Emergency-Call

Jedes Jahr verlieren mehr als 40.000 Menschen ihr Leben durch Unfälle auf europäischen Straßen, mehr als 1,7 Millionen werden verletzt. Viele Leben könnten jährlich gerettet werden, wenn den Rettungskräften schneller die genaue Position des Unfalls bekannt wäre. Dafür soll zukünftig europaweit der Emergency-Call, kurz eCall sorgen.
Der Startschuss für den automatischen Notruf. Das im Fahrzeug verbaute eCall-Modul registriert die Auslösung des Airbags, erkennt, wie ein Navigationsgerät, die aktuelle Position des Wagens und schickt die Daten per Mobilfunk an die Nummer 112.
"Und baut danach einen Sprachanruf auf."
Lars Reger von der Firma NXP hält das flache, etwa Feuerzeug große eCall-Modul in der Hand.
"Sodass die Rettungsleitstelle dann mit den Fahrzeuginsassen reden kann. Wie mit einer Freisprecheinrichtung kann der ins Wageninnere reinhören. Und kann feststellen, war es versehentlich ausgelöst oder ist etwas Echtes passiert, antwortet vielleicht keiner mehr im Auto? Und kann dann positionsgenau die Hilfe losschicken."
Und das bereits wenige Sekunden nach einem Unfall. 40 bis 50 Prozent Zeitersparnis gegenüber dem heutigen Zustand soll das bringen. Über den sogenannten Can-Bus, in dem die gesamte Fahrzeug-Elektronik vernetzt ist, registriert das eCall-Modul noch weitere Informationen, die für die Rettungsleitstellen wichtig sein können.
"Zum Beispiel Rollover-Sensoren, Hey, das war ein Überschlag. Ich kann Informationen über den CAN-Bus bekommen, wie viele Gurtschlösser waren eingerastet, was mir sehr hilft, wenn ich zum Beispiel einen Siebensitzer habe, ich krieg über die Fahrgestellnummer mitgeteilt, das ist ein Siebensitzer gewesen, dass ich dann weiß, hat nur der Fahrer drin gesessen oder war der Wagen voll besetzt. Das entscheidet natürlich, ob die Rettungsleitstelle, ob sie nun sieben Krankenwagen losschicken muss oder nur einen."
Irgendwann zwischen 2013 und 2015 sollen eCall-Module wie das der Firma NXP verpflichtend in Neuwagen in Europa eingebaut werden. Wer befürchtet, von da an im Auto kontrolliert zu werden, den kann Lars Reger beruhigen.
"Das Modul nimmt permanent die Satellitenposition auf, aber wird erst dann aktiv, wenn es feststellt es hat einen Unfall gegeben."
Erst nach einem Unfall also werden Daten wie Position, Uhrzeit, aber auch Fahrgestellnummer versandt. Mit dieser lassen sich Fahrzeugtyp und -Farbe ermitteln - was dabei hilft, das Auto beispielsweise auf einem Parkplatz zu entdecken. Etwa der Hälfte der Notrufe geht nämlich kein Unfall voraus, sondern zum Beispiel gesundheitliche Probleme des Fahrers. Dafür oder auch für die Beobachtung eines Unfalls ist der SOS-Knopf vorgesehen. Da einige Auto-Hersteller bereits einen Notruf-Dienst anbieten, lässt sich dieser auch vorführen.
"Hier oben im Dachmodul ist der SOS-Knopf. Ich drücke jetzt die Schutzklappe, die geht auf, und jetzt kann ich, wenn ich hier auf System drücke, den Notruf absetzen."
"BMW-Assist, Sie haben einen Notruf ausgelöst, was ist passiert?"
"Grüß Gott, Reger hier, von NXP-Semiconductors, wir machen einen angekündigten Testanruf."
"Schon mal gut, dass nichts passiert ist."
"Können Sie mir einen Gefallen tun und mir sagen, was Sie von mir an Daten auf dem Schirm sehen?"
"Also ich hab hier die Troplowitzstraße in Hamburg, südliche Richtung. Kann auch dann sehen, was für ein Fahrzeug, 5er Serie, Titan-Silber metallic."
Unter 100 Euro soll so ein Modul kosten, wenn es zukünftig in Neuwagen verbaut werden wird. Doch allein damit wird noch kein automatischer Notruf zustande kommen. Damit er europaweit funktioniert, muss die Infrastruktur der Rettungsdienste auf einen gemeinsamen Standard gebracht werden. Alle müssten zum Beispiel die Notrufnummer 112, auf der eCall basiert, empfangen - und dann den übermittelten Datensatz auch noch auslesen können.
