Entscheidungshilfe für Patienten

Von Michael Engel |
Früher fragten Patienten vor einem Eingriff vor allem Freunde und Verwandte nach ihren Erfahrungen in einem bestimmten Krankenhaus. Wie ist der Eingriff verlaufen? Waren die Ärzte kompetent? Oder gab es Probleme? Durch das Internet sind solche Fragen heute viel leichter zu beantworten. Zum Beispiel mit Hilfe sogenannten Online-Klinikführern.
Es gibt 17 Millionen Krankenhausaufenthalte pro Jahr in Deutschland. Doch jeder Patient ist – medizinisch gesehen - ein Einzelfall. Zum Beispiel hier – bei der operativen Entfernung eines lebensbedrohlichen Lungentumors.

Wie hoch ist die Qualität dieser Eingriffe? Wie hoch die Infektionsrate? Bei wie vielen Patienten kommt der Tumor zurück?
Online-Krankenhausführer sollen Auskunft darüber geben. Im Februar vergangenen Jahres ging Hamburg an den Start. Seitdem, so Henry Friedrich Meyer, der die Daten der Krankenhäuser einstellt, klickten 100.000 Menschen auf die Homepage. Und fünf Prozent der Nutzer füllten einen Fragebogen aus.

Verglichen werden ausgewählte Leistungsbereiche von 24 Hamburger Krankenhäusern – darunter das Universitätsklinikum UKE, aber auch konfessionell und privat betriebene Häuser – dies mit Blick zum Beispiel auf Brustkrebsoperationen, Hüftgelenkersatz und Geburtshilfe - insgesamt sind es zehn Bereiche mit hohen Fallzahlen.

Die Unterschiede zwischen den Häusern sind erheblich: Der Spitzenreiter unter den Kliniken meldet 500 Brustkrebsoperationen pro Jahr. Nur 40 Patientinnen hingegen wurden im Klinikum mit der geringsten Fallzahl operiert. Für Betroffene, so Meyer, sind solche Zahlen wichtig für die Wahl einer Klinik. Zeigen Sie doch, wie routiniert die Ärzte sind. Der Online-Klinikführer hat das Interesse der Patienten geweckt.

"Viele fragen nach, warum gibt es nichts im Bereich HNO, warum gibt es nichts im Bereich Leistenbruch. Oder auch Bandscheibenvorfall ins Netz zu stellen und da noch viel, viel mehr Krankheiten abzubilden in ihrer Qualität."
Neben reinen Fallzahlen werden weitere Qualitätsangaben gemacht. Beim Kniegelenkersatz zum Beispiel sind es Statistiken zur "Beweglichkeit nach der Operation". Es geht um Zahlen zu "Wundinfektionen" bis hin zu Angaben über die Sterblichkeit nach dem Eingriff. Auch hier wieder erhebliche Unterschiede.
"Ich denke, wenn ich das aus Sicht der Patientinnen und Patienten betrachten darf, und das sind ja so gesehen unsere Kunden, dann ist es der Start eines Wettbewerbs um Qualität."

Sagt Norbert Ohnesorg – Geschäftsführer der "Klinikum Region Hannover GmbH". Als zweite Stadt in Deutschland ist nunmehr auch die niedersächsische Landeshauptstadt mit einem Krankenhausspiegel nahezu komplett online.

Über Hamburg und Hannover hinaus gibt es eine ganze Reihe weiterer, überregionaler Krankenhausführer. So zum Beispiel der "Klinik-Lotse", die "Weisse-Liste" und "Tk-Online" der Techniker Krankenkasse, die einen ähnlichen Service bieten. Die Internetseite der "Kliniken-Rhein-Rhur" dürfte für Patienten in Nordrhein-Westfalen besonders interessant sein. Auch wenn die Qualität der Kliniken neuerdings online offen liegt, so Ernst Thiel von der Techniker Krankenkasse, habe die Leistungsschau bisher erstaunlicherweise wenig Folgen gehabt.

Soweit ich eine Rückkoppelung aus Hamburg habe, ist es zurzeit nicht feststellbar, dass sich zum Beispiel die Belegungszahlen eines Krankenhauses durch den Spiegel in irgendeiner Weise dramatisch verändert hätten.

Keine Frage: Online-Klinikführer sind eine Bereicherung für die Patienten. Erstmals können Fallzahlen und Heilungserfolge ohne großen Aufwand verglichen werden. Ob solche Informationen allerdings ausreichen, die optimale Klinik zu finden, ist fraglich. Wer überregional sucht, stößt auf unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe. Das macht Vergleiche schwierig. Und letztlich operieren nicht Kliniken, sondern Ärzte. Angaben über deren Expertise fehlen jedoch genauso wie auch das so wichtige Urteil der Patienten. Einschätzungen dazu gibt es bei der Konkurrenz: Zum Beispiel unter www.klinikbewertungen.de.