Entführung durch Boko Haram

Hollande schlägt Gipfeltreffen vor

Von Ursula Welter · 12.05.2014
Im Fall der Entführung von mehr als 200 Schülerinnen durch die Islamistengruppe Boko Haram schaltet sich jetzt Frankreichs Präsident Hollande ein. Er lädt Nigeria und dessen Nachbarstaaten zur Sicherheitskonferenz ein. Aus humanitären Gründen – doch Frankreich verflogt dabei auch wirtschaftliche Interessen.
Frankreichs Staatspräsident hatte bereits in der vergangenen Woche, am achten Mai, in einem Telefongespräch mit dem nigerianischen Präsidenten eine Sicherheitskonferenz angeregt und angeboten, diese Konferenz zu organisieren. Tags zuvor hatte der französische Außenminister in der Nationalversammlung gesagt, eine Gruppe von Spezialisten mit nachrichtendienstlichem Gerät sei zur Unterstützung der nigerianischen Behörden entsandt worden.
"Alles wird mobilisiert, um die Mädchen zu befreien, auch die Presse spielt dabei ein Rolle",
ergänzte gestern Premierminister Manuel Valls in den Abendnachrichten. Frankreichs universelle Vorstellungen von Menschenwürde und Humanität seien in diesem Fall betroffen, unterstrich der Regierungschef.
Drohungen gegen Frankreich und die USA
Die französischen Medien zeigen immer wieder das Video, in dem der Boko-Haram-Chef die Entführung der mehr als 200 Schülerinnen benennt und Drohungen ausruft Richtung Obama, Hollande, Bush und Clinton. Die Drohungen islamistischer Gruppierungen an die Adresse Frankreichs sind seit dem französischen Militäreinsatz in Mali zahlreicher, in Frankreich selbst herrscht deshalb höchste Sicherheits- und Alarmstufe.
Ende Februar war François Hollande zu einem Staatsbesuch nach Nigeria gereist und hatte bei dieser Gelegenheit über strategische und über Handelsfragen gesprochen, die beiden Pfeiler der französischen Afrikapolitik. Seit fast 15 Jahren habe kein französischer Staatspräsident mehr Nigeria besucht, aber er verspreche, dass die Staatsvisiten, der Rhythmus der Besuche nun enger werde – häufigere Besuche in Nigeria aus Freundschaft, aber auch, um französische Bürger in Nigeria und der Region zu schützen.
Frankreich sieht Stabilität in der Region gefährdet
Im vergangenen Jahr hatte es im Grenzgebiet zwischen Nigeria und dem Norden Kameruns Entführungen gegeben, eine Familie mit Kindern und ein französischer Geistlicher waren die Opfer. Auch daran wird in Frankreich jetzt erinnert, da sich Paris um die Sicherheitslage in Nigeria und den Verbleib der nun von Boko Haram entführten Schülerinnen sorgt.
Frankreich sieht die Stabilität der gesamten Region durch die Aktivitäten von Boko Haram gefährdet, und damit auch die eigenen Wirtschaftsfragen betroffen, wie Präsident Hollande schon im Februar betonte. Waren im Wert von fünf Milliarden Euro wurden im vergangenen Jahr gehandelt, die französischen Exporte nach Nigeria zogen im vergangenen Jahr um fast zehn Prozent an. Frankreich sieht in dem wachstumsstarken Land ein großes Potenzial.
Die für Samstag ins Auge gefasste Konferenz könne als Sicherheitskonferenz angelegt werden, heißt es im Umfeld des französischen Staatspräsidenten. Sie werde stattfinden, wenn Nigeria und die Vertreter der angrenzenden Staaten dies wünschten.
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