüber, das ist doch völliger Quatsch und Blödsinn und funktioniert nie, wird auch nicht funktionieren."

Doch fernab der großen Projekte ist für einige Menschen das grenzüberschreitende Zusammenleben längst Alltag geworden.

Zum Beispiel in der Frankfurter Euro-Kita, die von deutschen und polnischen Kindern gemeinsam besucht wird. Dabei war die Anreise für die polnischen Kinder anfangs eine ziemlich zeitraubende Angelegenheit, erinnert sich Erzieherin Zofia Götz.

Götz: "Am Anfang war auch sehr lustig, weil die Kinder haben gewartet immer, und diese Grenzabfertigung dauerte lange und die BGS hat uns extra Passierscheine ausstellen müssen, dass die Eltern nicht so lange brauchen warten."

Heute ist das kein Problem mehr – stattdessen kann die Kita die große Nachfrage schon gar nicht mehr bedienen.

Götz: "Wir haben eine Warteliste von polnischer Seite, da kommen schon die Muttis, die schwanger sind und melden Kind, weil zwei Jahre ist Wartezeit."

Auf der anderen Seite der Oder, in einem kleinen Raum im Collegium Polonicum, sitzt Henryk Raczkowski. Der 80 Jahre alte Mann mit dem weißen Rauschebart hat den Einmarsch der Deutschen in Warschau noch selbst miterlebt. Er ist Vertreter einer Generation, der man eher Verbitterung und alte Vorurteile zutraut als die Suche nach Verständigung. Aber Raczkowksi ist verblüffend anders.

Raczkowski: "Ich bin ein Pole, ich habe eine gute deutsch-polnische Erfahrung, ich habe eine europäische Mentalität, und ganze Welt Toleranz, und so ein Mensch müsste in der Zukunft groß wachsen."

Als Vorsitzender der deutsch-polnischen Seniorenakademie organisiert Raczkowski Vorträge für Deutsche und Polen; er ist ein echter Słubfurter, den die große Politik längst nicht mehr interessiert.

Raczkowski: "Politiker machen viele Dummheiten, die machen dumme Politik, deshalb interessiert uns das nicht, wir bleiben Nachbarn, müssen artig und kulturell zusammenleben."

Gleich nach dem Krieg hat er begonnen, Deutsch zu lernen – und so ein neues Verständnis entwickelt für sein Nachbarland.

Raczkowski: "Der Lehrer war ehemaliger Deutscher, und er hat uns so gesagt: Ihr werdet so lange für Deutsche oder für Russen Feinde sein, so lange wie ihr nicht kennen lernt ihre Geschichte, ihre Sprache. Wenn du deinen Feind kennen lernen willst, dann musst du seine Sprache lernen."

Nun sind die deutsch-polnischen Beziehungen längst nicht mehr von offener Feindschaft geprägt. Aber die Kommunikation ist nach wie vor eines der großen Hemmnisse für die Zusammenarbeit, sagt Tomasz Pilarski vom Słubicer Kulturhaus SMOK

Pilarski: "Wir verstehen uns schon ziemlich gut mental, aber wir verstehen uns nicht sprachlich. In Słubicer Stadtverwaltung sprechen Deutsch vielleicht fünf, sechs Personen, im Frankfurter Stadtverwaltung sprechen Polnisch zwei Personen."

Auch die beiden Bürgermeister aus Frankfurt und Słubice brauchen bei Arbeitstreffen immer einen Dolmetscher, und selbst in der Frankfurter Touristeninformation ernten polnischsprachige Gäste nur ein verständnisloses Kopfschütteln – eine absurde Situation für eine Grenzstadt.

Dabei mangele es durchaus nicht am guten Willen, meint Unternehmensberater Sören Bollmann.

Bollmann: "Aber letztlich fehlt da Konsequenz, das, was man für richtig erkannt hat, dem auch im Verwaltungshandeln eine Priorität zu geben. Das heißt natürlich auch möglicherweise ein paar 10.000 Euro für gut ausgebildete, zweisprachige Leute mehr, die sich um nichts anderes kümmern als um deutsch-polnische Zusammenarbeit, um dann bei solchen Sachen wie mit der Straßenbahn, damit man danach nicht in so ein Loch fällt."

Das soll sich nun endlich ändern. Beide Städte haben gemeinsam Fördermittel für ein Projekt beantragt, das die Zusammenarbeit enorm erleichtern würde.

