"Ende der Schonzeit"

Von Jörg Taszman · 13.02.2013
Die Regisseurin Franziska Schlotterer zeigt in ihrem Film die Auswirkungen politischer Macht auf das Leben und Denken des Einzelnen. "Ende der Schonzeit" fängt die Widersprüche im Alltag der Nazizeit ein und zeigt auf, wie man eine Geschichte aus dieser Zeit erzählen kann: ein packender Film.
1942 an der deutschschweizerischen Grenze. Albert (Christian Friedel), ein junger Jude versucht zu fliehen und trifft dabei auf einen örtlichen Wilderer, den stämmigen Bauern Fritz (Hans Jochen Wagner).

Der nimmt den jungen Mann spontan bei sich in der Scheune auf und riskiert damit, selber ins KZ zu kommen. Fritz ist seit zehn Jahren mit Emma (Brigitte Hobmeier) verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos und beide leben eher freudlos nebeneinanderher.

Albert ist Fritz zunächst willkommen. Der Hof ist abgelegen und er kann einen Knecht ganz gut brauchen. Und dann ist da auch noch das Problem mit dem Stammhalter. Albert soll der Emma ein Kind machen und das unter seiner Aufsicht. Nur mit Gefühlen hat es Fritz nicht so und als zwischen Emma und Albert langsam eine Annäherung stattfindet, nehmen latente und offene Spannung zu und Sehnsucht, Leidenschaft und Verrat kommen ins Spiel.

Regisseurin Franziska Schlotterer (Jahrgang 1972) hat mit ihrem Spielfilmdebüt einen ebenso originellen, wie packenden Film gedreht, der die Widersprüche im Alltag der Nazizeit beklemmend einfängt. Neben dem herausragenden Schauspieltrio, fallen die einfach und schön komponierten Bilder auf. Viele Zuschauer mögen zu Unrecht den Reflex haben, bei Filmen die in der Nazizeit spielen mit einem "nicht schon wieder" zu reagieren.

Aber Ende der Schonzeit beweist eindrücklich, wie man eine klischeefreie, komplexe, stimmige und am Ende auch berührende Geschichte aus dieser Zeit erzählen kann. Hier stehen Menschen vor Entscheidungen die auch in Friedenszeiten Freundschaften und Ehen auf die Probe stellen würden. In einer Diktatur lösen sie dann auch Tragödien aus.

Regie: Franziska Schlotterer, Deutschland 2012, Hauptdarsteller: Brigitte Hobmeier, Hans-Jochen Wagner, Christian Friedel, 98 Minuten