Elektronische Patientenakte

Verbraucherschützer: Die App ist sicher

Thomas Moormann im Gespräch mit Ute Welty  · 28.12.2021
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Die elektronische Patientenakte nutzen bisher nur wenige Patienten. Dabei lobt Verbraucherschützer Thomas Moormann die App als sicher und sieht viele Vorteile. Sorgen bereitet ihm das komplizierte Berechtigungsmanagement. Das werde viele überfordern.
Gesetzlich Krankenversicherte können seit Anfang des Jahres eine App mit elektronischer Patientenakte herunterladen. Dort lassen sich Röntgenbilder, Laborbefunde, der Impfpass und Rezepte sammeln. Allerdings müssen bisher vor allem die Patienten aktiv werden, denn viele Arztpraxen sind noch nicht an das System angeschlossen. Ab 2022 treten weitere Regelungen in Kraft.

Bisher nutzten erst nahezu 300.000 Personen bundesweit die elektronische Patientenakte, sagt Thomas Moormann von der Verbraucherzentrale und beruft sich dabei auf Schätzungen. Das seien weniger als 0,5 Prozent der gesetzlich Versicherten.

Die Patienten mitnehmen

Eine gesetzliche Pflicht hält Moormann für wenig sinnvoll: "Wir wollen die Menschen mitnehmen." Die elektronische Patienakte biete eigentlich für die Patienten einen großen Mehrwert. "Deshalb müssen die Menschen überzeugt sein." Das gelte auch für die Ärzte.
Bei der Pandemiebekämpfung habe sich gezeigt, dass Länder wie Israel durch ihre elektronische Patientenakten viel dazu beigetragen hätten, Daten für die Forschung zur Verfügung zu stellen. Deutschland habe davon sehr profitiert.

Problematische Regelung ab Januar

Als Verbraucherschützer blickt Moormann mit Sorge auf das "umfangreiche Berechtigungskonzept", das ab Januar gelten soll. Es sei sehr kompliziert und werde viele Menschen überfordern, die dann erklären müssten, wer die Informationen in der Akte einsehen darf. "Es kann dazu führen, dass wichtige Informationen nicht hochgeladen werden", so Moormann. Damit könnten in der Patienakte Informationen fehlen, die für die Behandlung aber bedeutsam seien.

Digitalisierung hinkt hinterher

Das Sicherheitsniveau der elektronischen Patientenakte sei sehr hoch, so der Verbraucherschützer. Es müssten aber weit mehr Patienten darüber informiert werden, dass es diese App gebe und auch von deren Nutzen überzeugt werden.
Eigentlich sei bereits vor 15 Jahren beschlossen worden, die elektronische Patientenakte fächendeckend einzuführen, sagt Moormann. Doch bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens habe in den letzten Jahren das Tempo gefehlt. "Wir merken wir jetzt, dass wir da sehr stark hinterherhinken, wenn man das im europäischen Vergleich betrachten würde."
(gem)

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