Bollmann: "Konkret soll das so aussehen, dass wahrscheinlich auf der Oderbrücke in den alten Grenzabfertigungsanlagen ein Büro eingerichtet wird, wo zehn Leute arbeiten werden, für ein gemeinsames Stadt- und Tourismusmarketing … Und das ist etwas, was vor allem die letzten Jahre gefehlt hat: Einfach Manpower, einfach Leute, die zweisprachig sind und die in der Lage sind, Kontakte herzustellen und Kommunikation aufrechtzuerhalten, das ist ein wesentlicher Schritt nach vorne."

Dann könnte es auch endlich gelingen, sich der wirklich wichtigen Frage zuzuwenden. Bis heute gibt es nämlich keine klare Zukunftsvision für Frankfurt und Słubice. Kein Wunder also, dass auch ambitionierte Projekte wie die gemeinsame Straßenbahn oft zum Scheitern verurteilt seien, meint Kulturhaus-Chef Pilarski.
Pilarski: "Man hat nicht diskutiert, ob wir in 20, 30 Jahren eine Stadt werden wollen, oder ob wir einfach zwei miteinander sich entwickelnde Städte bleiben wollen, oder ob wir vielleicht gar keine Zusammenarbeit wollen.

Und jetzt sind wir gerade auf einem Punkt, wo wir gesagt haben: Wir brauchen eine Strategie für die Entwicklung der Doppelstadt, und wir versuchen die für die Jahre 2010 – 2020 vorzubereiten, aber um das zu machen, muss man wissen, in welche Richtung die beiden Städte gehen sollen."

Deshalb wird es Anfang Juni eine Zukunftskonferenz geben, auf der sich Bürger und Politiker aus Frankfurt und Słubice mit eben dieser Frage beschäftigen. In einem Jahr dann sollen die beiden Stadtparlamente die gemeinsame Strategie beschließen.

So lange will Słubfurt-Gründer Michael Kurzwelly auf keinen Fall warten. Für ihn ist klar, dass Frankfurt und Słubice nur gemeinsam eine Zukunft haben. Und so hat er sich längst daran gemacht, bei der Geburt seiner neuen Stadt kräftig nachzuhelfen.

Zum Beispiel mit dem großen Tierstimmencasting, das dem Słubfurter Stadtwappen gewidmet war – einem stolzen Hahn, der auf einem Ei thront. Rund 80 Frankfurter und Słubicer machten mit, als ein österreichischer Künstler den besten Hahnenschreiimitator der Stadt suchte.

Kurzwelly: "… der Künstler hat also die Leute ins Mikro krähen lassen und diese Aufnahmen dann mitgenommen nach Österreich und hat sie dort einer Jury bestehend aus oberösterreichischen Landwirtinnen und Landwirten vorgespielt, die haben nur aufgrund des Klangs den besten Hahnenschrei ausgewählt ..."

Natürlich hatte die Rap-Version in den Ohren der strengen österreichischen Bauern keine Chance. Gewonnen hat deshalb ein anderer.

Kurzwelly: "... und das war dann ein damals 13-jähriger Junge, Damian Mielczarek, aus dem Stadtteil Słub, und seitdem konnte man jeden Tag zwischen 7 Uhr morgens und 7 Uhr abends den Hahn auf der Brücke krähen hören durch Megaphone.

... nur gab es ein Problem: In dem Moment, als im Dezember 2007 der Grenzschutz die Grenzanlagen verlassen hat, haben die auch den Strom abgestellt, so dass seitdem der Hahn nicht mehr kräht auf der Brücke, die Megaphone sind noch da, aber der Hahn kräht nicht mehr."

Wer sich heute im Stadtraum auf Spurensuche nach Słubfurt macht, wird vor einem großen Einkaufszentrum im Zentrum von Frankfurt (Oder) trotzdem fündig.

Kurzwelly: "Da, wo Poland, Deutschland und Kaufland zusammenstoßen, da steht das zweite Teilstück der Słubfurter Stadtmauer, das wurde am Tag, als Polen dem Schengener Abkommen beigetreten ist, eingeweiht."

Doch statt Słubfurt nach außen wuchtig zu beschützen, ist die neue Mauer kaum 50 Zentimeter hoch und nur wenige Meter lang.

Kurzwelly: "Die Słubfurter Stadtmauer, die soll ja dazu dienen, dass man sich draufsetzt, dass man Picknick macht, die soll ja benutzt werden, dass man hin- und herspringt, es geht darum: Wie definieren wir unseren Raum? Also: Wir brauchen ja auch Grenzen, wir haben Wohnungen, in denen wir wohnen, und so ist es in unserer Natur veranlagt, dass wir Räume dadurch definieren, dass es irgendetwas gibt, das diesen Raum auch begrenzt."

