Energieversorgung

Sorge vor Blackout in der Ukraine

Nix drin: Ein Druckventil an einer Gasleitung der ukrainischen Speicherstation Bilche-Volytsko-Uherske steht auf null.
Nix drin: Ein Druckventil an einer Gasleitung der ukrainischen Speicherstation Bilche-Volytsko-Uherske steht auf null. © AFP / Alexander Zobin
Von Sabine Adler |
Seit Monaten streiten die Ukraine und Russland um den Preis für bereits geliefertes Gas und für zukünftige Lieferungen. Jetzt ist zwar eine Einigung in Sicht, die Energieversorger des Landes schlagen aber dennoch Alarm.
Im Kriegsgebiet in der Ostukraine fällt seit Monaten der Strom aus. Auch die Gasversorgung ist immer wieder unterbrochen. Im Rest des Landes sind noch immer alle Heizungen kalt und auch aus den Warmwasserhähnen kommt kein heißes Wasser. Viele Wärmekraftwerke der Ukraine liegen im Krisengebiet. Sie sind zum Teil zerstört oder stehen still, weil sie keine Kohle bekommen, denn auch die Bergwerke haben ihren Betrieb eingestellt, entweder, weil sie ohne Strom nicht betrieben werden können oder weil auch sie beschädigt sind.
Ukrainische Energieexperten schlagen Alarm. Sie fürchten einen Blackout, denn sie wissen nicht, woraus die wenigen Kraftwerke den Strom bzw. Wärme produzieren sollen. Und werfen der Regierung Untätigkeit vor. Die Zeit läuft, mahnt der Generaldirektor des Heizkraftwerkes von Dneprpetrowsk, Maksim Timtschenko:
"Kohleimporte brauchen einen langen Vorlauf. Wenn wir Kohle aus dem Kusnezker Gebiet in Sibirien importieren, muss man mit bis zu drei Wochen rechnen, die der Transport in die Ukraine benötigt. Per Schiff dauern die Importe noch länger, einen bis anderthalb Monate, dann kommt dazu, dass Kohle im Winter einfriert und es sehr schwer wird, sie auszuladen, außerdem frieren die Häfen zu."
"Die Ukraine wird Gas bekommen"
Zudem liefert Russland seit Juni kein Gas mehr. Am Freitag haben Wladimir Putin und Petro Poroschenko erste Schritte für die Beilegung des Gasstreits aufeinander zu getan. Der ukrainische Präsident ist deswegen zuversichtlich, dass das Gas noch vor Winteranfang wieder fließen wird.
"Die Ukraine wird Gas bekommen und wird es warm haben. Das ist das Resultat unserer Vereinbarung. Das Problem zu welchem Preis ist zum Teil gelöst. Jetzt geht es als Nächstes um die Schulden. Die Ukraine bekennt sich zu ihren Schulden für das verbrauchte Gas seit vergangenem Jahr. Die Ukraine hat Probleme, das Geld dafür bereitzustellen. Unter anderem deshalb, weil wir eine bedeutende Menge Gas nach Donezk und Lugansk liefern, das Gas dort verbraucht wird, aber wir keine Kopeke dafür bekommen. Was für eine Wahl haben wir? Das Gas abstellen und die Menschen bei Minustemperaturen frieren lassen? Natürlich nicht. Schließlich sind dort Ukrainer."
Putin und Poroschenko haben sich auf einen Preis von 385 $ pro 1000 Kubikmeter geeinigt. Ein Nachlass von 100 $ für alles Gas, das bis Ende März geliefert wurde. Die Menge, die von April bis zum Lieferstopp im Juni geflossen ist, soll 485 $ kosten, das wäre der alte, noch von Julia Timoschenko ausgehandelte Preis, den Poroschenko unannehmbar hoch findet und nicht akzeptiert. Bei den Gesprächen morgen in Brüssel wird er eine Rolle spielen.
Kiew soll Altschulden bezahlen
Noch sind weit mehr Fragen offen als geklärt. Muss nur das abgenommene Gas bezahlt werden? Was geschieht mit der Lagerstätte im Schwarzen Meer vor der Krim? Putin fordert: Bevor Moskau den Gashahn wieder öffnet, müssen 1,5 Milliarden Dollar der Gesamtschuld überwiesen worden sein.
Die Kohle, die für die Heizkraftwerke importiert werden muss, kostet zusätzlich, sagt Vadim Ulidar, Vizeminister im ukrainischen Energieministerium.
"Bis Ende des Jahres müssen bis zu vier Millionen Tonnen Kohle importiert werden, es entstehen Mehrkosten von ein bis zwei Milliarden Griwna."
Die Ukrainer hoffen, dass Gas und Kohle schnell geliefert, dass sich vor allem aber Geldgeber für die hohen Rechnungen finden werden und schauen dabei nach Brüssel und Washington.
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