Elke Schmitter zum grünen Höhenflug

"Habeck taugt als Projektionsfigur für alles Mögliche"

06:44 Minuten
Der Co-Vorsitzende der Grünen, Robert Habeck, bei einer Veranstaltung mit Publikum im Rücken, schaut zur Seite und lächelt
Zuerst Staatsbürger, dann Grüner: So tritt Robert Habeck, Co-Vorsitzender von Bündnis90/Grüne, auf. Deshalb will er Rot-Grün-Rot in Bremen auch nicht als Signal für den Bund werten. © imago/Mike Schmidt
Moderation: Anke Schaefer · 07.06.2019
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Ganz oben in den Umfragen, entscheidend für die Koalition in Bremen: Ohne die Grünen geht es derzeit nicht. Doch wohin würde eine grüne Bundesregierung steuern? Für Elke Schmitter eine offene Frage. Die Spiegel-Autorin meint: einfach ausprobieren.
Grünen-Chef Robert Habeck ist in jüngsten Umfragen Deutschlands beliebtester Politiker, seine Partei stärkste Kraft. Doch Habeck empfiehlt sich nicht offensiv als künftiger Kanzlerkandidat. Diese Zurückhaltung habe ihm nicht geschadet, sagt die Journalistin Elke Schmitter im Deutschlandfunk Kultur. Im Gegenteil: "Das Freundliche, Empathische, das von ihm ausgeht, dass er als Projektionsfigur taugt für alles Mögliche, hat ihn ja zu diesen phänomenalen Umfragewerten bisher gebracht."
Elke Schmitter sitzt auf einem Sessel auf einem Podium und hält ein Mikrofon in der Hand
Die Schriftstellerin und Journalistin Elke Schmitter© imago/STAR-MEDIA
Ist aber der Höhenflug womöglich nur eine grüne Blase, die beim Kontakt mit der Regierungsrealität platzt? Blasen gebe es immer, sagt die "Spiegel"-Autorin - und verweist auf die Große Koalition:
"Wir leben derzeit in einer christlich-konservativen Blase. Also wir leben mit einer Regierung, die - was zum Beispiel die Innenpolitik betrifft - sehr viel konservativer, reaktionärer und zum Teil auch wirklich menschenfeindlicher agiert, als es eigentlich dem christlichen Weltbild entsprechen darf."

Veggie-Day würde heute auf Zustimmung stoßen

Ob die Grünen, sollten sie demnächst im Bund regieren, den Kapitalismus umbauen wollen, ist nach Überzeugung Schmitters offen: "Ich glaube, da sind auch die klaren Linien noch nicht ausgemacht. Die Grünen haben einen antikapitalistischen Flügel und einen im Grunde doch marktwirtschaftlich-freundlichen Flügel." Auch bei Rot-Grün unter Kanzler Schröder habe es beide Anteile gegeben: "Es lässt sich vielleicht auch nur gesamtgesellschaftlich klären, im Ausprobieren."
Eine Prognose stellt die Journalistin aber jetzt schon: Der von den Grünen einst vorgeschlagene Veggie-Day - also einmal wöchentlich nur fleischloses Essen in Kantinen anzubieten - würde nicht mehr zu einem Umfrageabsturz führen. "Ich glaube, derselbe Vorschlag heute würde auf überwältigende Zustimmung stoßen", so Schmitter. "Sie würden zumindest heute nicht mehr dafür angefeindet."
(bth)

Das vollständige Gespräch mit Elke Schmitter hören Sie hier:

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