Eliteförderung in Deutschland

Von Georg Gruber |
Eigentlich sind sich alle einig: Die deutschen Universitäten können im internationalen Vergleich nicht mithalten. Es gibt kein deutsches Harvard oder Princeton. Anfang vergangenen Jahres wurde das auch von der Bundesregierung zum großen Thema gemacht: Sie erklärte 2004 zum Jahr der Bildung, Forschung und Innovation.
Die Bildungsministerin verkündete: sie wolle Spitzenuniversitäten fördern, mit Bundesmitteln. Die Bundesländer verfolgten hingegen ein anderes Konzept: Ein "Elitenetzwerk" einzelner Fakultäten und nicht ganzer Universitäten.

Zweimal durften die Universitäten hoffen, schienen sich Bund und Länder geeinigt zu haben. Zuletzt im November. Zwei große Vorhaben schienen beschlussreif:

Ein "Pakt für Forschung und Innovation", zugunsten von Forschungseinrichtungen, wie der Max-Planck-Gesellschaft. Und eine "Exzellenzinitiative": Extra-Mittel für Graduiertenschulen, Elite-Netzwerke sowie für Spitzenuniversitäten, die schon in den Startlöchern sitzen, um sich für das Programm zu bewerben. Da sitzen sie noch heute. Denn die BLK stellte im November eine endgültige Beschlussfassung zurück, wegen ungeklärter Finanzierungsfragen und der Beratungen der Föderalismuskommission, die ja dann im Dezember gerade an Bildungsfragen scheitern sollte, mit lautem Knall. Seitdem befinden sich die Hochschulen in "Geiselhaft der Politik", so der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz Peter Gaehtgens.

"Wenn man es genauer nehmen will, ist Geiselnehmer der Konflikt, der da derzeit zwischen Bund und Ländern besteht und auch zwischen einigen Bundesländern existiert und die aus Gründen, die mit der Wissenschaft überhaupt nichts zu tun haben, ein Programm in der Wissenschaft blockieren. Das ist der eigentliche Punkt dabei. "

Seit dem Scheitern der Förderalismuskommission erpressen Bund und Länder sich wechselseitig. 1,9 Milliarden Euro zur Förderung der Hochschulen liegen sozusagen auf einem Sperrkonto, auf das keiner Zugriff hat. Dass ein sinnvolles Programm, wie die Förderung der chronisch unterfinanzierten Universitäten nun an machtpolitischen Rangeleien scheitert, ist für außen stehende nur schwer nachvollziehbar. Zumal nach Ansicht von Wissenschaftlern Deutschland im Begriff ist, den Anschluss an die internationale Entwicklung zu verlieren. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrates Max Einhäupl:

"Ich darf hier einfach als Argument anführen: In einem internationalen Ranking von Universitäten erscheint die erste deutsche Universität auf Platz 47. Das ist erst mal schon Besorgnis erregend. Aber besonders Besorgnis erregend ist, dass es auch europäische Universitäten gibt, die auf den ersten zehn Plätzen stehen. Das heißt, das sind unsere unmittelbaren Wettbewerber auch um europäische Studenten in Zukunft."

Doch während die Wissenschaft Klartext redet, flüchten sich die zuständigen Länderminister in Floskeln.

Am vergangenen Freitag hat sich die Kultusministerkonferenz dafür ausgesprochen, "die zeitnahe Umsetzung der in der Bund-Länder-Kommission ... beratenen Programme zur Förderung der außeruniversitären und der universitären Forschung zu ermöglichen".

Man darf gespannt sein, wie zeitnah.