Nur: Wie kann man eine Stadt begrenzen, die eigentlich erst im Kopf entsteht?
Einen Ort, den es noch gar nicht gibt?

Vielleicht liegt es daran, dass die gedachte Stadt Słubfurt längst viel mehr Wirklichkeit geworden ist, als manch einer glaubt – auch deshalb, weil einige von Kurzwellys umstrittenen Kunstaktionen am Ende zu handfesten Ergebnissen geführt haben.

So war der Künstler vor sechs Jahren auf die Idee gekommen, den Namen seiner Stadt auch im Straßenbild zu verewigen.

Pilarski: "Kurzwelly hat sich eine geheime Aktion ausgedacht, hat Straßenschilder produziert mit dem Namen Słubfurter Straße, und wir sollten die ehemalige Rosa-Luxemburg-Straße und die Fußgängerzone Jedn. Robotnicze in der Nacht mit diesen Schildern umkleben."

In Frankfurt (Oder) ließ die Polizei die Künstler gewähren. In Słubice aber gab es Probleme, erinnert sich Tomasz Pilarski.

Pilarski: "Auf der polnischen Seite kam die Polizei sehr spontan, und dann haben sie gesagt, dass wir eine Ordnungswidrigkeit begangen haben, wurden wir eingeladen zu einem Verhör, und das wurde uns vorgeschlagen, dass wir eine Geldstrafe bezahlen für die Ordnungswidrigkeit, wir haben gesagt, dass wir die Geldstrafe nicht zahlen, dann wurde die ganze Geschichte zu einer Gerichtsverhandlung."

Doch die Verhandlung endete mit einem Freispruch und einem wahren Presserummel um die Künstler – und die Stadtverwaltungen auf beiden Seiten der Oder reagierten spontan.

Pilarski: "Letzten Endes ist die Słubicer Straße auf der Frankfurter Seite entstanden und der Frankfurter Platz auf der Słubicer Seite, die Aktion hatte auch einen wirklichen Erfolg."

Und manche Frankfurter sind auch heute noch davon überzeugt, dass die Słubfurter Straße tatsächlich existiert.

Frau: "... das ist eine Straße bei uns, die Słubfurter Straße. Ja, jajaja, gibt es meiner Meinung nach ja. Von dort hinten bis zur Brücke hin, das ist die Słubfurter."

So mischen sich Fiktion und Realität, und aus dem spleenigen Künstler Kurzwelly ist mit den Jahren ein durchaus respektierter Akteur der Doppelstadt geworden, hat Tomasz Stefanski vom Słubicer Kulturhaus beobachtet.

Pilarski: "Er war eher als Freak betrachtet, und dank der enormen Arbeit ist es zu der Situation gekommen, dass die Idee von beiden Städten sehr schnell aufgegriffen wurde – irgendwie ist es dazu gekommen, dass die Marke sich etabliert hat."

Wer heute durch Frankfurt und Słubice läuft, der findet deshalb beides: Menschen, denen der Begriff Słubfurt noch immer so fremd ist wie vor zehn Jahren. Aber auch immer mehr Bürger, die Słubfurt kennen und schätzen.

Mann: "Sagt Ihnen der Begriff Słubfurt was? – Natürlich, natürlich. – Sind Sie selber Słubfurter? – Ja, kann man so sagen. Was heißt das? Das heißt, gibt es keine Grenze mehr, die Stadt Frankfurt und Słubice wächst zusammen, schon seit paar Jahren."

Frau: "Ja, sicherlich, sicherlich, also für mich ist es ein Begriff."

Mann: "Ja, das ist eine Kombi aus Frankfurt (Oder) und Słubice."

Frau: "Davon haben meine Kollegen mal erzählt, ja."

Mann: "Das ist so eine Fantasiestadt, die entstanden ist aus dem Namen Frankfurt (Oder) und Słubice, und da gibt es bestimmte Projekte, die dort aufgearbeitet werden, man lebt in so einer Fantasiewelt. …ich find’s eigentlich in Ordnung."

Das Denken vieler Menschen – Künstler Kurzwelly hat es längst verändert. Heute hat Słubfurt schon mehr als 350 offizielle Bürger, die mit seiner Idee sympathisieren. Einerseits.

Andererseits leben allein in Frankfurt und Słubice zusammen fast 80.000 Menschen. Auch im Jahr fünf nach der EU-Osterweiterung ist Kurzwellys kreatives Kämpfertum deshalb noch lange nicht überflüssig.