"Die Notrufzentralen haben einen sehr unterschiedlichen Ausrüstungsstand."
Weiß Harry Evers, der sich in Abstimmung mit der EU-Kommission und dem Bundesverkehrsministerium um die europaweite Umsetzung des eCall kümmert.
"In Deutschland haben wir eine besondere Situation, dass wir knapp 300 Einsatzleitstellen, Notrufannahmestellen haben, die auch unterschiedlich ausgestattet sind, teilweise noch analog, teilweise gut ausgestattet mit digitaler Infrastruktur, entsprechenden Kartendarstellungen."
Wenn diese sogenannten Telematik-Systeme erst einmal integriert sind, wird damit auch eine Plattform für viele weitere Dienste existieren, zum Beispiel Fahrerassistenzsysteme für das automatisierte Einfädeln von Fahrzeugen nach dem Reißverschlussprinzip.
"Und zukünftig wird es im Bereich der Elektromobilität die Vernetzung von Fahrzeugen geben, damit Sie die nächste Batterie wieder aufladen können."
Natürlich werden auch Online-Dienste integriert. Lars Reger von NXP lässt sich über das mit der Sprachausgabe des Navigationsgeräts vernetzte Modul schon heute die Nachrichten vorlesen.
Technikverliebte Besitzer werden endlich auch außerhalb des Fahrersitzes mit ihrem Wagen kommunizieren können. Übers Handy lassen sich das eCall-Modul und damit die im Auto eingebaute Elektronik fernsteuern.
"Ich kann mein Auto auf und zu schließen, kann schauen, wie viel Sprit ich noch im Tank habe, kann dem Auto die Standheizung anschalten. Über einen besonderen Pincode kann ich die Trackingfunktion im Auto freischalten und dann kann die Polizei sehen, wo das Auto gerade ist, wenn ich es als gestohlen melde."
Für Autodiebe ist das keine gute Nachricht und Skeptiker werden nun doch eine mögliche Überwachung fürchten.
Wenn dann das eigene Auto und viele andere drum herum plötzlich anfangen, Krach zu schlagen, sollte man übrigens nicht lange rätselnd davor stehen bleiben. Im Katastrophenfall, so haben es sich Forscher vom Fraunhofer-Institut ausgedacht, sollen über Telematik-Systeme die Hupen der Autos ferngesteuert werden, um sie damit als flächendeckendes Warnsystem nutzen zu können.
"Und baut danach einen Sprachanruf auf."
Lars Reger von der Firma NXP hält das flache, etwa Feuerzeug große eCall-Modul in der Hand.
"Sodass die Rettungsleitstelle dann mit den Fahrzeuginsassen reden kann. Wie mit einer Freisprecheinrichtung kann der ins Wageninnere reinhören. Und kann feststellen, war es versehentlich ausgelöst oder ist etwas Echtes passiert, antwortet vielleicht keiner mehr im Auto? Und kann dann positionsgenau die Hilfe losschicken."
Und das bereits wenige Sekunden nach einem Unfall. 40 bis 50 Prozent Zeitersparnis gegenüber dem heutigen Zustand soll das bringen. Über den sogenannten Can-Bus, in dem die gesamte Fahrzeug-Elektronik vernetzt ist, registriert das eCall-Modul noch weitere Informationen, die für die Rettungsleitstellen wichtig sein können.
"Zum Beispiel Rollover-Sensoren, Hey, das war ein Überschlag. Ich kann Informationen über den CAN-Bus bekommen, wie viele Gurtschlösser waren eingerastet, was mir sehr hilft, wenn ich zum Beispiel einen Siebensitzer habe, ich krieg über die Fahrgestellnummer mitgeteilt, das ist ein Siebensitzer gewesen, dass ich dann weiß, hat nur der Fahrer drin gesessen oder war der Wagen voll besetzt. Das entscheidet natürlich, ob die Rettungsleitstelle, ob sie nun sieben Krankenwagen losschicken muss oder nur einen."
Irgendwann zwischen 2013 und 2015 sollen eCall-Module wie das der Firma NXP verpflichtend in Neuwagen in Europa eingebaut werden. Wer befürchtet, von da an im Auto kontrolliert zu werden, den kann Lars Reger beruhigen.
