EM-Tagebuch (10)

Schweizer träumen von den Deutschen

Der Schweizer Granit Xhaka mit zerrissenem Trikot im EM-Spiel gegen Frankreich
Auch der Schweizer Granit Xhaka musste sein Trikot austauschen. © Deutschlandradio / Matthias Horn
Von Thomas Wheeler |
Frankreich hat sein Minimalziel erreicht und steht als Gruppensieger im Achtelfinale. Auch die Schweiz ist als Zweiter weiter. Albanien kann noch hoffen.
Ciriaco Sforza, kennen Sie den noch? Der Schweizer war Profi beim 1. FC Kaiserslautern und beim FC Bayern München. Bei den Lauterern hatte er mal Zoff mit Otto Rehhagel, weil er Otto sagen wollte, wie das mit dem erfolgreichen Fußball so geht. Beim ZDF saß er bei den Entscheidungsspielen der Gruppe A als Experte im Studio. Zusammen mit seinem Landsmann, Martin Schmidt, der ist ja Übungsleiter beim FSV Mainz 05.Versteht sich, ging ja um den Verbleib der Nati bei dieser Europameisterschaft. Und das haben sie wirklich gut angestellt. Dem Gastgeber beim 0:0 mit Glück und Geschick einen Punkt abgeköpft und damit Zweiter geworden. Sie gaben wirklich alles. Gleich drei Spieler mussten ihre rerrissenen Trikots austauschen. Erstmals stehen unsere Nachbarn damit in einem EM-Achtelfinale. Sforza und Schmidt sind nun heiß auf die deutsche Mannschaft. Sollte die nämlich auch Gruppenzweiter werden, geht es gegen die Eidgenossen. Kommt es dazu, brauchen Jogis Jungs ihre Koffer vor dem Achtelfinale gar nicht auspacken. Warum? Ganz einfach. Schweiz gegen Deutschland in Frankreich im Achtelfinale. Das geht gleich aus mehreren Gründen nicht. Hatten wir nämlich alles schon mal. Ist zwar schon sehr lange her, endete aber sehr schmerzhaft. Denn bei der WM 1938 bezwangen uns die Männer mit dem weißen Kreuz auf den roten Hemden im Wiederholungsspiel 4:2. So offensiv ist der aktuelle Nati-Kader allemal. Also bloß Finger weg von diesem Gegner. Die Franzosen haben es da wahrscheinlich leichter. Sie treffen als Gruppenerster auf einen Dritten. Auf wen ist noch nicht klar.
Albanien hofft auf nächsten Coup
Apropos Dritter. Die Albaner belegen diesen Platz in der Endabrechnung der Gruppe A. Und das ist eine Riesenüberraschung! Kompliment! Ob es nun sogar zum Achtelfinale reicht, hängt vom Ausgang der anderen Gruppen ab. Bei einem Torverhältnis von 1:3 und drei Punkten sind die Chancen dafür allerdings nicht so berauschend. Trotzdem konnte zum Vorrundenabschluss gefeiert werden, denn es gab den ersten EM-Endrundensieg! Ein 1:0 gegen Rumänien. Der rumänische Torhüter Ciprian Tatarasanu patzte und Armando Sidaku konnte nicht anders und erzielte das einzige Tor mit dem Kopf. In dieser sehr unansehnlichen Partie wurde gegrätscht, der Ellbogen in fast alle Körperteile des Kontrahenten gerammt, geschubst, gerangelt. Nee, das war mehr Rugby. Und das, wo die Rumänen doch mal Fußball zelebrierten. Das ist allerdings auch schon wieder mehr als 20 Jahre her. Damals hätten sie bei der WM 1994 sogar fast das Halbfinale erreicht. Diesmal, wo es um alles ging, waren sie eine einzige Enttäuschung. Nach dem ordentlichen Auftritt im Eröffnungsspiel und der guten Leistung in der ersten Hälfte gegen die Schweiz pflegten die Erben Hagis in der entscheidenden Begegnung wieder ihren Mauer-Power-Soccer. Zwei Möglichkeiten, von denen die eine der Unparteiische mit einer regelwidrigen Abseitsentscheidung zunichte machte und die andere an der Latte endete, waren viel zu wenig. Keine Sinfonie auf dem Rasen so wie früher, stattdessen Frust über den letzten Gruppenplatz und das Ausscheiden. Auf Wiedersehen Rumänien, vielleicht wird´s ja was mit der Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland.