Energie-Embargo gegen Russland

"Unsere Gasimporte finanzieren den Krieg nicht"

08:26 Minuten
Rohre einer Gaspipeline
Über die Pipeline Nord Stream 1 kommt noch russisches Gas in Deutschland an. Die Journalistin Ulrike Herrmann warnt: Ein Boykott hätte verheerende Folgen für die Industrie. © imago / BildFunkMV
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Deutschlands Energieimporte aus Russland sind aus Sicht der Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann nicht problematisch. Das Land führe den Krieg gegen die Ukraine aus eigener Wirtschaftskraft und in Rubel. Die deutsche Industrie aber brauche Gas.
Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar hat Deutschland laut einer Studie rund 9,1 Milliarden Euro für Gas-, Öl- und Kohleimporte an Russland gezahlt. Füllt es damit indirekt Putins Kriegskasse? Ulrike Herrmann, Wirtschaftskorrespondentin der "tageszeitung" (taz), hält dagegen: "Man muss einfach klarhaben, dass unsere Gasimporte den Krieg in der Ukraine nicht finanzieren und nicht verlängern."
Herrmann widerspricht damit unter anderem der "Wirtschaftsweisen" Veronika Grimm. Diese vertritt die Meinung, dass allein die monatlich aus der EU nach Russland fließenden etwa 20 Milliarden Euro Putins Kriegsführung erleichterten. Grimm spricht sich für einen raschen Gasboykott aus.

Russland kann autark Krieg führen

Für seine Exporte bekomme Russland zwar Dollar und Euro, doch könne es damit wegen der Sanktionen "nichts anfangen", argumentiert Herrmann. Es kämen "überhaupt keine westlichen Waren" an. "Russland ist zwar ein armes Land, aber es ist autark, wenn es darum geht, Krieg zu führen", so die Journalistin.

Man braucht für Krieg nur drei Dinge: Waffen, Energie und Nahrungsmittel. Alle drei Sachen hat Russland im Überfluss. Das heißt, die Russen führen ihren Krieg in Rubel. Die brauchen unsere Dollar und Euro gar nicht, um Krieg zu führen.

Ulrike Herrmann

Erdgas ist Putins Waffe gegen Deutschland

Das erkläre auch, warum Putin damit drohen könne, das Gas in Deutschland "abzustellen". Wenn kein Gas mehr komme, habe das "enorme Effekte" auf die Industrie, warnt Herrmann. Mit Erdgas werde nicht nur große Hitze erzeugt, sondern es sei gleichzeitig ein "Grundstoff". Daraus würden viele Kunststoffe hergestellt, vor allem Dünger.

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"Wenn man ohne Gas dasitzt, müssten große Teile der chemischen Industrie schließen", so Herrmann. Die gesamte westliche Industrie brauche aber deren Produkte. "Putin hat da eine Waffe gegen Deutschland, das muss man ganz ernst nehmen."
Ein Öl- und Gasembargo würde der Wirtschaftsjournalistin zufolge die Inflation in Deutschland von derzeit 7,4 Prozent wahrscheinlich auf über zehn Prozent treiben.

Nur noch Kartoffeln und Zwiebeln in Russland

Die Euro und Dollar aus dem Westen brauche Putin für die Zeit nach dem Krieg, so Herrmann. Das Leben in Russland sei derzeit "außerordentlich unschön", wie sie formuliert: "Es gibt – ich übertreibe nicht – eigentlich nur noch Kartoffeln und Zwiebeln zu kaufen. Die westlichen Waren sind alle weg, sind nicht mehr im Schaufenster. Das heißt, die russische Bevölkerung leidet im Augenblick."
Mit westlichen Devisen würde Putin nach dem Krieg Konsumgüter aus dem Westen kaufen wollen, um der Bevölkerung das Gefühl zu geben, dass der Krieg "gar nicht so schlimm" gewesen sei und es nun wieder aufwärts gehe.
(bth)

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