"Das Modul nimmt permanent die Satellitenposition auf, aber wird erst dann aktiv, wenn es feststellt es hat einen Unfall gegeben."
Erst nach einem Unfall also werden Daten wie Position, Uhrzeit, aber auch Fahrgestellnummer versandt. Mit dieser lassen sich Fahrzeugtyp und -Farbe ermitteln - was dabei hilft, das Auto beispielsweise auf einem Parkplatz zu entdecken. Etwa der Hälfte der Notrufe geht nämlich kein Unfall voraus, sondern zum Beispiel gesundheitliche Probleme des Fahrers. Dafür oder auch für die Beobachtung eines Unfalls ist der SOS-Knopf vorgesehen. Da einige Auto-Hersteller bereits einen Notruf-Dienst anbieten, lässt sich dieser auch vorführen.
"Hier oben im Dachmodul ist der SOS-Knopf. Ich drücke jetzt die Schutzklappe, die geht auf, und jetzt kann ich, wenn ich hier auf System drücke, den Notruf absetzen."
"BMW-Assist, Sie haben einen Notruf ausgelöst, was ist passiert?"
"Grüß Gott, Reger hier, von NXP-Semiconductors, wir machen einen angekündigten Testanruf."
"Schon mal gut, dass nichts passiert ist."
"Können Sie mir einen Gefallen tun und mir sagen, was Sie von mir an Daten auf dem Schirm sehen?"
"Also ich hab hier die Troplowitzstraße in Hamburg, südliche Richtung. Kann auch dann sehen, was für ein Fahrzeug, 5er Serie, Titan-Silber metallic."
Unter 100 Euro soll so ein Modul kosten, wenn es zukünftig in Neuwagen verbaut werden wird. Doch allein damit wird noch kein automatischer Notruf zustande kommen. Damit er europaweit funktioniert, muss die Infrastruktur der Rettungsdienste auf einen gemeinsamen Standard gebracht werden. Alle müssten zum Beispiel die Notrufnummer 112, auf der eCall basiert, empfangen - und dann den übermittelten Datensatz auch noch auslesen können.
"Die Notrufzentralen haben einen sehr unterschiedlichen Ausrüstungsstand."
Weiß Harry Evers, der sich in Abstimmung mit der EU-Kommission und dem Bundesverkehrsministerium um die europaweite Umsetzung des eCall kümmert.
"In Deutschland haben wir eine besondere Situation, dass wir knapp 300 Einsatzleitstellen, Notrufannahmestellen haben, die auch unterschiedlich ausgestattet sind, teilweise noch analog, teilweise gut ausgestattet mit digitaler Infrastruktur, entsprechenden Kartendarstellungen."
Wenn diese sogenannten Telematik-Systeme erst einmal integriert sind, wird damit auch eine Plattform für viele weitere Dienste existieren, zum Beispiel Fahrerassistenzsysteme für das automatisierte Einfädeln von Fahrzeugen nach dem Reißverschlussprinzip.
"Und zukünftig wird es im Bereich der Elektromobilität die Vernetzung von Fahrzeugen geben, damit Sie die nächste Batterie wieder aufladen können."
Natürlich werden auch Online-Dienste integriert. Lars Reger von NXP lässt sich über das mit der Sprachausgabe des Navigationsgeräts vernetzte Modul schon heute die Nachrichten vorlesen.
Technikverliebte Besitzer werden endlich auch außerhalb des Fahrersitzes mit ihrem Wagen kommunizieren können. Übers Handy lassen sich das eCall-Modul und damit die im Auto eingebaute Elektronik fernsteuern.
"Ich kann mein Auto auf und zu schließen, kann schauen, wie viel Sprit ich noch im Tank habe, kann dem Auto die Standheizung anschalten. Über einen besonderen Pincode kann ich die Trackingfunktion im Auto freischalten und dann kann die Polizei sehen, wo das Auto gerade ist, wenn ich es als gestohlen melde."
Für Autodiebe ist das keine gute Nachricht und Skeptiker werden nun doch eine mögliche Überwachung fürchten.
Wenn dann das eigene Auto und viele andere drum herum plötzlich anfangen, Krach zu schlagen, sollte man übrigens nicht lange rätselnd davor stehen bleiben. Im Katastrophenfall, so haben es sich Forscher vom Fraunhofer-Institut ausgedacht, sollen über Telematik-Systeme die Hupen der Autos ferngesteuert werden, um sie damit als flächendeckendes Warnsystem nutzen zu können.