Elektromobilität als Wahlkampfthema

"Interessante Offenlegung der Konflikte in der Großen Koalition"

Ein Elektroauto
Elektrofahrzeug an einer öffentlichen Elektro-Ladestation: Um E-Mobilität populärer zu machen, ,müssen solche Infrastrukturen deutlich ausgebaut werden, meint Basil Kerski. © picture alliance / dpa / Foto: Markus Scholz
Basil Kerski im Gespräch mit Marcus Pindur · 11.08.2017
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz fordert eine Quote für Elektroautos - ein Thema, das gar nicht so neu ist. Schon Anfang 2017 habe sich die Bundesumweltministerin Barbara Hendricks dafür ausgesprochen, sagt der deutsch-polnische Publizist Basil Kerski.
Europaweit solle über eine Quote für Elektro-Autos nachgedacht werden, fordert der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz. Zudem solle es im Herbst einen zweiten Dieselgipfel geben. Reine Wahlkampfmunition?
Da Bundeskanzlerin Angela Merkel zu diesem Thema im Augenblick eher schweigt, könnte Schulz mit dem Thema vielleicht tatsächlich punkten. Denn dem ARD-Deutschland-Trend zufolge finden 67 Prozent befragten Bundesbürger, die Politik sei viel zu nachsichtig gegenüber den Autokonzernen. 57 Prozent sagen, sie hätten ihr Vertrauen in die Autoindustrie verloren.

Skepsis ist geboten

Unser heutiger Gast, der deutsch-polnische Publizist und Herausgeber des Magazins "Dialog" Basil Kerski, zeigt sich allerdings skeptisch: Er sei zwar sehr dafür die Industrie mit demokratischen Mitteln dazu zu bringen, innovativer zu werden.
Basil Kerski bei der DLF-Sendung "Zur Diskussion - Streitfragen Ost-West" aus dem Zeitgeschichtlichem Forum Leipzig, 15.06.2016
Basil Kerski© Deutschlandradio / Nils Heider
"Aber ich glaube, sehr viele Menschen denken, dass die Sache mit einer einfachen Lösung nicht erledigt ist. Um Elektroautos massenhaft einzuführen – vor allem in den Städten – brauchen wir eine sehr komplexe Infrastruktur."

Hendricks und Dobrindt ringen um die Quote

Das Thema Elektromobilität spiegelt für ihn gut die Widersprüche in der Regierung wider, denn neu sei die Idee einer Quote nicht: Die Bundesumweltministerin (SPD) habe bereits im Januar die Quote gefordert, der Verkehrsminister (CSU) aber dagegen opponiert – "das ist eine interessante Offenlegung der Konflikte dieser Großen Koalition".
Eine festgelegte Mindestanzahl von Elektro-Autos auf die Straßen zu schicken ist im Übrigen nicht revolutionär – in zwei Jahren will China eine Quote einführen, im US-Staat Kalifornien gibt es sie schon. "Wir sprechen hier nicht von Utopien", sagte Kerski, der es für eine vernünftige Idee hält, europaweit nach einer Lösung zu suchen. Beispiel Polen: Er lebe in Berlin und Danzig, kenne somit die Situation in Polen gut und wisse, dass das Land in Sachen Elektromobilität noch hinterher hinke.

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