Element of Crime starten Podcast

Plaudern aus dem Nähkästchen

07:08 Minuten
Element of Crime in einem Feld neben einem Schuppen
Mit Podcasts erobert Sven Regener von Element of Crime nach Musik und Büchern jetzt schon das dritte Medium. © Universal Music / Charlotte Goltermann
Philipp Kressmann im Gespräch mit Carsten Beyer · 28.12.2020
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Musiker-Podcasts sind der große neue Trend. Jetzt machen auch Element of Crime einen – mit einer Folge für jedes ihrer 15 Alben. Das ist oft spannend und aufschlussreich, aber auch sehr lang.
2020 war für Musikmagazine kein gutes Jahr. Die Zeitschrift "Q" wurde eingestellt ,und auch die "Spex", die sich schon zuvor von ihrer Printausgabe verabschiedet hatte, musste in diesem Jahr ihr endgültiges Aus verkünden. Demgegenüber erfreuen sich Musikerpodcasts großer Beliebtheit. Podcasts also, in denen Musiker die Berichterstattung über sich und ihre Musik quasi selbst in die Hand nehmen. Das aktuellste Beispiel ist "Narzissen und Kakteen" – der Podcast von Element of Crime.
In dem Podcast nehme sich die Band pro Folge eins ihrer Alben vor und erzähle so chronologisch ihre Geschichte, sagt Tonart-Kritiker Philipp Kressmann. Es werde über musikalische Einflüsse, die erste Tour und auch die Zusammenarbeit mit John Cale von Velvet Underground gesprochen. Die Gespräche würden dabei ohne Leitfaden stattfinden und auch die Musik sei in separate Playlists ausgelagert worden. Es gehe also nur um den freien Dialog der Musiker.
Trotzdem sieht Kressmann in dem Podcast mehr als eine Selbstbespaßung von Element of Crime, da die Band auch immer wieder Popgeschichte streifen würde. Es gehe zum Beispiel um die Szene in Berlin, das Ende der Neuen Deutschen Welle und um eine Zeit vor Streaming. Also eine Zeit, in der Produktion und Rezeption von Musik noch anders funktionierten als heute.
In der Unstrukturiertheit der Gespräche sieht Kressmann zwar die große Stärke, aber zugleich auch die Schwäche von "Narzissen und Kakteen". Einerseits könne Sänger Sven Regener so zwar ungefiltert Insider-Wissen auspacken, wie die Idee, Brian Eno als Produzenten für das zweite Album anzufragen, was auch für Nicht-Fans spannend sein könnte. Gleichzeitig führe das aber auch dazu, dass beispielsweise die zweite Folge des Podcasts anderthalb Stunden lang sei, was wiederum hauptsächlich für Fans interessant sei.
Wie es besser gehe, könne man an dem aktuellen Podcast über Joy Division und New Order oder auch an "Reflektor" von Tocotronics Jan Müller sehen.
(hte)
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