Weltmeister im Chancen auslassen
Die Chancenverwertung war mangelhaft. Trotzdem wurde Deutschland Gruppensieger mit einem 1:0 gegen Nordirland. Platz 2 sicherten sich die Polen vor den Nordiren.
In meiner Jugend habe ich für Wacker 04 in Berlin Fußball gespielt. Als Torhüter und ab und zu auch als defensiver Mittelfeldspieler. Gleich bei meinem ersten Auftritt trafen wir auf den SC Staaken. Die waren damals so stark wie heute die deutsche Mannschaft. Die Staakener spielten, als gäbe es kein Morgen. Angriff um Angriff rollte auf mein Tor zu. Ich warf alles rein, was ich hatte. Vom Pfosten prallte der Ball an meinen Kopf und von dort wieder ins Feld zurück. Lange 25 Minuten konnte ich diesem Sturmlauf standhalten. Dann war es um mich geschehen. Ich musste zum ersten Mal hinter mich greifen. Zur Pause hatte ich fünf Eier im Nest. Am Ende sogar Elf. Nicht ganz so viele Tore, passiert ja auf höherem Niveau ohnehin nur sehr selten, aber definitiv mehr als einen Treffer hätte eigentlich auch der nordirische Torwart Michael Mc Govern kassieren müssen. Aber mehr als das eine Tor von Mario Gomez nach einer halben Stunde, der erstmals bei dieser Europameisterschaft von Anfang an dabei war, sprang nicht heraus. Und das obwohl der Weltmeister nach der Kritik an seinem zurückhaltenen Offensivspiel gegen Polen wie aufgedreht über den Rasen fegte. Eine Entdeckung war EM-Debütant Joshua Kimmich, der über die rechte Seite immer wieder für Impulse sorgte. Was lehrt uns diese Leistung für das Achtelfinale? Gegen Mannschaften, die nicht nur hinten drin stehen, wie die Nordiren, musst Du bei Möglichkeiten für drei Spiele einfach höher gewinnen, als nur 1:0. Jetzt geht es wahrscheinlich gegen die Slowaken. Vorsicht: Gegen die gab es gerade eine Lektion bei der 1:3 Testspiel-Klatsche im Regen von Augsburg.
It´s a Klassiker
hat mal Franz Beckenbauer über Deutschland gegen England fallen lassen. Hat er ja auch recht. Aber jetzt bekommen wir im Achtelfinale einen ganz anderen Klassiker. Die Neuauflage des 2012er Endspiels Spanien gegen Italien. Damals 4:0 für die Iberer. Garantiert hätten sich die Beiden diesen Vergleich gerne für später aufgehoben. Aber die Spanier brockten sich diese Partie ein, weil sie im letzten Gruppenspiel kurz vor Schluss mit 1:2 gegen Kroatien verloren haben. Verdient, denn die Kroaten investierten deutlich mehr in dieses Finale um den Gruppensieg und legten deutlich mehr Leidenschaft an den Tag. Und so drehten sie die Begegnung nach einer schnellen spanischen Führung noch. Der Ausgleich quasi mit dem Pausenpfiff. Das Siegtor in der 88. Minute durch den früheren Dortmunder und Wolfsburger Ivan Perisic. Kroatien trifft nun auf einen Gruppendritten. Übersteht Deutschland das Achtelfinale bekommt es die DFB-Elf im Viertelfinale mit dem Sieger des Südeuropa-Gipfels Italien gegen Spanien zu tun. Na denn viel Spaß...